ICH, DR. FU MAN CHU
(„The Face of Fu Manchu“, Großbritannien/Deutschland 1965) R: Don Sharp
Die gelbe Gefahr, das Grauen so nah
Jahrelang hat der Brite
Nayland Smith (Nigel Green), den chinesischen Superverbrecher Dr. Fu
Man Chu (Christopher Lee) gejagt. Endlich konnte der Schurke gefasst
werden, in China wird Nayland Smith Zeuge der Hinrichtung des Fu Man
Chu. Als der Wissenschaftler Professor Merten (Walter Rilla) in
London entführt wird, findet man wenig später die Leiche seines
Chauffeurs auf. Die Spuren sprechen eine deutliche Sprache, Smith
ist schnell davon überzeugt, dass Fu Man Chu noch immer unter den
Lebenden weilt. Tatsächlich irrt sich der erfahrene Ermittler
nicht, Fu Man Chu heckt in seinem Versteck einen teuflischen Plan
aus. Zunächst will der gnadenlose Chinese die Macht über die
britische Insel erringen, doch letztlich gibt es nur ein Ziel für
Fu Man Chu, die Weltherrschaft! Professor Merten konnte ein Extrakt
aus dem Schwarzen Bergmohn -einer seltenen Pflanze, die in Tibet
gedeiht- gewinnen. Diese Substanz kann bereits in geringen Mengen
unzählige Menschen töten, ganze Städte und Landstriche in wenigen
Sekunden entvölkern. Zunächst verweigert der Entführte die
Mitarbeit, doch flugs lässt Fu Man Chu die Tochter des Gelehrten
ebenfalls kidnappen. Maria (Karin Dor) kann sich dem Zugriff der
finsteren Schergen nicht entziehen, nun hat der verschlagene Asiate
den Professor endgültig in der Hand. Nayland Smith erhält derweil
nicht nur durch seinen Vertrauten Dr. Petrie (Howard Marion
Crawford) Unterstützung, auch Karl Janssen (Joachim Fuchsberger)
-der Assistent des Professors, sowie Lebensgefährte von Maria-
hilft bei der Suche nach Fu Man Chu und den Vermissten. Smith und
Janssen stoßen bei ihren Nachforschungen auf den Geschäftsmann
Hanuman (Peter Mosbacher), der als Gehilfe des Schwerverbrechers
enttarnt werden kann. Die Männer geraten dabei in eine bedrohliche
Lage, denn Lin Tang (Tsai Chin) -die Tochter Fu Man Chus- tarnt sich
als Vorzimmerdame von Hanuman, freilich erkennt sie den alten Feind
Smith sofort. Doch so leicht lassen sich die beiden Haudegen nicht
aus dem Spielfeld schlagen, sehr zum Ärger des machtgierigen
Drahtziehers. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Fu Man Chu
droht per Radioansprache damit, seine Macht in einer kleinen
Ortschaft unter Beweis zu stellen. Unfassbare Schrecken stehen der
englischen Bevölkerung bevor. Können Smith und Janssen den
machtgierigen Chinesen rechtzeitig stoppen? Wird Janssen seine
geliebte Maria retten können...?
Bereits in den Jahren
1929-1932, entstanden insgesamt vier "Fu Man Chu" (engl:
Fu Manchu) Verfilmungen. Der Schurke wurde von Sax Rohmer erdacht,
war der "Held" diverser Romane des 1959 verstorbenen
Rohmer. "Ich, Dr Fu Man Chu", ist der erste von fünf
Filmen, die in den sechziger Jahren gedreht wurden. In diesen fünf
Streifen, spielt stets Christopher Lee die Rolle des Fu Man Chu. Bei
den beiden ersten Filmen der Reihe, nahm der in Australien geborene
Don Sharp auf dem Regiestuhl Platz. Sharp hat im Laufe seiner
Karriere, einige sehr ansprechende Filme mit seiner Regie beglückt.
Für Hammer inszenierte er z.B. den herrlichen Vampirflick "Der
Kuss des Vampirs" (The Kiss of the Vampire, 1964), oder auch
den erfrischenden "Rasputin - Der wahnsinnige Mönch"
(Rasputin: The Mad Monk, 1966). Die "Fu Man Chu" Reihe
wurde von Harry Alan Towers produziert, der bis ins hohe Alter aktiv
war. Towers verstarb erst kürzlich, im Sommer 2009.
"Ich,
Dr. Fu Man Chu", sorgt für einen prachtvollen Auftakt der
Reihe. Die Sets sind liebevoll gestaltet, wirken zu jeder Zeit
angemessen und stilsicher. Besonders das unterirdische Versteck von
Fu Man Chu gefällt mir sehr gut, dort hat der Chinese seine
Schergen und Geiseln ständig unter Kontrolle. Es fehlt nicht an
kleinen Boshaftigkeiten, wie z.B. ein "Notausgang", mit
dem sich unbequeme Personen problemlos in der Themse entsorgen
lassen. Wie es sich für einen zünftiges Versteck und Hauptquartier
gehört, erfolgt der Zugang selbstverständlich über einen
Friedhof. Der Film wirft viele Zutaten in die Waagschale, die
nachhaltig für einen gesteigerten Appetit des geneigten Fans
sorgen. Da hätten wir den Superschurken, der -wie sollte es anders
sein- sich nicht mit weniger als der Weltherrschaft zufriedenstellen
lässt. Er geht zu diesem Zweck über Leichen, egal ob kleine Morde
unter Feinden, oder gleich mehrere Tausend unschuldige Opfer,
Hauptsache es ist seiner Sache dienlich. Mit Nayland Smith hat man
Fu Man Chu einen dauerhaften Gegenspieler in den Pelz gesetzt, quasi
eine Art James Bond der etwas dezenteren Art. Die Eröffnungssequenz
bringt gar eine Prise Easternfeeling ins Wohnzimmer, hingegen
verbreiten Friedhof und Versteck dezente Gruselstimmung. Ein
Kriminalfilm mit zahlreichen "Erweiterungen". Ein bunter
Mix, der letztlich doch angenehm eigenständig und markant anmutet,
mein Herz im Sturm erobert. Bekanntlich mag ich die Edgar Wallace
Filme sehr gern. Wem diese jedoch eine Spur zu brav und bieder sind,
der sollte Fu Man Chu eine Chance gewähren (Wobei ich es für einen
Fehler halte, die Wallace Streifen als brav und bieder
abzutun).
Die Besetzung sorgt für Luftsprünge meinerseits.
Ehrlich, wer würde als Fu Man Chu ähnlich beeindrucken, wie der
verehrungswürdige Christopher Lee? Seine elegante Erscheinung,
seine natürliche Autorität, seine Mimik und Gestik, seine
Darbietung lässt keine Wünsche offen. In den Dracula Filmen von
Hammer, wirkte Chris Lee sogar noch dominanter. Obwohl er dort
(meist) nur in einer recht überschaubaren Anzahl von Szenen zu
sehen war. Fakt ist jedoch, auch die Rolle des Fu Man Chu ist wie
für Lee geschaffen. Es macht einfach jede Menge Spaß, den
Umtrieben des Superschurken zusehen zu dürfen. Im Vergleich mit Fu
Man Chu, wirkt so mancher Bond-Bösewicht wie armseliges Gewürm.
Wen wundert es, dass man Christopher Lee später als Fiesling namens
Scaramanga, gegen 007 antreten ließ (Der Mann mit dem goldenen
Colt, 1974), kein leichter Job für Roger Moore. Nigel Green spielt
als Nayland Smith recht sachlich auf -zumindest im Vergleich zu
seinem Antagonisten- er verkörpert diese Rolle sehr ansprechend.
Nicht zu aufdringlich, nicht zu überzogen, aber zu keiner Zeit
langweilig oder gar uninteressant. Joachim Fuchsberger hat den
ungestümeren Part erwischt, schließlich will er seine Dame aus den
Fängen des Schurken befreien. Green und Fuchsberger ergänzen sich
vortrefflich. Howard Marion Crawford rundet die Riege der Ermittler
ab, kann als freundliches Helferlein aber nicht aus dem Schatten der
Hauptfiguren treten. An seiner untadeligen Leistung ändert dies
nichts, die Rolle ist so angelegt und entsprechend gespielt. Walter
Rilla nimmt man den Wissenschaftler ohne Kritikpunkte ab. Vor lauter
Begeisterung über neue Erkenntnisse, vergisst er zum Teil die
bedrohlichen Umstände, die lauernde Gefahr. Passt hervorragend, so
stellt man sich den in seiner Arbeit aufgehenden Professor vor. In
einer kleineren Rolle sehen wir Harry Brogan, der einen weiteren
Professor zum Besten gibt. Brogan -ein wenig bekannter Schauspieler-
darf einen liebenswerten und verschrobenen Part spielen, dem leider
äußerst übel von Seiten des Schurken mitgespielt wird. Die
geschätzten Damen Karin Dor und Tsai Chin, erfreuen die entzündeten
Augen des Filmfanatikers. Karin Dor kommt nicht über die übliche
"Bitte beschütze mich" Rolle hinaus, sie wird zum
wehrlosen Spielball ihrer Widersacher. Halt... Zumindest trifft dies
nicht zu 100% zu, denn sie greift tatsächlich kurz -aber beherzt-
in eine dramatische Situation ein. Wer Karin Dor gern sieht, wird
mit ihrer Leistung durchaus zufrieden sein. Ich (Achtung:
Chauvi-Alarm) muss leider ihr zu kurzes Haupthaar bemängeln, mit
längeren Haaren (auf dem Kopf) gefällt sie mir deutlich besser
(Wenn man sonst keine Sorgen hat, alter Ochse). Tsai Chin dient
ihrem Vater mit Hingabe, ist aber wenig erfreut, wenn Papi sie nicht
die Peitsche schwingen lässt. Ein böses Mädchen, das
offensichtlich den Charakter seines Filmvaters geerbt hat, schöne
Leistung.
Nicht unwichtig ist der Hinweis auf die zwei
unterschiedlichen Schnittfassungen, die sich angenehmerweise beide
auf der DVD von Kinowelt befinden. Während es die
englische/internationale Version auf rund 92 Minuten Spielzeit
bringt, ist bei der deutschen Fassung bereits nach etwas über 83
Minuten Sense. Bekanntlich muss eine längere Fassung nicht
automatisch die bessere Wahl sein. Hier ist der Sieger jedoch leicht
zu ermitteln. Die englische Fassung bietet mehr Atmosphäre, der
Schnitt wirkt stimmiger, runder. Die Dialoge sind in der englischen
Version ebenfalls ansprechender. Der Zungenschlag ist eine Spur
harscher, dynamischer. Die deutsche Synchronisation ist keinesfalls
schwach, muss sich aber der englischen Ausgabe beugen. Die längere
Version liegt nur in englischer Sprache vor, deutsche Untertitel
lassen sich auf Wunsch zuschalten. Der deutschen Fassung fehlen
nicht nur einige Szenen, es gibt auch Momente zu sehen, die wiederum
in der längeren, englischen Fassung nicht enthalten sind. Doch
während die deutsche Fassung spürbar unter den entfallenen Szenen
leidet, sind die nur in der kurzen Version enthaltenen Szenen
verzichtbar. Alles klar?
Obschon
die englische Version eindeutig überlegen ist, rate ich zur
Sichtung beider Fassungen. Die DVD bietet den Film in schöner
Qualität an, die deutsche Fassung beinhaltet (wenige) verzeihbare
Qualitätsschwankungen. Kinowelt hat die fünf "Fu Man Chu"
Filme als schickes Boxset veröffentlicht. Das Set enthält folgende
Titel:
- Ich, Dr. Fu Man Chu (1965)
- Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
- Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967)
- Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (1968)
- Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)
Die fünf DVDs kommen
in einem hübschen Digipak ins Haus, welches in einem Schuber
steckt. Das Set ist inzwischen zu Kursen unterhalb von 20€
erhältlich. Ein echter Freundschaftspreis, denn bereits der erste
Filme aus der Box, wäre diese Summe locker wert (Nicht nur das, die
Perle ist unbezahlbar. Aber das wisst ihr ja selbst...)
8/10
(sehr gut, inklusive Knuffigkeitsbonus, exklusive unzähliger
Wohlfühlpunkte)
Lieblingszitat(e):
Aus der englischen Fassung:
"Now the wheel of fate has turned full circle!"
Aus der deutschen Fassung:
"Einen Moment! Sie können doch die toten Chinesen nicht einfach so hier liegen lassen, oder?"
Aus der englischen Fassung:
"Now the wheel of fate has turned full circle!"
Aus der deutschen Fassung:
"Einen Moment! Sie können doch die toten Chinesen nicht einfach so hier liegen lassen, oder?"
- Blap -
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