Filmclub Bali
   
 

IM BANNE DES UNHEIMLICHEN

(Deutschland 1968) R: Alfred Vohrer

Als Sir Oliver Ramseys sterbliche Überreste nach einem Flugzeugabsturz beigesetzt werden, glaubt man in der Kirche ein grausiges Lachen aus seinem Sarg zu vernehmen. Sir Cecil (Wolfgang Kieling), der Bruder des Verblichenen, ist fest davon überzeugt, dass Oliver noch unter den Lebenden weilt. Kurze Zeit später wird der Anwalt der Familie Ramsey, von einer unheimlichen Gestalt mit einem an einem Ring montierten Giftstachel ermordet. Scotland Yard nimmt die Ermittlungen auf. Dabei trifft Inspektor Higgins (Joachim Fuchsberger) immer wieder auf die vorwitzige Journalistin Peggy Ward (Siw Mattson), die auf eigene Faust (oft am Rande der Legalität) Recherchen betreibt. Weitere Morde geschehen, der Killer trägt eine Totenschädelmaske und verbreitet Angst und Schrecken. Sir Cecil ist dem Terror nicht gewachsen und droht langsam in den Wahnsinn abzudriften. Derweil macht Sir Arthur (Hubert von Meyerinck) Druck, der neue Vorgesetzte von Inspektor Higgins will nicht als Versager dastehen. Die Mordserie reißt nicht ab, auch Peggy hat bald ungebetenen Besuch, kommt aber knapp mit dem Leben davon. Kann Higgins maskierten Mörder enttarnen, wer steckt hinten den brutalen Tötungen...???
Im Banne des Unheimlichen
Schon sind wir bereits bei der 26. Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto angekommen. Wieder arbeitete ein bewährtes Team zusammen, Alfred Vohrer führte Regie, Karl Löb bediente die Kamera, Peter Thomas sorgte für die musikalische Untermalung. Ebenso bewährt die Riege der Darsteller, für die weibliche Hauptrolle holte man jedoch mit der Schwedin Siw Matton ein neues Gesicht an Bord. Die Dame mag vielleicht nicht zu den hübschesten "Wallace Girls" gehören, kommt aber sehr sympathisch rüber, und weht wie ein frischer Wind durch das liebenswerte Treiben. Allerdings sollte dies ihr einziger Auftritt in der Reihe werden, eigentlich schade. Joachim Fuchsberger gibt erneut den coolen Macho, seine Rolle ist hier aber wieder ein wenig bodenständiger als z.B. in "Der Mönch mit der Peitsche" angelegt, auf neudeutsch würde man wohl "Back to the Roots" sagen. Statt des knuffigen Siegfried Schürenberg in der Rolle des Sir John, bekommen wir Hubert von Meyerinck als Scotland Yard Obrigen zu Gesicht. Schürenbergs Sir John wuchs einem über die Jahre doch sehr ans Herz. Seine Darbietung wirkte -obwohl oft reichlich grotesk- fast immer stimmig, von Meyerinck versucht mit völlig maßlosen Übertreibungen dagegenzuhalten. Lustig die Szene, in der seine Sekretärin (Ilse Pagé) ihn versehentlich mit Sir John anspricht, was Sir Arthur umgehend auf die Palme bringt. Er habe schließlich den in den Ruhestand gewechselten Sir John ersetzt (von Meyerinck war nicht nur im echten Leben ein paar Jahre älter als Schürenberg, er sah auch mindestens zwanzig Jahre älter aus). Ilse Pagé kommt leider kaum zum Zuge, ihre Rolle wurde massiv eingeschrumpft, in "Der Hund von Blackwood Castle" betätigte sie sich quasi als Co-Ermittlerin von Sir John. Vielleicht sei am Rande erwähnt, dass Siegfried Schürenberg noch nicht vollständig aus der Serie ausgeschieden war, dazu mehr wenn die Zeit gekommen ist. Wolfgang Kieling agiert überzeugend am Rande des Irrsinns, Pinkas Braun war schon fieser, gibt sich aber zumindest sehr undurchsichtig, Siegfried Rauch darf als Arzt ein echter Kotzbrocken sein. Herrlich ist es Wolfgang Spier als tuntigen Bestatter zu sehen, während Peter Mosbacher mit grün angemalter Fratze durch die Kulissen taumelt. Thomas Danneberg tritt in einer kleinen Nebenrolle auf, wie auch die sehr süße Ewa Strömberg, die man diesmal nicht völlig verunstaltet hat, wie es in "Der Mönch mit der Peitsche" der Fall war.
Selbstverständlich lässt Alfred Vohrer wieder den Popanz von der Leine. Diverse "unzüchtige" Andeutungen kommen zum Zuge, besondere Freude dürfte ihm der Auftritt von Wolfgang Spier bereitet haben. Für Brüller sorgt Mosbacher als "West-Inder", die scheinbar immer grüne Gesichter haben. Schon der Vorspann macht keine Gefangenen, man beachte das Skelett und den prachtvollen Titelsong. Der Nebel wabert gar allerliebst durch den Film, die Maske des Killers gefällt mir ganz außerordentlich gut. Würde man mir das Budget für einen Slasherfilm zur Verfügung stellen, der Schlitzer würde genau diese Maske tragen! Die Story von "Im Banne des Unheimlichen" bietet übrigens mehr Substanz als man zunächst glauben mag. Wir bekommen diverse Verdächtige präsentiert, die Auflösung finde ich durchaus gelungen und nachvollziehbar. Wenn der Film den Schwung der ersten Hälfte beibehalten könnte, hätten wir es für meinen Geschmack mit einem der besten Wallace Streifen zu tun. Da die zweite Hälfte aber ein wenig abfällt -ohne dabei schlapp zu sein- möchte ich das Gesamtbild als gut bis sehr gut bezeichnen. Übrigens wird das Wort "Zombie" hier häufiger benutzt als in manchem Horrorbeitrag, vorzugsweise in perfektem Denglisch "Sombie" ausgesprochen.
Wie üblich sei mir der Hinweis auf das Boxset gestattet, welches der Einzelveröffentlichung klar vorzuziehen ist. Die "Edgar Wallace Edition 7" enthält neben "Im Banne des Unheimlichen" folgende Filme:
  • Der Mönch mit der Peitsche
  • Der Hund von Blackwood Castle
  • Der Gorilla von Soho
Erneut ist die Bildqualität sehr ansprechend. Lediglich eine Szene kurz vor Schluss wurde aus einer etwas schwächeren Quelle eingefügt, was aber nicht wirklich störend ist. Für diesen schönen Beitrag zur Edgar Wallace Reihe von Rialto Film ziehe ich gern dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut). Damit macht die siebte Box bisher eine sehr solide Figur, ich freue mich bereits auf die Sichtung von "Der Gorilla von Soho".
Lieblingszitat:
"Aber wer sollte denn auf einer Beerdigung lachen? Ich bitte Sie!"
"Die Erben und der Bestatter!"
- Blap -





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