DER GORILLA VON SOHO
(Deutschland 1968) R: Alfred Vohrer
Eine
aus der Themse gezogene Leiche führt eine kleine Puppe mit sich.
Sehr merkwürdig, denn es handelt sich um einen älteren
Herrn. Auf der Puppe sind fremdartige Schriftzeichen zu erkennen, man
zieht die Expertin Susan McPherson (Uschi Glas) hinzu. Diese kann
einige der durch die Themse verwaschenen Worte tatsächlich
lesen, doch trotzdem tappt Scotland Yard zunächst im Dunkeln. Da
man darüber Bescheid weiß, dass der aufgefundene Tote sehr
wohlhabend war, sucht der Kriminalbeamte den Erbberechtigten auf, in
diesem Fall eine Wohltätigkeitsorganisation. Dort stößt
Perkins nicht nur auf den Leiter Henry Parker (Albert Lieven). Er
wird auch Zeuge, wie ein unter dem Namen Sugar (Herbert Fux)
bekannter Kleinganove, offensichtlich eine feindselige
Auseinandersetzung mit Parker ausfechtet. Inspektor Perkins (Horst
Tappert) glaubt die Handschrift der vor Jahren aktiven "Gorillabande"
zu erkennen. Er heftet sich an die Fersen des Widerlings Sugar,
dessen Spur führt ihn wenig überraschend ins
Rotlichtmilieu. Die Ermittlungen bringen Perkins und seinen
Mitarbeiter Sergeant Jim Pepper (Uwe Friedrichsen) auch in Heim für
junge Mädchen, welches von spröden Nonnen mit strenger Hand
geführt wird. Es kommt zu weiteren Todesfällen, immer ist
ein unheimlicher Gorilla im Spiel, kann Perkins das Rätsel
lösen...???
Weiter
geht es mit dem Genuss der prächtigen Edgar Wallace
Verfilmungen. "Der Gorilla von Soho" ist bereits der 27.
Wallace Film aus dem Hause Rialto. Es handelt sich um ein Remake des
hauseigenen "Die toten Augen von London", der 1961 als 5.
Rialto-Wallace in die Kinos kam. Wie schon beim Original, führte
Alfred Vohrer auch bei der Neuauflage Regie ("Die toten Augen
von London" war das Debüt Vohrers in der Reihe). Für
die musikalische Untermalung des Remakes sorgt einmal mehr der
bewährte Peter Thomas, die Kamera bediente erneut Karl Löb.
War das Original einer der düstersten Beiträge der Serie,
atmet der Neuaufguss durch und durch den Zeitgeist der zweiten Hälfte
der sechziger Jahre. Statt des unheimlichen und wirklich
erschreckenden Ady Berber, poltert nun ein Stuntman im Gorillakostüm
durch die Kulissen. Die "Wohltätigkeitsorganisation"
trägt den hippiesken Namen "Love and Peace for People".
Selbstverständlich mangelt nicht an diversen Schlüpfrigkeiten,
die Baraufenthalte des Inspektors nutzt Vohrer für ein
ausgiebiges Schaulaufen weiblicher Reize. Möpse und Ärsche
*pardon* regieren, dezent angedeutet kommt sogar der Schambereich
einer jungen Dame ins Spiel. Als Schlussgag bekommen wir eine Uhr die
sich auf die Position "Ende" einstellt zu sehen. Ein
besonders dicker Zeiger kommt in phallischer Form daher und zittert
orgasmisch herum. Herr Vohrer, Herr Vohrer, Sie sind ein Ferkel,
deshalb schätze ich ihre Arbeiten auch so sehr! Waren schon in
den Filmen vor dem Gorilla, hin und wieder die Beatles einen Spruch
wert, hat man nun gleich den zweiten Ermittler "Sergeant Pepper"
genannt. Die Hauptrolle hat Horst Tappert übernommen, der
bereits in "Der Hund von Blackwood Castle" als Gauner
mitwirkte. Mir gefällt sein Auftritt außerordentlich gut,
der Mann hat einfach Profil. Besagter Sergeant Pepper wird von Uwe
Friedrichsen als eine Art "Eddi Arent Erbe" gespielt,
reichlich bescheuert, aber doch auf groteske Art durchaus
liebenswert. Uschi Glas ist sicher nicht nur für Wallace Fans
ein Reizthema. Sie war bereits in "Der Mönch mit der
Peitsche" über eine kleine Nebenrolle hinausgekommen, doch
musste man ihr nun tatsächlich die weibliche Hauptrolle
zuschustern? Von meiner Seite aus kann Entwarnung gegeben werden.
Sicher gehört Frau Glas nicht zu den talentiertesten (oder gar
attraktivsten) Darstellerinnen der Reihe. Doch die Rolle der naiven
und hilflosen Maid, die Herrn Peppers Herz tanzen lässt, passt
letztlich doch recht gut zu ihr. Hubert von Meyerinck taumelt als
wirrer Scotland Yard Chef umher, auf den die Bezeichnung "Lustgreis"
wie der berühmte Deckel auf den Topf passt. Mit seiner
Sekretärin Mabel, die erneut von Ilse Pagé gespielt wird,
verbindet ihn eine Art Hassliebe. Mabel trauert offenbar noch immer
ihrem geliebten Charmebolzen Sir John nach, wer kann es ihr verübeln,
ich vermisse ihn auch. Albert Lieven gibt sich gewohnt kühl und
undurchsichtig. Herbert Fux ist eine echte Bereicherung, mit diesem
widerwärtigen Gesicht -das nur eine blinde Mutter lieben kann-
ist er die Idealbesetzung des schmierigen Ganoven, herrlich! Kurz
erwähnt sei noch Hilde Sessak, die auch diesmal eine fiese,
hartherzige Rolle spielen muss, erneut würde sie in jedem "Women
in Prison" und/oder Foltercamp Reißer eine gute Figur
abgeben.
Wie so oft bei den späteren Filmen der Reihe,
tritt der eigentliche Kriminalfall ein wenig in den Hintergrund. Mehr
oder weniger schrille und schräge Vögel spielen sich
gegenseitig die Vorlagen zu. Trug der Killer in "Im Banne des
Unheimlichen" eine irre Maske, so ist der Mörder hier
gleich in ein komplett durchgedrehtes Kostüm gekleidet. Dass er
unter seiner Maske noch...Halt!...ich will nicht zu viel verraten. In
dieses bunte Treiben streut Vohrer eine Prise Sex, welche allerdings
durch die biedere Besetzung der weiblichen Hauptrolle eingedämmt
wird. Wenn ich mir Sophie Hardy oder Ewa Strömberg in diesem
Part vorstelle, welch eine Wonne... Doch genug der Träumereien,
kommen wir zu den Fakten! Wie üblich gibt es den Film als
Einzel-DVD oder Teil eines Boxsets. Die "Edgar Wallace Edition
7" enthält neben "Der Gorilla von Soho" folgende
Titel:
- Der Mönch mit der Peitsche
- Der Hund von Blackwood Castle
- Im Banne des Unheimlichen
Wie üblich
sollte man der Box den Vorzug erteilen. Die siebte Box erweist sich
als starke Zusammenstellung, "Der Hund von Blackwood Castle"
bietet gute Unterhaltung, "Der Mönch mit der Peitsche"
und "Im Banne des Unheimlichen" gehen als "gut bis
sehr gut" durch. Der Unheimliche ist mein Liebling aus dieser
Box, ganz knapp platziert er sich vor dem Mönch. Nun steht bald
die Sichtung der achten und letzten Box an, die insgesamt sogar fünf
(statt der üblichen vier) Filme enthält. Zuvor werde ich
mir aber noch den "Nicht Rialto Wallace" mit dem Titel "Das
Rätsel des silbernen Dreieck" (1966) anschauen.
"Der Gorilla von Soho" läuft mit guten 7/10 über die Ziellinie!
"Der Gorilla von Soho" läuft mit guten 7/10 über die Ziellinie!
Lieblingszitat:
"Dieses Wesen macht mich noch wahnsinnig!"
"Dieses Wesen macht mich noch wahnsinnig!"
- Blap -
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