LAST HOUSE ON THE LEFT - Remake -
(USA 2009) R: Dennis Iliadis
Terror-Klassiker in neuen Kleidern
Mari
Collingwood (Sara Paxton) fährt mit ihren Eltern Emma (Monica
Potter) und John (Tony Goldwyn) zum Ferienhaus der Familie. Das
Anwesen befindet sich in einer abgelegenen Idylle, direkt an einem
See gelegen, umgeben von Wald. Bereits kurz nach der Ankunft möchte
Mari ihre Freundin Paige (Martha MacIsaac) besuchen, die sie seit
einiger Zeit nicht mehr gesehen hat. Paige arbeitet in einem kleinen
Laden, die Mädchen lernen dort den ruhigen Justin (Spencer Treat
Clark) kennen. Justin verspricht den Freundinnen einen Joint, sie
folgen ihm zu dessen Motel. Das Trio verbringt unbeschwerte Momente
miteinander, doch plötzlich tauchen Krug (Garret Dillahunt), dessen
Bruder Francis (Aaron Paul) und Sadie (Riki Lindhome) auf. Krug ist
Justins Vater, Francis sein Bruder, Sadie die Freundin Krugs. Sofort
beschleicht die Mädchen ein ungutes Gefühl, denn die Gestalten
machen keinen sonderlich freundlichen Eindruck. Der Schein trügt
nicht, Krug ist ein gesuchter Schwerverbrecher, der sich auf der
Flucht vor dem Gesetz befindet. Die verängstigten Mädchen werden
von Krug und seinen Begleitern entführt, man fährt mit dem Auto
der Collingwoods los, welches Mari von ihren Eltern für den Ausflug
zu ihrer Freundin geliehen bekam. Mari unternimmt während der Fahrt
einen verzweifelten Fluchtversuch, der jedoch kläglich scheitert,
und zur Zerstörung des fahrbaren Untersatzes führt. Krug und seine
Begleiter sind nun stinksauer, die vorlaute Paige bekommt die
Klingen der Killer zu spüren, Mari wird von Krug brutal
missbraucht. Wenig später unternimmt Mari einen zweiten
Fluchtversuch, der jedoch mit einer Kugel in ihrem Rücken endet.
Krug und Konsorten suchen nach einem Unterschlupf für die Nacht,
denn ein bedrohlicher Sturm zieht auf. Ahnungslos klopfen sie an die
Tür der Collingwoods, die den Fremden ein Nachtquartier
anbieten...
Das
Original aus dem Jahre 1972 wurde von Wes Craven inszeniert, völlig
zu Recht gilt der Film als Klassiker. Nun hat die seit ein paar
Jahren grassierende "Remake-Welle" auch diesen Streifen
erwischt, auf dem Regiestuhl nahm Dennis Iliadis Platz. Das Remake
ist durchaus als gelungen zu bezeichnen, erreicht aber zu keiner
Zeit die fiese, dreckige und räudige Intensität der legendären
Vorlage. Dies führe ich in erster Linie darauf zurück, dass der
Krug aus dem Original von David Hess unfassbar irre und abstoßend
dargestellt wird. Garett Dillahunt müht sich als Oberfiesling zwar
redlich, wirkt im Vergleich zu Hess wie ein kleiner Taschendieb.
Auch die Rolle von Krugs Sohn wurde verändert, leider in Richtung
Weichspülgang. Einen Vorteil hat das Remake aber auf seiner Seite.
Die beiden debilen Polizisten aus der Vorlage wurden entfernt, was
ich ausdrücklich begrüße.
Wenden wir uns den
Schauspielern zu. Sara Paxton spielt die Rolle der Mari glaubwürdig,
ihre Figur ist ein ganz normales Teeniegirl, mit völlig normalen
Stärken und Schwächen. Das Glück der Familie Collingwood, wird
vom Tod von Maris älterem überschattet, der immer wieder zur
Sprache kommt. Ein sinnvoller Schachzug, denn Eltern die bereits ein
Kind verloren haben, werden umso härter um das Leben ihres
verbliebenen Sprösslings kämpfen. Die Anlage von Sara Paxtons
Rolle, lässt sie im Lauf der Erzählung ein wenig in den
Hintergrund fallen, da sich später der Fokus auf ihre Eltern
richtet. Monica Potter sehe ich gern, sie gefiel mir schon im
Thriller "Im Netz der Spinne" (Along Came a Spider, 2001).
Monica Potter und Tony Goldwyn nimmt man die freundlichen
"Durchschnittsbürger" ab, sie agieren ebenso glaubwürdig
wie Sara Paxton. Der Wandel und "Gegenangriff" gelingt den
Schauspielern und dem Drehbuch. Der explosive Schlussgag ist
freilich völlig überzogen, sorgt eher für Lacher, auf jeden Fall
nicht für einen Schock. Egal, mir hat diese Szene zugesagt, obschon
sie reichlich albern wirkt. Martha MacIsaac hat mir als Paige sehr
gut gefallen, ein hübsches und sympathisches Mädchen. Wenn sie in
die Foltermühle von Krug und Francis gerät, bereitet mir das als
Zuschauer Qualen. Sofort möchte ich die Knochensäge aus dem Keller
holen, um der jungen Frau zur Hilfe zu eilen. Der "Schwachpunkt"
des Remakes sind für die "Bösewichter". Ich schrieb es
bereits weiter oben, Garett Dillahunt erreicht nicht die
durchschlagende Perversion eines David Hess. Ok, schließlich muss
sich eine Neuauflage nicht sklavisch darum bemühen, möglichst nah
am Original zu bleiben. Jedoch ist mir Dillahunt als Krug zu
unscheinbar, zu gewöhnlich, zu "langweilig". Schade, denn
diese Rolle zählt zu den zentralen Dreh- und Angelpunkten des
Films. Spencer Treat Clark passt besser in die Rolle des Justin,
leider mangelt es seinem Part an Ambivalenz, auch in dieser Hinsicht
liegt die Fassung von 1972 klar vorn. Keinen Anlass zur Kritik geben
die Darbietungen von Aaron Paul und Riki Lindhome, die als
"Nebenbösewichter" vortrefflich agieren, sich gut in ihre
Rollen fügen.
In technischer Hinsicht kann man dem Film
nichts vorwerfen. Die Kameraarbeit mutet modern an, glücklicherweise
übertreibt man es nicht mit dem angesagten "Gewackel".
Der Schnitt ist gelungen, die Kulisse sowieso nahezu perfekt. Die
"Schockmomente" hätte man vielleicht ein wenig
geschickter konstruieren können, doch insgesamt stimmen Spannung,
Tempo und Atmosphäre. Ja, "Atmosphäre" ist ein gutes
Stichwort, denn in dieser Disziplin punktet das rohe Original
massiv. Erwartungsgemäß hat der Aufguss hier das Nachsehen, was
aber keinesfalls bedeuten soll, das nicht für eine stimmungsvolle
Ausstrahlung gesorgt wäre. Der Härtegrad bewegt auf solidem
Niveau, auf allzu wildes Gemetzel wird verzichtet. Wüstes
Gesplatter wäre dem Film sicher nicht zuträglich, weil dann ein
Drift in Richtung Horrorkomödie drohen würde. Daher musste ich
breit grinsen, als Mr. Collingwood schließlich... *Spoilergefahr*.
"The Last House on the Left" funktioniert auch in
der neuen Version als Terrorfilm, verlässt sich aber nicht auf
pures Gemeuchel und Gegeifer. Der Film konfrontiert den Zuschauer
mit der Frage, wie weit er gehen würde, wenn das Leben geliebter
Menschen von Bestien bedroht wäre. Ergibt man sich in sein
"Schicksal", zerfließt in Gewinsel um Gnade, oder kramt
man im Werkzeugkasten nach geeigneten Tötungsinstrumenten? Eine
unbequeme Frage, die man vermutlich nur dann zuverlässig
beantworten kann, wenn man selbst in eine entsprechende Situation
gerät (Was keinem Menschen zu wünschen ist). So hat die neue
Version durchaus ihre Berechtigung, auch wenn die Vorlage
eindrucksvoller geraten ist. Das Original wird vielleicht von ein
paar jüngeren Filmfreunden entdeckt, schon deswegen meckere ich
nicht pauschal und aus Prinzip über das Remake. Generell gebe ich
gern zu, dass mir die Neuauflagen alter Perlen meist gefallen haben,
auch wenn die Originale stets die Oberhand behielten.
Die
Blu-ray bietet den Film in der Kinofassung, sowie in der "Extended
Version" an. Die deutlich entschärfte Kinoversion halte ich
für verzichtbar. Die Blu-ray präsentiert den Streifen in guter
Qualität, leider ist die Bonusabteilung sehr sparsam bestückt.
Schade, gerade bei neueren Produktionen sollten Boni keine Probleme
bereiten.
Fazit: Wes Cravens Rape and Revenge Klassiker
wurde ansprechend neu verfilmt, verdiente 7/10 (gut) sind der Lohn
dafür.
Lieblingszitat:
"Es wird alles gut."
"Es wird alles gut."
- Blap -
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