DIE GRUFT DER TOTEN FRAUEN
(„Devils of Darkness“, Großbritannien 1965) R: Lance Comfort
Böser Franzose aus der Hölle
Der Brite Paul Baxter (William Sylvester)
ist in Frankreich unterwegs. Bekannte des Reisenden logieren im
selben Hotel, sie kommen auf sehr merkwürdige Art zu Tode.
Einheimische berichten von fürchterlichen Umtrieben und satanischen
Ritualen, doch Baxter hält die Warnungen für unsinnigen
Aberglauben. Verdächtig erscheint ihm allerdings das Verhalten von
Inspector Malin (Peter Illing). Der zuständige Gesetzeshüter
scheint nicht besonders an einer genauen Untersuchung der Todesfälle
interessiert. Wieder in der Heimat angekommen, erwartet Baxter die
Särge mit den Leichen, er will eine Obduktion durchführen lassen.
Tatsächlich überkommt den abklärten Herrn langsam ein
unbehagliches Gefühl, denn die Särge verschwinden samt Inhalt
spurlos. Längst weilt Graf Sinistre (Hubert Noël) in der Nähe, er
will um jeden Preis das magische Medaillon wieder in seinen Besitz
bringen, welches Baxter in Frankreich als Fundstück an sich nahm.
Während Paul weitere Nachforschungen anstellt, spitzt sich die Lage
nach und nach zu. Die Wohnung des Schriftstellers wird in dessen
Abwesenheit durchwühlt, ein befreundeter Wissenschaftler verstirbt
unter rätselhaften Umständen. Soll sich Baxter endlich Inspector
Hardwick (Victor Brooks) anvertrauen, oder wird ihn der
Kriminalbeamte für einen irren Spinner halten? Im Verborgenen
spinnt Graf Sinistre sein teuflisches Netz, doch Paul soll
Schützenhilfe von unerwarteter Seite erhalten...
Abseits der
Klassiker und Perlen von Hammer, Amicus und Tigon, entstanden im
Großbritannien der sechziger Jahre hier und da weitere Gruselfilme.
Regisseur Lance Comfort verdiente sich seine Sporen in anderen
Genres, tatsächlich beschreitet "Devils of Darkness"
teilweise andere Wege. Der Schwerpunkt wurde nicht ausschließlich
auf eine gepflegte Horroratmosphäre gelegt, oft mutet der Film wie
ein gewöhnlicher Thriller an. Durchaus ein interessanter Ansatz,
leider geht die Rechnung nicht ganz auf. "Die Gruft der toten
Frauen" ist immer dann am stärksten, wenn sich die Handlung
typischen Horrorelementen hingibt. Sicher, wenn während der
Eröffnungssequenz eine Fledermaus aus einem gesprengten Sarg
entflieht, haut man dem Zuschauer die volle Klischeebreitseite vor
den Latz. Aber genau diese Momente sind auf den Punkt inszeniert,
erfreuen das Herz des Genrefans. Die Vampirthematik vermischt sich
mit okkulten Ritualen, die in ein stimmungsvolles Finale münden.
Der tatsächliche Schlusspunkt hätte vielleicht -selbst für einen
Klischeeverehrer wie mich- eine Spur kreativer sein dürfen.
Die
Besetzung muss ohne die geschätzten Stars auskommen, die man in
zahlreichen Horrorschätzen dieser Zeit antrifft. Freilich muss dies
nicht zwangsläufig ein Hemmschuh sein, warum sollen frische Fratzen
nicht auch einen guten Job abliefern können. William Sylvester
spielt die Hauptrolle mit solider Sachlichkeit, ein wenig mehr
Griffigkeit und Eigenständigkeit wäre wünschenswert. Hubert Noël
gibt den satanischen Blutsauger mit nahezu androgyner Kälte, wirkt
daher meist eine Spur zu glatt, kann nicht auf ganzer Linie
überzeugen. Immerhin bietet man mit Carole Gray und Tracy Reed
hübsche Damen auf, die der "vampirischen Beziehungskiste"
eine interessante Schlagseite verleihen. Peter Illing und Victor
Brooks sollen nicht unerwähnt bleiben, besonders Illing erfreut mit
seiner putzigen Verschrobenheit. Insgesamt ein brauchbares Ensemble,
dem es ein wenig an echten Glanzpunkten mangelt.
Ich schrieb
es bereits weiter oben, der Streifen punktet immer dann, wenn er
sich auf die erwarteten Horrorzutaten einlässt. Ich will aber nicht
die kleinen Höhepunkte unterschlagen, die sich neben dem Grusel
eingeschlichen haben. Wenn eine Antiquitätenhändlerin (Rona
Anderson) in ihrer dem Ladenlokal angeschlossenen Wohnung eine Party
feiert, kommt eine herrlich bunte und turbulente "Swinging
Sixties Stimmung" auf, die man einfach mögen muss. Die
Kameraarbeit ist gelungen, die musikalische Untermalung ebenso. Auf
den ersten Blick mag "Die Gruft der toten Frauen" ein
unscheinbarer Streifen sein, der zu wenig Horroratmosphäre ins
Wohnzimmer transportiert. Gibt man dem Flick jedoch eine faire
Chance, präsentiert er sich als kleine Wundertüte, aus der sich
feiner Grusel, knuffige sechziger Jahre, hübsche Frauen,
Eifersuchtsdramen und eine nahezu märchenhafte Farbenpalette
ergießen.
Dank der lobenswerten DVD aus dem Hause e-m-s,
kann man "Die Gruft der toten Frauen" in schöner Qualität
genießen. Bei der Erstauflage steckt das Amaray in einem Schuber,
ein kleines Booklet rundet das Paket ab (Dieser Titel ist als #8 der
Reihe "DER PHANTASTISCHE FILM" erschienen). Sicher, der
Film ist kein Höhepunkt seines Genres, es gibt weitaus besser
gelungene Werke aus dieser schönen Zeit. Trotzdem verdient dieser
sympathische Streifen Aufmerksamkeit, wobei er sich ganz klar an
Liebhaber richtet, Einsteiger und Gelegenheitsglotzer werden bei
Hammer und Amicus besser bedient.
Mag ich! (6/10)
Lieblingszitat:
"Schwört im Namen des Satans, euch den Mächten der Finsternis zu unterwerfen!"
"Schwört im Namen des Satans, euch den Mächten der Finsternis zu unterwerfen!"
-Blap -
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