MAD MAX
(Australien 1979) R: George Miller
Die nahe Zukunft
sieht finster aus, auch im gelobten Land Australien. Auf den Straßen
treibt sich allerlei Gesindel herum, die Polizei kommt kaum noch
gegen die Flut aus Gewalt und Terror an. Max Rockatansky (Mel Gibson)
gehört zu den zuverlässigsten Hütern des Gesetzes,
sein Chef Fifi Macaffee (Roger Ward) hält große Stücke
auf ihn. Bei einer wüsten Verfolgungsjagd zerlegt ein irrer Typ,
der sich selbst Nightrider (Vincent Gil) nennt, etliche Polizei- und
Zivilfahrzeuge. Dem Druck des harten Max ist der Nightrider nicht
gewachsen, er verliert die Kontrolle über sein Gefährt und
reicht den Löffel. Die Höllenjockeys, treue Gefolgsleute
des Nightriders, gieren nach Vergeltung und Zerstörung. Goose
(Steve Bisley) wird zum Opfer der Höllenjockeys, er endet als
verbranntes Stück Fleisch auf der Intensivstation. Der
Motorradcop war nicht nur ein geschätzter Kollege, sondern auch
ein guter Freund für Max. Rockatansky hat die Schnauze voll. Er
will die Brocken endgültig hinwerfen, sich Zeit für seine
Frau und das gemeinsame Kind nehmen. Boss Macaffee redet ihm zu, er
solle sich die Sache überlegen, zunächst ein paar Wochen
Abstand gewinnen und Urlaub machen. Die kleine Familie fährt
entspannt durchs Hinterland, doch es kommt zu einer Konfrontation mit
den Höllenjockeys, die inzwischen vom wahnsinnigen Toecutter
(Hugh Keays-Byrne) angeführt werden. Die Lage eskaliert
unaufhaltsam, die sadistischen Verbrecher fahren des Maxens Dame samt
Bengel zu Klump. Max verliert die Fassung. Nach kurzer Trauer holt er
die Uniform aus der Kiste, und bringt den stärksten V8 der
Polizei in seinen Besitz. Mad Max eröffnet die Jagd auf die
Höllenjockeys, es wird keine Gefangenen geben...
"Eigentlich"
sollte man sich eine Inhaltsangabe (und weitere Ausführungen) zu
diesem Film sparen können. Nahezu jeder Filmfreund dürfte
sich diesen Klassiker mehrfach zu Gemüte geführt haben.
Aber vielleicht gibt es ja doch noch neugierigen Nachwuchs, der diese
Perle tatsächlich noch nicht gesehen hat. Heute ist das Wort
"Kultfilm" abgegriffen, wird für jeden zweiten Film
von der Stange verwendet, ist zur hohlen Worthülse verkommen. In
den frühen achtziger Jahren war dies noch anders, die beiden
ersten "Mad Max" Filme gehörten zum erlauchten Kreis
echter Kultfilme. Mit wenig Geld hat Regisseur George Miller einen
packenden Reißer an den Start gebracht. Für mich hat "Mad
Max" auch nach all den Jahren nichts von seinem Reiz eingebüßt.
Mel Gibson mag sich längst in die endlose Riege belangloser
Hollywood-Hohlkörper eingereiht haben, doch für seine
damalige Darbietung bleibt ihm ein Platz in meinem Herzen sicher. Der
Fairness halber sollte man nicht vergessen, dass Gibson auch im
späteren Verlauf seiner Karriere in guten Filmen mitgewirkt hat.
So möchte ich z.B. die "Lethal Weapon" Reihe nicht
missen, deren vier Teile sich getrost zu den besten
Mainstream-Actionfilmen zählen dürfen. Zurück zu "Mad
Max", der in einer frühen Phase der Endzeit angesiedelt
ist. Noch ist die Gesellschaft nicht vollständig kollabiert,
doch Gevatter Chaos und Bruder Zerstörung, sägen bereits
mit allem Nachdruck an den Grundfesten des Systems. Wer sich
Verbrechern wie den "Höllenjockeys" in den Weg stellt,
wird von diesen kurzerhand abgemurkst, wer mit ein paar gebrochenen
Knochen davonkommt, darf sich nahezu wie ein Gewinner fühlen.
Mord und Totschlag, Schändung und Erniedrigung sind an der
Tagesordnung. Der Arm des Gesetzes wird dem Treiben nicht mehr Herr,
bedient sich bei Bedarf selbst fragwürdiger Methoden. Die
Versorgung der Grundbedürfnisse steht nur noch auf Füßchen
aus dünnem Ton, Treibstoff wurde bereits rationiert, was zu
einem weiteren Anstieg der Kriminalität führt. Der Film
bezieht seine Atmosphäre nicht aus aufwändigen Kulissen, es
sind die vielen kleinen Dinge, die für ein stimmiges und
intensives Gesamtbild sorgen. Hier tönt uns per Durchsage die
Spritrationierung ans Ohr, dort wird ein Schwerverletzter von der
abgestumpften Polizei kaum beachtet. Nicht zu vergessen das
verfallene Polizeirevier, Vater Staat befindet sich ganz
offensichtlich in Auflösung.
Was man hier mit
bescheidenen Finanzmitteln aus dem Hut gezaubert hat, ist wirklich
aller Ehren wert und sorgt für Begeisterung. Die
Verfolgungssequenzen sind packend inszeniert, überhaupt steht
die erdige Bodenständigkeit der Action dem Streifen perfekt zu
Gesicht. Mel Gibson überzeugt als tougher Polizist, dessen Sorge
um die eigene Familie, den Wunsch nach Abstand vom alltäglichen
Wahnsinn wachsen lässt. Raus aus dem Polizeiwagen, runter vom
glühenden Asphalt, der längst zu einer gnadenlosen
Knochenmühle verkommen ist. Zu einem blutgierigen Fleischwolf,
durch den sich Gesetzesbrecher und Gesetzeshüter gegenseitig
pressen. Die Grenzen zwischen den Guten und den Bösen scheinen
zu verschwimmen, mehr und mehr im Taumel aus Gewalt und Wahnsinn zu
verwischen. Doch nicht nur Gibson liefert eine solide Leistung ab. Wo
heute oft nur noch seltsam oberflächliche Abziehbilder am Start
sind, werden die Nebenrollen -egal auf welcher Seite sie stehen- hier
greifbar, saugen den Zuschauer in das Geschehen hinein. Irre
Bösewichter haben es naturgemäß einfacher eine
Duftmarke zu hinterlassen, aber in "Mad Max" überzeugen
auch die "guten Nebenhelden". Da hätten wir den
kernigen Steve Bisley, der den Abschaum am liebsten ohne
Gerichtsverhandlung von der Strasse fegen möchte. Roger Ward
kahlschädelt angenehm kantig umher, versucht irgendwie seine
Leute auf Kurs zu halten. Hugh Keays-Byrne als völlig
durchgeknallter Anführer der Höllenjockeys darf alle
Register ziehen, der Wahn leuchtet im regelrecht aus den Augen. Der
Typ hatte jede Menge Spaß beim Dreh, da würde ich glatt
mein Hinterteil drauf verwetten. Bei einem Film dieser Art, fallen
selbstverständlich die Gefährte der Protagonisten recht
stark ins Gewicht. Auch hier bleibt "Mad Max" überwiegend
bodenständig. Die Mopeds der Höllenjockeys weisen nur
dezente Veränderungen auf, die Wagen der Polizei kommen eine
Spur prägnanter daher. Besonders die Kiste, mit der unser Maxen
schließlich zum finalen Kampf ausrückt. Ein wuchtiger
PS-Klotz mit V8-Motor, Max sorgt für blankes Entsetzen bei
seinen Widersachern.
Ein kleiner Film aus Australien, der sich
schnell einen gigantischen Ruf erarbeitete. Man nehme ein beginnendes
Endzeitszenario, spinne darum einen Faden aus Road- und Rockermovie,
füge Rache ist Blutwurst hinzu, garniere das Süppchen mit
einer Prise Romantik, schmecke mit einem Helden und einigen fiesen
Fratzen ab. Fertig ist das vorzügliche Menü, eine
gehaltvolle Speise, die man immer wieder gern auf der Karte
vorfindet. Bedingt durch den großen Erfolg, legte man bereits
1981 "Mad Max 2" nach. Erneut führte George Miller
Regie, erneut landete er einen Volltreffer. Ich werde in nächster
Zeit auf den Nachfolger eingehen, doch wir wollen nichts überstürzen.
"Mad Max" liegt mir als DVD aus dem Hause Warner vor. Die
Scheibe bietet den Film in ansprechender Qualität, leider gibt
es keinerlei Boni für den Fan. Man kann -wie so oft- den Stempel
"Typische Warner Veröffentlichung" auf die Hülle
kloppen. Da der Preis sehr moderat ausfällt, will ich über
die schwache (zutreffender: nicht vorhandene) Ausstattung
hinwegsehen. Alternativ ist auch ein Set mit allen drei Teilen
erhältlich, dort hat man die drei Einzelscheiben in einen
zusätzlichen Schuber gestopft.
An dieser Stelle ziehe
ich gern 8,5/10 (seht gut bis überragend). Der Film ist mir seit
den frühen achtziger Jahren ein treuer Begleiter. Es gibt keine
Anzeichen dafür, dass sich jemals eine Änderung dieses
Zustandes einstellen wird. Erst der Knochenmann mit der satanischen
Sense des Verderbens wird diese Freundschaft beenden.
Lieblingszitat: (Überhaupt eines DER Zitate! Ich liebe es!)
"Die Kette an der Handschelle ist aus Edelstahl. Du brauchst etwa zehn Minuten um sie durchzusägen. Aber wenn du Glück hast, dann schaffst du es in fünf Minuten deinen Knöchel durchzusägen."
"Die Kette an der Handschelle ist aus Edelstahl. Du brauchst etwa zehn Minuten um sie durchzusägen. Aber wenn du Glück hast, dann schaffst du es in fünf Minuten deinen Knöchel durchzusägen."
- Blap -
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