DER MANN MIT DEM GLASAUGE
(Deutschland 1969) R: Alfred Vohrer
Eine Tänzerin vergnügt sich mit ihrem
Geliebten in einem Hotelzimmer. Plötzlich taucht eine maskierte
Gestalt auf, tötet den Burschen mit einem gezielten Messerwurf
und verschwindet unerkannt. Das Mädchen namens Leila kommt
zunächst mit dem Schrecken davon, wird jedoch wenig später
Opfer eines perfiden Giftanschlags. Inspektor Perkins (Horst Tappert)
und sein Mitarbeiter Sergeant Pepper (Stefan Behrens) nehmen die
Ermittlungen auf, selbstverständlich unter den kritischen
Blicken ihres Vorgesetzten Sir Arthur (Hubert von Meyerinck). Die
Nachforschungen führen Scotland Yard in einen Billard-Club. Dort
gehen vermutlich illegale Geschäfte über die Tische, doch
Sir Arthur mag seinen Beamten keinen Glauben schenken. Das Mordopfer
Leila war Mitglied der "Las-Vegas-Girls", als ein
schleimiger Lappen zwei weitere Damen aus der illustren Truppe
entführen will, wird auch er von einem Unbekannten per
Messerwurf gekillt. Die Lage scheint zunehmend unübersichtlicher,
denn irgendwer hat es auf die "Las-Vegas-Girls" abgesehen,
gleichzeitig tötet ein rätselhafter Messerwerfer diverse
Schurken. Welche Bedeutung haben die immer wieder auftauchenden
Glasaugen? Welche Rolle spielt die Tänzerin Yvonne Duval (Karin
Hübner), die von dem nervösen Bruce Sharringham (Fritz
Wepper) umworben wird? Führt die Spur des Mörders zu Bruce,
der ganz offensichtlich ein Problem mit Drogen hat...???
"Der
Mann mit dem Glasauge" wurde Ende 1968 gedreht, bereits im
Februar 1969 erstrahlte der Film auf den Leinwänden der
Republik. Wie so oft führte Alfred Vohrer Regie. Der emsigste
aller Wallace Regisseure, verabschiedete sich mit seinem insgesamt
14. Beitrag aus der Filmreihe von Rialto. Ein üppiger Anteil am
Gesamtwerk, geht damit auf sein Konto. Insgesamt brachte es die Serie
auf 32 Filme, nach "Der Mann mit dem Glasauge" folgten noch
vier weitere Titel. Für diese Produktion griff man erneut auf
bewährtes Personal zurück. Neben Vohrer war es auch für
einige andere gestandene Mitarbeiter, der endgültige Abschied
aus dem Wallace Universum. Mit Vohrer ging dessen knuffige
Assistentin Eva Ebner. Vor der Kamera waren es die finalen Auftritte
für Ilse Pagé, Harry Wüstenhagen, Jan Hendriks und
Hubert von Meyerinck, um nur einige Namen zu nennen. Die Musik
komponierte wie so oft Peter Thomas, der den peppigen Vorspann mit
einem herrlichen Groove untermalt, sofort ist für beste Laune
gesorgt. Karl Löb zeichnet für die Kamera verantwortlich,
wie immer ist seine Arbeit ohne Fehl und Tadel. Wie schon die zeitnah
gedrehten Vorgänger, atmet auch dieses Werk den Geist der späten
sechziger Jahre in vollen Zügen. Die Farben leuchten in aller
Pracht. Sie sorgen damit für diese wohlige Atmosphäre, in
die ich immer wieder gern eintauche. Alfred Vohrer baut bekanntlich
gern kleine Ferkeleien und/oder schlüpfrige Anspielungen ein. So
müssen wir auch hier nicht auf eine kleine Prise Möpse und
Popo verzichten, vermeintlich verdorbene Dialoge inklusive. Ein ganz
offenkundig schwules Pärchen darf kurz für Stimmung sorgen.
Für Vohrer sicher eine Genugtuung, welche für die damalige
Zeit recht gewagt erscheint. Dieser dezent subversive Unterton, macht
den Film gleich noch eine Portion sympathischer. Der geneigte Fan
bekommt die gesamte Palette an Wallace Köstlichkeiten geboten:
Herrliche Dialoge, schräge Vögel und groteske Momente,
einen zupackenden Ermittler und dessen beknackten Assistenten, den
völlig unfähigen Yard Chef und Lustmolch, Albernheiten und
Tragik, hier und da ein bisschen Sex, Drogen und Groove. Die
"Messermorde" fallen recht blutig aus, die Farbe des Blutes
weckte in mir Assoziationen mit den wundervollen Gruselschockern von
Hammer und Konsorten.
Ein kurzer Blick auf die Darsteller.
Horst Tappert gefiel mir schon in "Der Gorilla von Soho"
sehr gut, der äußerst positive Eindruck bestätigt
sich hier. Einen kleinen Schwachpunkt stellt die Besetzung des
Sergeant Pepper dar. Uwe Friedrichsen spielte das leicht debile
Helferlein von Tappert im besagten "Gorilla von Soho, leider war
er für "Glasauge" nicht verfügbar. Stefan Behrens
übertreibt es mit den Albernheiten, doch schlimmer als das was
er sagt, ist die Art und Weise wie er es vorträgt. Dieses
krächzige Stimmchen ist kaum zu ertragen. Es sollte auch nicht
unterschlagen werden, dass die Chemie zwischen Tappert und
Friedrichsen weitaus stimmiger war. Der zweite Irre im Bunde wird
erneut von Hubert von Meyerinck dargestellt. An ihn hat man sich
inzwischen gewöhnt, auch wenn er nie die liebenswerte
Seltsamkeit einen Sir John (Siegfried Schürenberg) erreicht.
Immerhin hat seine Sekretärin Mabel (Ilse Pagé) sich auch
endlich mit Sir Arthur abgefunden, die beiden flirten gar heftig
miteinander (Wehe, wenn Sir John davon Wind bekommt...). Frau Pagé
gibt sich hier generell ein wenig frivoler als üblich, sehr
angenehm. Die weibliche Hauptrolle wurde mit Karin Hübner zwar
durchaus sympathisch, aber ein wenig zu unscheinbar besetzt.
Unscheinbar nicht in der Hinsicht auf die optischen Qualitäten
der Dame, ihr Spiel (und die Anlage der Rolle) geben nicht allzu viel
her. Andererseits mag diese Ausrichtung für den Gesamteindruck
notwendig sein, darauf kann ich wegen Spoilergefahr nicht näher
eingehen. Eine ganz starke Leistung bekommen wir von Friedel Schuster
zu sehen, die als kalte und hartherzige Tyrannin geradezu brillant
aufspielt. Fritz Wepper war mir noch nie besonders angenehm, ich
akzeptiere ihn als Sklave von Derrick, seinen späteren Chef
trifft er hier übrigens zum ersten Mal vor der Kamera. Der stets
verschwitzte, gehetzte Jüngling steht im gut zu Gesicht, er
liefert eine solide und glaubwürdige Vorstellung ab. Es würde
den Rahmen eines Kurzkommentars sprengen, wenn ich nun alle
Mitwirkenden erwähnen würde. Auf die sehr gelungenen
Auftritte von Harry Wüstenhagen, Jan Hendriks und Rudolf
Schündler, sei mir trotzdem ein kurzer Hinweis gestattet. Die
kleine Rolle von Ewa Strömberg erfreute meine entzündeten
Augen, ich hätte die schöne Schwedin gern ausführlicher
zu Gesicht bekommen. Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass Iris
Berben in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist.
Der 28. Edgar
Wallace Film aus dem Hause Rialto. Damit ist auch die Zeit für
die letzte der acht DVD-Boxen angebrochen, die insgesamt fünf
Filme an Bord hat. "Der Mann mit dem Glasauge" wird durch
folgende Titel ergänzt:
- Das Gesicht im Dunkeln
- Die Tote aus der Themse
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds
Mein persönlicher
"Wallace Marathon" steuert unaufhaltsam auf die Ziellinie
zu. Es wird ein erhabenes Gefühl sein, all diese Perlen
innerhalb weniger Monate geschaut zu haben. Ein wenig wehmütig
stimmt es mich auch, doch bekanntlich ist nach der Sichtung vor der
Sichtung! Für ein endgültiges Fazit ist es noch zu früh,
doch das Unternehmen hat mir bereits jetzt jede Menge Freude
bereitet. Alte Schätzchen aus der Jugend wurden erneut geschaut,
vergessene Perlen ausgegraben, mancher Titel gar der Erstsichtung
zugeführt. Nebenbei steht noch "Der Teufel kam aus Akasava"
an. Eine Wallace Verfilmung von CCC-Film, bei der Jess Franco Regie
führte. Dazu nach erfolgter Betrachtung mehr.
"Der
Mann mit dem Glasauge" schafft es nicht in die vorderen Ränge
meiner "Wallace Rangliste", doch bei einem derart starken
Feld, soll dies nun wahrlich kein Mangel sein. Alfred Vohrers
Abschied hat mich gut unterhalten, kleine Schwächen mag ich dem
Streifen nicht ankreiden. Es reicht ganz locker für 7/10 (gut),
die Tendenz weist in Richtung "gut bis sehr gut".
Lieblingszitat:
"Aha! ...und wie lange soll ich blasen?"
"Wie ich schon sagte, bis er ganz steif ist!"
(Nein, dieses Zitat hat nichts mit Sex zu tun! Ihr Ferkel!)
"Aha! ...und wie lange soll ich blasen?"
"Wie ich schon sagte, bis er ganz steif ist!"
(Nein, dieses Zitat hat nichts mit Sex zu tun! Ihr Ferkel!)
- Blap -
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