HARD RIDER
(„The Hard Ride“, USA 1970) R: Burt Topper
Phil
(Robert Fuller) kehrt aus dem Vietnamkrieg zurück. Sein Freund
Lenny ist in grünen Hölle gefallen, es liegt nun an Phil, den
letzten Willen seines Kameraden zu erfüllen. Ein Geistlicher, der
gleichzeitig ein väterlicher Freund für Lenny war, überreicht
Phil das Testament. Der Heimkehrer erhält eine Summe in Höhe von
5.000$, zusätzlich den geliebten Chopper des Verstorbenen, der den
klangvollen Namen "Baby" trägt. Phil soll einen Typen
namens Big Red (Tony Russel) auftreiben, der mit seiner Biker-Truppe
zu Lennys Beerdigung erscheinen soll. Ferner hat Lenny verfügt,
dass besagter Big Red auch "Baby" übereignet bekommen
soll, falls Phil keine Verwendung für das Moped hat. Als Phil sich
auf die Suche nach Big Red macht, gerät er bald mit einer Bande von
Bikern aneinander. Deren Obermotz Grady (William Bonner) hat ein
Auge auf "Baby" geworfen, ist aber ein alter Intimfeind
von Big Red. Nur knapp kann sich Phil aus einer brenzligen Situation
retten, wobei ihm seine Erfahrungen aus Vietnam hilfreich sind.
Lennys Ex-Freundin Sheryl (Sherry Bain), will Phil bei der Suche
nach Big Red unterstützen. Auf dem Rücken des stählernen
Pferdchens "Baby", rollt das ungleiche Paar los. Nach und
nach kommt man sich näher, doch bis man Big Red tatsächlich
gefunden hat, gilt es ein paar kleine Abenteuer zu
überstehen...
"The Hard Ride" ist einer von
zahlreichen Biker-Streifen, die seit den späten sechziger Jahren
angesagt waren. Oft geht es recht wüst in diesen Filmchen zu,
Gewalt, Sex und Drogen gehören gewissermaßen zum guten Ton.
Regisseur Burt Topper präsentiert uns aber leider eine eher
flügellahme Sause, die in sämtlichen Belangen viel zu brav
ausfällt. Da die Besetzung ebenfalls recht unscheinbar anmutet,
versinkt das Werk im Morast der minder interessanten Mittelklasse.
Hauptdarsteller Robert Fuller ist kein Unbekannter, doch er wirkt in
diesem Film reichlich blass, irgendwie nahezu deplaziert. Sherry
Bain bietet in der weiblichen Rolle ein wenig mehr Ecken und Kanten
an, kommt aber letztlich auch nicht über gepflegtes, oberes
Mittelmaß hinaus. William Bonner, der auch in anderen
Genrebeiträgen zu sehen war, als Beispiel sei Al Adamsons "Die
Sadisten des Satans" (1969) angeführt, sorgt als Fiesling für
Freude. Doch leider ist seine Rolle zu klein ausgefallen, um den
Film wirklich nach vorn zu bringen. Ähnlich ist es um den Auftritt
von Tony Russel bestellt. Die übrigen Mitwirkenden, fügen sich
überwiegend ähnlich unscheinbar in das Treiben ein. Ein Flop sind
die gebotenen Leistungen zwar nicht, aber es mangelt schlicht und
ergreifend an Wiedererkennungswert, Nachhaltigkeit und sonstigen
Vorzügen.
Wo ich gerade von "sonstigen Vorzügen"
schreibe, drängt sich der Brückenschlag zur Biederkeit des Films
auf. Als Phil und Sheryl in einem kleinen Gewässer nach Erfrischung
suchen, sich dabei erwartungsgemäß näher kommen, bleiben die
besagten "Vorzüge" brav verpackt, eine unfassbare
Frechheit! Diese lasche und ängstliche Gangart, zieht sich in
verschiedensten Erscheinungsformen durch den gesamten Film. Bei
Schlägereien wird es nie zu ruppig, Messer bleiben wirkungslos wie
aufgeweichte Zahnstocher. Unfreiwillig komisch wird es spätestens
während einer Keilerei zwischen Phil und Big Red, die man mit
Kriegsgeräuschen unterlegt hat, mit denen man die Seelenqualen der
Hauptfigur zu unterstreichen versucht. Obwohl die Idee an sich schon
sehr flach anmutet, hätte man damit durchaus für Stimmung sorgen
können. Die Umsetzung ist aber völlig Banane, geht mit Hochdruck
in die Hose. Selbst das "eigentlich" gelungene Ende des
Films, verwässert man durch peinliches Gesülze. An dieser Stelle
wäre tatsächlich weniger mehr gewesen. Positiv zu vermerken sind
die schönen Landschaftsaufnahmen, bei denen die Kamera ein gutes
Gespür an Tag legt, der Prachtkulisse einen angemessenen Raum zum
Atmen einräumt.
Die knapp 86 Minuten Spieldauer, vergehen
erstaunlicherweise recht schnell. Zumindest kommt also keine
Langweile auf, obwohl sich "The Hard Ride" nie aus dem
Würgegriff der unpassenden Spießigkeit befreien kann. Der Film ist
im Rahmen der "Rocker & Biker Box Vol. 2" erschienen,
die insgesamt vier Filme auf zwei DVDs enthält. "Von Rockern
gehetzt" (The Mini-Skirt Mob, 1968) und "Biker kennen
keine Gnade" (Born Losers, 1967), machen deutlich mehr Spass.
Den vierten Film im Bunde: "Hells Angels - Die Engel des Todes"
(Hells Angels Forever, 1983), habe ich bisher noch nicht geschaut.
Da die Box zu moderaten Preisen erhältlich ist, kann ich sie wegen
"Mini-Skirt" und "Born Losers" ohne Bedenken
empfehlen. "The Hard Ride" möchte ich lieber als (zu)
nette Zugabe betrachten. Mehr als wohlwollende 5/10 (Mittelklasse)
sind leider nicht drin, so sehr ich Filme dieser Art auch schätze.
Ein Rohrkrepierer ist das Teil sicher nicht, nur gibt es genügend
Alternativen, die weitaus mehr Freude in die Hütte des Schreckens
bringen.
Lieblingszitat:
"Du Arschloch interessierst mich überhaupt nicht. Ich will nur den Chopper."
"Du Arschloch interessierst mich überhaupt nicht. Ich will nur den Chopper."
- Blap -
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