GRIZZLY – EINE BESTIE LÄUFT AMOK
(„Grizzly“, USA 1976) R: William Girdler
Bärenhunger
Ranger Michael
Kelly (Christopher George) hat einen traumhaften Job. Er leitet eine
kleine Truppe, die für Recht und Ordnung in einem beschaulichen
Nationalpark der USA sorgt. Eines Tages ist es schlagartig vorbei
mit der Ruhe, ein wildgewordener Bär fällt Camper an und verspeist
diese. Die erschreckenden Vorfälle sind zunächst nicht erklärbar,
denn man hatte alle einheimischen Bären vor einiger Zeit in höhere
Lagen vertrieben. Der Naturbursche Arthur Scott (Richard Jaeckel)
glaubt bald zu wissen, wer Angst und Schrecken im Wald verbreitet.
Nicht einer der verscheuchten Braunbären, sondern ein gigantischer
Grizzly, der sich immer näher an die Siedlungen der Menschen wagt.
Lokalpolitiker und Entscheidungsträger Charley Kittridge (Joe
Dorsey) will nichts davon hören, schließlich wurde seit vielen
Jahren kein Grizzly mehr in der Gegend gesehen. Doch Scotty kennt
die örtliche Fauna wie seine Westentasche, Ranger Kelly hält die
Ausführungen seines Kumpels keinesfalls für Spinnerei. Ein
gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der Killerbär
wütet unaufhaltsam, es kommt zu weiteren Todesfällen. Können
Kelly und Scotty die Bestie stoppen...?
"Jaws"
brachte dem Tierhorror die Beachtung der breiten Masse ein. Kurze
Zeit nach Steven Spielbergs Hai-Attacke, ließ Regisseur William
Girdler seinen Grizzly von der Leine. Der Film entführt uns in eine
malerische Landschaft, die sich friedlich vor dem Auge des
Betrachters erstreckt, dabei in wundervoll herbstlichen Farben
erstrahlt. Dank der sehr gelungenen Kameraarbeit, erhält die
herrliche Kulisse einen angemessenen Raum, ist gewissermaßen der
heimliche(?) Star des Films. Weil handlungsbedingt diverse Szenen
aus der Luft gefilmt wurden, gewährt man uns immer wieder einen
schönen Ausblick auf die liebreizende Gegend. In einigen Szenen
wurde mit einem echten Bär gearbeitet, der Tiertrainer hat seinen
Job sehr gut gemacht. Die Angriffe des blutrünstigen Riesen,
mussten natürlich durch Special Effects dargestellt werden. Man hat
die Effekte mit echten Momenten kombiniert. Dies wurde teils recht
geschickt angestellt, manchmal wirken die Szenen ein wenig holprig,
was aber letztlich dem Charme des Films zuträglich ist. Zwar gibt
es keine wüste Orgie zu sehen, doch ab und an langt Meister Petz
durchaus harsch zu. Da fliegt schon mal ein abgerissenes Körperteil
durch die Luft, sogar ein Kind wird angegriffen und schwer verletzt.
Mein Liebling ist die Szene mit dem Pferdekopf, doch ich will nicht
zu viel verraten (Nein, ich mag Pferde, aber ich liebe die Arbeit
der FX-Abteilung).
Prächtige
Landschaft, aktiver Killer im Pelzkleid, sehr gute Voraussetzungen
für eine gepflegte Tierhorror-Sause. Die Riege der Schauspieler
wirkt im Vergleich dazu eine Spur unscheinbarer. Christopher George
verstarb leider bereits 1983, er wurde lediglich 54 Jahre jung. Den
Fans des italienischen Genrekinos, ist er durch seine Mitwirkung in
"Paura nella città dei morti viventi" (Ein Zombie hing am
Glockenseil, 1980) bekannt und ans Herz gewachsen, immerhin ein
Klassiker des unvergessenen Lucio Fulci. George spielt den Ranger
aus Leidenschaft überzeugend, kann mich aber nicht zu
Begeisterungsstürmen hinreißen. Ähnlich ist es um die
Darbietungen von Richard Jaeckel, Andrew Pine und Joe Dorsey
bestellt. Alle machen einen guten Job, doch die Kulisse und der Bär
dominieren, die Schauspieler bleiben austauschbar. Ich werte diese
"Unscheinbarkeit" keinesfalls als Nachteil, denn auf diese
Weise gewinnt die Naturkulisse hinzu, behält die "Genrestimmung"
die Oberhand.
Während "Jaws" längst -über das
Genre hinaus- als Klassiker gilt, ist "Grizzly" wohl nur
noch Fans ein Begriff. Ehrlich gesagt wundert mich diese Tatsache
nicht, den der Streifen wird mit ziemlicher Sicherheit nur Liebhaber
ansprechen können. Für einen Spitzenplatz im Bereich Tierhorror
reicht es für "Grizzly" sicher nicht, doch ich wurde
knapp 87 Minuten gut unterhalten.
"Grizzly" liegt
in unterschiedlichen DVD-Auswertungen vor. Aktuell gibt es eine
"Kaufhausversion" im Amaray von Voulez Vous Film, die
unter dem Titel "Killer Grizzly" vermarktet wird. Wer es
ein wenig schicker mag, kann zu den Hartboxen von Retrofilm greifen.
Insgesamt werden vier Varianten angeboten, zwei kleine und zwei
große Hartboxen. Die DVDs sollten weitgehend identisch sein, bei
der Kaufhausversion fehlt lediglich die Trailershow. Der Film liegt
in ansprechender Qualität vor, die deutsche Synchronisation und der
englische Originalton sind an Bord. Ich freue mich bereits auf
"Panik in der Sierra Nova" (1977), den nächsten Streich
von William Girdler, zu dem mir bereits eine kleine Hartbox von
Retrofilm vorliegt.
Kein Überflieger, aber ein durchweg
sympathischer Film. Tierhorror-Süchtlinge sollten den Killerbären
auf ihre Speisekarte setzen.6,5/10
Lieblingszitat:
"Während Sie hier rumgesessen haben, auf ihrem fetten Arsch, ist der Wald ein Teil meines Lebens geworden!"
"Während Sie hier rumgesessen haben, auf ihrem fetten Arsch, ist der Wald ein Teil meines Lebens geworden!"
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.