DER HORROR-ALLIGATOR
(„Alligator“, USA 1980) R: Lewis Teague
Die kleine Marisa bekommt einen winzigen Alligator
geschenkt. Dem Herrn Papa mißfällt die Tierliebe seiner Tochter.
Als er erneut "Alligatorkacke" hinter dem Wäschekorb
vorfindet, reisst dem Familienoberhaupt endgültig der Geduldsfaden,
ergo darf der kleine Geselle ein Bad in der Toilette nehmen. Doch
das Tierchen fühlt sich in der Kanalisation recht wohl, im Laufe
der Jahre wächst und gedeiht es. Es wächst und gedeiht allerdings
übermäßig, mutiert zu einem gigantischen Monstrum, dessen Gier
nach Fleisch bald zu einem echten Problem werden soll. Dieses
(un)gesunde Wachstum, verdankt das Monster einem
Arzneimittelhersteller, welcher die Überreste seiner fragwürdigen
Tierversuche, höchst illegal und anprangerungswürdig in der
Kanalisation entsorgt. Man findet erste Leichenteile vor, wenig
später erwischt es einen schmierigen Tierhändler, der sich als
Zulieferer und "Entsorger" betätigt, auch von ihm findet
man nur noch erbärmliche Überreste vor. David Madison (Robert
Forster) leitet die Ermittlungen, die ihn geradezu zwangsläufig in
das unübersichtliche Abwassersystem unter der Stadt führen. Dort
machen David und ein junger Kollege eine unglaubliche Entdeckung,
der riesige Alligator entdeckt die beiden Revierbeschmutzer leider
ebenso. Trotz hektischer Flucht, wird der junge Polizist von dem
grausigen Ungeheuer verschleppt und verspeist. Wie kann man das
Ungetüm zur Strecke bringen? Ein entsprechender Plan scheitert, die
Lage eskaliert gar, denn nun treibt der Alligator sein Unwesen auch
ausserhalb der Kanalisation. Der Bürgermeister übt Druck auf den
Polizeichef aus, letztlich lässt man den leitenden Ermittler
fallen. Doch der verbitterte David will nicht aufgeben, immerhin
kann er auf die Unterstützung von Marisa zählen (Robin Riker), die
inzwischen längst erwachsen ist, aber in erster Linie als
ausgewiesene Expertin für Reptilien gilt...
Tierhorror ist
gern in meinem Player zu Gast. Für einen kleinen und feinen
Genre-Klassiker wie "Alligator", gilt dies
selbstverständlich in ganz besonderem Maße. Regisseur Lewis Teague
hat einige schöne B-Movies in seiner Filmographie vorzuweisen. Da
wäre z.B. "Cujo" (1983) zu nennen, der gleichfalls als
Perle des Genres durchgeht. Recht bekannt ist der Indiana Jones
Verschnitt mit dem klangvollen Titel: "Auf der Jagd nach dem
Juwel vom Nil" (The Jewel of the Nile, 1985). In dem
keinesfalls die sehr aparte Jewel De’Nyle die Hauptrolle spielt,
sondern ein Typ namens Michael Douglas (Sehr witzig, altes
Ferkel...). Die Vorkommnisse um den tödlichen Alligator, kommen mit
bekannten Gesichtern aus der zweiten Reihe daher, allen voran der
allseits geschätzte und beliebte Robert Forster. Seine hier
thematisierten "Haarprobleme" sind legendär, jüngere
Zuschauer werden den guten Mann aus Tarantinos "Jackie Brown"
kennen. Man muss den Typ einfach mögen, seine Darbietung des
kantigen Bullen sorgt für Freude. Robin Biker kommt in der
weiblichen Hauptrolle vielleicht ein wenig unscheinbar rüber, ist
aber kaum weniger sympathisch, fügt sich sehr angenehm in das
Geschehen ein. Namen wie Michael V. Gazzo, Dean Jagger und Jack
Carter, mögen nicht jedem Zuschauer sofort ein Begriff sein, doch
ihre Gesichter hat fast jeder schon mehrfach genießen dürfen. Für
mich ist das Mitwirken von Obereckschädel Henry Silva eine große
Freude, der aus einigen Klassikern des italienischen Genrekinos
nicht wegzudenken ist. In der Rolle des erfahrenen Großwildjägers,
stellt er sich mit einer Mischung aus Arroganz und Charme dem Kampf
mit der Bestie. Wer letztlich die Oberhand gewinnt, wird an dieser
Stelle erwartungsgemäß nicht verraten. Die gesamte Besetzung
versprüht jede Menge Herzlichkeit, selbst die Ekelpakete muss man
irgendwie mögen.
Lewis Teague packt erprobte Zutaten in
seinen Film. Lokalpolitiker stressen ihre Untergebenen und
Mitarbeiter, kriechen dem reichen Industriellen aber bis zum
Anschlag in den Allerwertesten. Wie nicht anders zu erwarten,
handelt die Industrie völlig verantwortungslos und profitgierig.
Mit der Rückendeckung korrupter Politiker, kann man nahezu
ungestört den verwerflichen Umtrieben nachgehen. Die
unterschwellige "Öko-Message" lag bereits damals voll im
Trend. Es wundert den Filmfreund nicht im Ansatz, dass man dem
Helden eine tragische Vorgeschichte angedichtet hat. Welcher
Filmbulle kommt ohne einen solchen Background aus, hinter dem Rücken
orakelnde Kollegen inklusive. Durch den gesamten Film zieht sich
Humor, glücklicherweise aber nie zu albern und nie zu dominant.
Obwohl für etliche Grinser gesorgt ist, bleibt die spannende Hatz
auf das Monster stets im Fokus der Handlung. Die überaus gekonnte
und kurzweilige Inszenierung von Teague, rundet den durchweg
knuffigen Lichtspielhaus-Schmeichler ab, jeder Genrefan wird
auf seine Kosten kommen. Ein paar Worte zum Alligator höchstselbst
seien noch gestattet. Die Bestie ist sehr gut gelungen, wenn der
Alligator auftaucht, stößt der Unterhaltungswert in Sphären
höchster Glückseligkeit vor. Da wird fleißig gebissen und
gefressen, empfindliche Gemüter dürfen trotzdem ein Auge
riskieren, denn allzu brutal und blutig wird es nicht.
"Alligator"
bietet sicher keine ausufernden Innovationen, doch der Film bringt
geschickt die Reize und die Liebenswürdigkeit des Genres auf den
Punkt. Die Rezeptur stimmt, der Koch verliert nie den Überblick,
das Menü mundet vorzüglich. Auch interessierte Einsteiger können
einen Blick riskieren, der Streifen eignet sich prima zum anfixen
gefährdeter Personen. Die DVD-Auswertung von Laser Paradise ist
recht gut gelungen. Das Bild liegt in 1,78:1 vor, die Angaben auf
dem Cover sind schlicht falsch, also bitte nicht davon abschrecken
lassen. Lediglich in sehr dunklen Szenen, neigt die Kompression zum
Geschwächel, man kann aber mit diesem kleinen Manko gut leben. Der
Bonusbereich besteht in der Hauptsache aus selbstlaufenden Texten,
die uns über die wichtigsten Mitwirkenden des Films informieren.
Die Scheibe verdient sich einen klaren Kauftipp, der Preis fällt
momentan noch angenehm überschaubar aus.
Guter bis sehr
guter Tierhorror, der sich zum erweiterten Kreis der Genre-Klassiker
zählen darf. 7,5/10 (Tendenz zu 8/10).
Lieblingszitat:
"Sumpfgas! Setz deine Maske auf!"
"Sumpfgas! Setz deine Maske auf!"
- Blap -
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