HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS
(„La ragazza del vagone letto”, Italien 1980) R: Ferdinando Baldi
Eine
junge Dame (Silvia Dionisio) verdient ihr Geld als Liebesdame, sie
bietet ihre körperlichen Vorzüge im Schlafwagen eines
Fernzuges an. Diese Fahrt wird sie jedoch nicht so schnell vergessen,
denn drei extrem fiese Gesellen werden den Nachtexpress in eine
rollende Hölle verwandeln. Werfen wir aber zunächst einen
Blick auf die anderen Reisenden. Da gibt es ein zerstrittenes
Ehepaar, die Gattin (Zora Kerova) ist einem Seitensprung nicht
abgeneigt, soll aber einen Albtraum erster Güte erleben. Dann
wäre da noch die solide Familie, Mami, Papi und die fast
erwachsene Tochter. Schade nur, dass Papi davon träumt sein
Töchterlein zu besteigen und der im Abteil nebenan mitfahrenden
Hure das Nachtgewand der Tochter überstreift. Ein freundlicher
Polizist soll einen Gefangenen überführen, ein Boss
behandelt seinen Mitarbeiter herablassend. In diese Idylle platzt der
Pöbel, drei junge Kerle wollen vergewaltigen und erniedrigen.
Bald haben sie den Schlafwagen in ihrer Gewalt, der Schaffner ist
kein Gegner, die Reisenden sehen sich dem blanken Terror
ausgesetzt...
"La
ragazza del vagone letto" wurde 1979 von Fernando Baldi
inszeniert. Dieser kleine Bastard von Film weckt Erinnerungen
an "L'ultimo treno della notte" (1975) von Aldo Lado, kann
sich jedoch längst nicht dem Platzhirschen messen. Trotzdem ist
Baldi mit seinem Nachtexpress ein sehr unterhaltsamer
Exploitationfilm gelungen, wer sich auf den Streifen einlassen kann
-und mag- wird dem spröden Charme des Werkes erliegen. Der
Italo-Fan bekommt hier einige bekannte Gesichter "seines"
geliebten Genre-Kinos zu sehen. Die Damenriege wird von der sehr
attraktiven Silvia Dionisio angeführt, auch Zora Kerova fällt
positiv auf, steht bezüglich ihrer Reize aber ein wenig im
Schatten der holden Silvia. Der Schluchtenscheißer Werner
Pochath stellt den Obermotz der Bösewichter dar. Seine
Darstellung ist sehr intensiv, seine abstoßende Fratze passt
wie die berühmte Faust aufs Auge. Natürlich kennt auch
jeder Fan das Gesicht von Venantino Venantini, dem hier von seiner
Filmgattin die Hörner aufgesetzt werden. Die Sause ist
ansprechend gefilmt, der Score ist dezent und angenehm, die
schmierige Atmosphäre hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Sicher, der Film ist gar nicht so richtig sleazy und fies,
die gezeigte Gewalt bleibt unblutig, fast ein wenig zurückhaltend.
Dafür gibt es jede Menge nackter Haut zu sehen. Die Möpse
hüpfen, die Ärsche beben und die Zungen sabbern wild über
(un-)williges Fleisch. Baldi lässt sie Wildsau nie völlig
von der Leine, doch seine Wirkung hat der Film bei mir zu keiner Zeit
verfehlt. Ich habe ein Herz für diese kleinen, schmierigen
Streifen und "Horror-Sex..." trifft genau meinen Nerv. Man
kann dem Film sicher etliches vorwerfen und ganz sicher wird auch
nicht jeder Italo-Fan ins Schwärmen geraten. Doch -ich
wiederhole mich gern- ich mag diesen kleinen Reißer einfach,
für mich gibt es keine relevanten Schwach- oder
Kritikpunkte!
Ganz großes Lob verdient die DVD von
Camera Obscura. Das Label führt die von Sazuma begonnene
"Italian Genre Cinema Collection" fort, die mit den Titeln
"Morte sospetta di una minorenne" und "La settima
donna" ihren Anfang nahm. Das Design der Verpackung wurde
beibehalten, das dicke Digi steckt in einem schicken Schuber, sehr
schön. Die Vorlage war laut Label in keinem guten Zustand, doch
man hat sehr gute Arbeit geleistet, denn der Film kommt in wirklich
sehr ansprechender Qualität daher. Lediglich der Vorspann, die
Eröffnungsszene und eine weitere Einstellung waren wohl völlig
zerstört, mussten daher aus einer anderen Quelle eingefügt
werden. Den tollen Gesamteindruck mindert das aber keineswegs! Das
Bonusmaterial macht ebenso Freude, die Featurette "Tales from
the Rails" lässt Drehbuchautor Luigi Montefiori (George
Eastman), sowie die Schauspieler Zora Kerova und Carlo de Mejo zu
Wort kommen. Dabei äußert sich Frau Kerova durchaus
kritisch über den Film und die Dreharbeiten, doch gerade dies
wirkt erfreulich aufrichtig und ist daher besonders interessant.
Überhaupt macht es Freude den Ausführungen der Beteiligten
zu lauschen, sehr angenehm! Abgerundet wird das Paket durch ein
kleines Booklet mit einem Text des bewährten Christian Keßler.
Ein kleines Schätzchen für Freunde des etwas
anderen Geschmackes. Die Präsentation ist extrem ansprechend
ausgefallen, ich hoffe auf viele weitere Titel in dieser Qualität!
Sehr guter Stoff! Daher dicke 8/10 subjektive
Liebhaberpunkte!
- Blap -
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sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.