DIE KARATE-TIGER aka. SISTER STREET FIGHTER
(„Onna hissatsu ken“, Japan 1974) R: Kazuhiko Yamaguchi
Fratzengeballer mit Soße
Koryu (Etsuko Shihomi) ist das Brüderlein
abhanden gekommen. Der Bursche war als Undercover-Ermittler tätig,
hatte sich erfolgreich Zugang zu einer mächtigen Drogenbande
verschafft. Der Arm des Gesetzes bittet Koryu um Hilfe bei der
Suche, die schlagfertige Kampfsportlerin lässt sich nicht lange
bitten. In Japan trifft Koryu auf ihren Onkel Gyokudo (Hiroshi
Kondo), der sich ebenso betroffen über die vermutliche Entführung
seines Neffen zeigt. Die junge Frau glaubt fest daran, dass ihr
Bruder noch unter den Lebenden weilt. Tatsächlich befindet sich der
Unglückliche in den Krallen des Gangsterbosses Kakuzaki (Kengo
Miyaji), der ihn in eine Zelle gesperrt hat und fleißig mit Drogen
vollpumpt. Kakuzaki ist nicht nur ein grausamer Schinder und
Schlächter, er hält sich nebenbei auch noch eine stattliche
Sammlung von Killern. Besonders Inubashiri (Masashi Ishibashi)
erweist sich als eifriger Scherge seines Bosses, kein Auftrag ist
ihm zu schmutzig. Derweil nimmt Koryu mit einer Dame namens Fang
Shing (Xiu-Rong Xie) Kontakt auf, die -wie Koryus Bruder- in die
Bande um Kakuzaki eingeschleust wurde. Ein verdammt gefährlicher
Job, der nicht nur Fang Shing in allergrößte Lebensgefahr bringt.
Bald findet sich Koryu mitten in einem Strudel aus Mord und
Totschlag wieder, wie soll sie gegen die Übermacht von Kakuzaki
bestehen? Einen Trumpf hat die todesmutige Kämpferin in der
Hinterhand, den freundschaftlichen Kontakt zu einer örtlichen
Kampfsportschule. Allen voran könnte sich Hibiki (Sonny Chiba) als
große Hilfe erweisen, denn er pflügt bei Bedarf, wie ein
gewaltiger Panzer durch die Reihen der Unterwelt...
Ufff...
Das Drehbuch dieses japanischen Klassikers mag nicht viel Staat mit
seinem Inhalt machen. Die Handlung ist ohne Ausschweifungen erzählt,
die zahlreichen Kämpfe sind die Höhepunkte, die Dreh- und
Angelpunkte der gesamten Sause. immerhin hat man eine Prise
Familiendrama untergemischt, inklusive Verrat und tränenreicher
Tragik. Regisseur Kazuhiko Yamaguchi treibt den Plot stetig voran,
wie einst Bauer Meier seine Schweine durchs Dorf, gradlinig und
gnadenlos. Die Hauptrolle wurde mit der sehr sympathischen Etsuko
Shihomi besetzt, die sich als erstaunlich wendig und schlagkräftig
erweist. Wäre die Dame annährend so sexy, wie ihre Kampfkünste
tödlich, es wäre kaum auszuhalten. So flimmert die gute Etsuko
mehr als sportlicher Kumpeltyp über die Mattscheibe, der man
freudig beim Austeilen von Schlägen und Tritten zuschaut. Freilich
darf der "echte" Street Fighter nicht fehlen! Sonny Chiba
ist zwar nur in einer Nebenrolle zu sehen, bekommt aber im Finale
die Chance ordentlich aufs Mett zu klopfen. Die Bösewichter sorgen
mit herrlichen Grimassen und Verrenkungen für beste Unterhaltung.
Allen voran Masashi Ishibashi, den man bereits aus Sonny Chibas
"Street Fighter" Kloppereien kennt.
Der Streifen
zaubert absurde Einfälle aus dem Hut, es ist eine wahre Pracht! Ein
Gangsterboss, der sich Horden von Killern hält, die in den
abenteuerlichsten Outfits durch das Szenario eiern und geifern.
Cheffe selbst trägt eine obercoole Sonnenbrille, im Notfall packt
er seine tödliche Kralle aus. Herrlich auch die Helferlein des
"Oberkillers" Inubashiri. Dieser hält sich eine kleine
Leibgarde von Prügelknaben, die mit einer Art Mülleimer aus Bast
unterwegs sind, die sie sich über ihre Schädel gestülpt haben.
Besser ist es, denn die armen Kerle bekommen ständig was auf die
Fresse, offenbaren sie ihre Schönheit, glotzen sie stets reichlich
verbeult und dämlich aus der Wäsche. Natürlich darf man hier
keine tiefere Zeichnung der Charaktere erwarten, wozu auch, die
Prioritäten sind ganz anderer Art. Die überaus klischeehaften
"Guten" und "Bösen" passen -im wahrsten Sinne
des Wortes- wie die berühmte Faust aufs blutige Auge.
"Blutig"
ist ein gutes Stichwort. Wer die "Street Fighter" Filme
mit Sonny Chiba kennt, wird sich bereits dort an diversen Metzeleien
geweidet haben. Schwester Straßenkämpfer lässt in dieser
Disziplin im grandiosen Showdown die wilde Wutz von der Leine.
Etsuko erlebt ihren sinnlichen Höhepunkt, als sie einem Gauner den
Kopf verdreht, exakt um 180 Grad. Der Ärmste schafft es trotzdem
noch -mit unfassbar belämmertem Ausdruck im Gesicht- eine Treppe
hinab zu schreiten, bevor sein erbärmliches Lebenslicht endgültig
erlischt. Hinzu kommen ein paar hübsche Fontainen des roten
Lebenssaftes, ein buntes Allerlei an Tötungsinstrumenten, sowie ein
erbaulicher Body Count. Wenn Etsuko Shihomi Köpfe verdrehen darf,
kann Meister Chiba sich nicht lumpen lassen. Der geschätzte Sonny
gönnt sich seinen Orgasmus per Leibesöffnung eines Feindes, der
seine Eingeweide beim Austritt bestaunen darf. Sonny Chiba drängt
Etsuko Shihomi aber nicht zur Seite, die Abrechnung mit dem
Haupt-Ober-Super-Duber-Bösewicht, überlässt er artig seiner
emsigen und effektiven Kollegin.
Ihr wollt Fratzengeballer?
Bitte, hier bekommt ihr Fratzengeballer! "Sister Street
Fighter" unterhält launig und kurzweilig, erfüllt locker die
Erwartungshaltung des Eastern-Freundes, sofern sich dieser für die
rustikale Gangart begeistern kann. In Deutschland vermarktete man
den Film unter dem Titel "Die Karate-Tiger". Eine
DVD-Auswertung existiert hierzulande nicht, schade. Ich habe mir die
Blu-ray von BCI gegönnt, die ausserdem "Sister Street Fighter:
Hanging by a Thread" (Onna hissatsu ken: Kiki ippatsu, 1974)
enthält. Das Bild wird Pixelzähler sicher kaum befriedigen, mit
gefällt der "Kino-Look" der Blu-ray sehr gut. Der Ton
liegt in englischer und japanischer Sprache vor (beim zweiten Film
nur in japanisch, ergänzt durch englische Untertitel). Ein paar
Trailer runden das Paket ab. Noch ist die Scheibe zum kleines Preis
erhältlich, Interessenten sollten zugreifen, denn bekanntlich weilt
BCI nicht mehr unter uns. Die BD kommt ohne Regionalcode
Beschränkung ins Haus, also immer ran an den Speck!
Guter
Stoff, mehr davon! Dicke 7/10
Lieblingszitat:
"I don't like racehorses, so I keep killers. Hahaha!"
"I don't like racehorses, so I keep killers. Hahaha!"
- Blap -
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