DER HUND VON BLACKWOOD CASTLE
(Deutschland 1968) R: Alfred Vohrer
Jane Wilson (Karin Baal) wird auf das Anwesen
Blackwood Castle bestellt, dem letzten Wohnsitz ihres Vaters. Vor Ort
erfährt sie, dass ihr Vater -zu dem sie etliche Jahre keinen
Kontakt mehr hatte- verstorben ist, sie ist die Erbin der alten
Gemäuer, sonstige Sachwerte sind nicht vorhanden. Man rät
der jungen Dame zum eiligen Verkauf von Blackwood Castle, doch Jane
bittet sich Bedenkzeit aus. Sie belauscht zufällig ein äußerst
verdächtiges Gespräch, in der Nacht wird sie von
unheimlichen Vorfällen heimgesucht. Doch damit nicht genug, ein
mordlüsterner Dobermann Pinscher durchstreift die Gegend und
tötet scheinbar willkürlich Menschen. Die Opfer mieteten
sich zuvor stets in der Pension von Lady Agathy Beverton (Agnes
Windeck) ein, in deren Familienbesitz sich Blackwood Castle früher
befand. Die bestialischen Tötungen rufen Scotland Yard auf den
Plan. Der gestresste Sir John (Siegfried Schürenberg) hat
momentan keinen freien Ermittler zur Verfügung. Ergo nimmt er
sich höchstpersönlich der Sache an, seine treusorgende
Sekretärin Miss Finley (Ilse Pagé) im Schlepptau. Es
kommt zu weiteren Todesfällen, ein gewisser Donald Fairbanks
(Horst Tappert) kann dem bösartigen Köter knapp entkommen.
Er berichtet von riesigen Reißzähen, die regelrecht aus
dem Maul der Bestie herausragen sollen, eine sehr abenteuerliche
Darstellung. Neben Sir John scheint auch der rätselhafte
Humphrey Connery (Heinz Drache) Ermittlungen anzustellen, der wie die
Opfer in der Pension von Lady Beverton abgestiegen ist. Warum will
man Jane das herrschaftliche Gemäuer mit aller Macht entreißen,
welche Rolle spielt der Hund mit dem bizarren Gebiss...???
Der
Hund von Blackwood Castle" bietet Anlass die Sektkorken knallen
zu lassen. Das Werk ist die 25. Edgar Wallace Verfilmung aus dem
Hause Rialto! Regie führte erneut Alfred Vohrer, dem eine Menge
bekannter "Wallace Schauspieler" für diesen Streifen
zur Verfügung standen. Wie schon beim 24. Rialto Wallace, rückt
die klassische Kriminalfilmunterhaltung ein wenig in den Hintergrund.
Hier regiert eine leicht gruselige Atmosphäre, abgerundet durch
bizarre Einfälle (wie die Zähne der Bestie), selbst vor dem
Einsatz einer "Skelettmarionette" schreckt man nicht
zurück. Schlangen dürfen bei Vohrer selbstverständlich
ebenso nicht fehlen. Die Auftritte der Schauspieler werden zum mehr
oder weniger grotesken Schaulaufen, doch auch für Überraschungen
ist gesorgt. So hat mich z.B. Heinz Drache in der Tat sehr angenehm
überrascht, der in seinem "Wallace-Farbfilm-Debüt"
deutlich an Ausstrahlung, Profil und Lockerheit zugelegt hat (Den
nicht von Rialto produzierten Wallace "Das Rätsel des
silbernen Dreieck" (1966) lasse ich bei dieser Betrachtung außen
vor, zu dem Film werde ich in den nächsten Wochen ein paar
Zeilen schreiben). In der Zeit zwischen "Neues vom Hexer"
(1965) und "Der Hund von Blackwood Castle" ist Drache in
jeder Hinsicht gereift. Meiner Meinung nach überbietet er hier
seine vorherigen Auftritte im Rahmen der Reihe deutlich! Siegfried
Schürenberg hat einen seiner größten und herrlichsten
Auftritte. Diesmal pfuscht er nicht einem untergebenen Ermittler
unqualifiziert ins Handwerk, er taumelt nun mit bedeutungsschwangerer
Miene selbst der Aufklärung des Falles entgegen, wobei ihm
Kommissar Zufall kräftig unter die Arme greift. Sir John greift
auch selbst gerne zu, am liebsten auf den Popo seiner Sekretärin
Miss Finley. Ilse Pagé darf ihren Chef nun in den Außendienst
begleiten, gibt diverse Weisheiten von sich, greift gar entscheidend
in das bunte Treiben ein. Horst Tappert feiert seinen Einstand in der
Serie, er hat ein paar ganz wundervolle, angenehm bescheuerte Szenen.
Karin Baal sorgt ansatzweise für weibliche Reize, hält sich
aber in jeder Hinsicht sehr bedeckt, und geht im Verlauf der Handlung
nach und nach fast ein wenig unter. Für etliche Schmunzler sorgt
einmal mehr Agnes Windeck, die alte Dame muss man einfach mögen.
Auch Uta Levka ist erneut an Bord, hier aber für ihre
Verhältnisse eher bieder und zurückhaltend. Nebendarsteller
wie Harry Wüstenhagen, Arthur Binder, Kurz Waitzmann und weitere
bewährte Gesichter geben sich die Klinke in die Hand, was für
diverse "Ahaaa-Momente" freudigen Wiedererkennens sorgt.
Auch sonst greift man auf altgediente Mitarbeiter zurück.
Karl Löb bedient die Kamera, Eva Ebner dient Alfred Vohrer als
Regiesklavin. Für die Musik zeichnet Peter Thomas
verantwortlich, der Titelsong kommt reichlich abgefahren daher, was
die (Achtung: Neudeutsch!) trashige Schlagseite der Vohrer Sause ganz
vortrefflich unterstreicht. Eigentlich fehlt es lediglich ein wenig
an einer Prise Sex, denn keine der Damen bietet in dieser Hinsicht
etwas für den gierigen Fan, lediglich Sir John sondert seine
üblichen Schlüpfrigkeiten ab und gibt sich gewohnt
zupackend. Ach ja, die liebenswerte Gestaltung des Vorspanns soll
nicht ohne Erwähnung bleiben. Die "schwimmenden" Namen
haben mir sehr gut gefallen!
Die DVD von Universum bietet
gewohnt schöne Qualität, selbstverständlich ist das
Boxset erneut den Einzelscheiben klar vorzuziehen. Die "Edgar
Wallace Edition 7" enthält neben "Der Hund von
Blackwood Castle" folgende Titel:
- Der Mönch mit der Peitsche
- Im Banne des Unheimlichen
- Der Gorilla von Soho
Die siebte Box der Reihe hat mit dem sehr unterhaltsamen
"Der Mönch mit der Peitsche" einen starken Auftakt.
"Der Hund von Blackwood Castle" kann nicht ganz zum "Mönch"
aufschließen, ist aber ein unterhaltsamer und kurzweiliger
Beitrag zur Reihe. Ich freue mich auf die nächsten Filme! Welche
Serie kann schon von sich behaupten, auch nach 25 Beiträgen noch
zu begeistern, bzw. erreicht überhaupt eine solch mehr als
stattliche Anzahl von Filmen!? Nun denn, es gibt insgesamt 32 Wallace
Verfilmungen aus dem Hause Rialto, für weitere Filmnächte
voller Freude ist also gesorgt!
Guter Stoff = 7/10
Lieblingszitat:
"Sie kommen wie die Schmeißfliegen ans Aas."
"Und sterben!"
"Sie kommen wie die Schmeißfliegen ans Aas."
"Und sterben!"
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.