Filmclub Bali
   
 

GODZILLA VS. MECHAGODZILLA II

("Gojira vs Mekagojira 2", Japan 1992) R: Takao Okawara

Die "G-Force", eine Anti-Godzilla-Einheit der Regierung hat einen riesigen Kampfroboter – Mechagodzilla – entwickelt, um beim nächsten Erscheinen des Großen Grünen eine Geheimwaffe gegen ihn parat zu haben.
Zwei Handlungsstränge entwickeln sich parallel: Eine wissenschaftliche Expedition unter der Leitung von Professor Omae entdeckt auf einer radioaktiv verseuchten Insel das Ei eines Pteranodons (ein urzeitlicher Flugsaurier), bei dem es sich nur um Rodan handeln kann (der hier seltsamerweise Radon heißt). Während das Ei geborgen wird, erscheint sowohl der Flugsaurier als auch Godzilla und die beiden Monster leisten sich einen erbitterten Zweikampf, bei dem Godzilla als Sieger hervorgeht. Das Ei wird geborgen und nach Kyoto verfrachtet.
Unterdessen wird der junge Wissenschaftler und Pteranodon-Fan Kazuma Aoki (Masahiro Takashima) zur G-Force beordert, wo er als Mechagodzilla-Pilot ausgebildet werden soll. Dort trifft er auf Professor Omaes Assistentin Azusa Gojo und verknallt sich in sie.
Aus dem Ei schlüpft kein Flugsaurier, sondern ein Baby-Godzilla. Dies ruft bald sowohl Radon als auch Godzilla auf den Plan, die eine akute Bedrohung für Kyoto darstellen. Mechagodzilla wird aktiviert...
Godzilla vs. Mechagodzilla
So, das war er also – der letzte GODZILLA-Film, den ich noch nicht gesehen hatte und der in meiner stolzen Kaiju Eiga-Sammlung fehlte.
Leider sind meine Gefühle sehr gemischter Natur. Ich hätte diesen Film so gern liebgehabt, vielleicht auf die Art, wie man ein Kind mit Down-Syndrom lieb hat. Aber was Drehbuchautor Wataru Mimura hier auf den geplagten Godzilla-Freund loslässt, ist schon verdammt hartes Kraut...
Logikpatzer gehören ja zu Goodzillafilmen, wie Wasabi zum Sushi – darüber mokiert man sich nicht. Mit breitem Grinsen erinnert man sich an Absurditäten wie die "Black Hole"-Kanone in GODZILLA VS. MEGAGURIUS oder die diversen Zeitreise-Spielereien aus einigen Filmen. Oder man denke nur an BIOLANTE, einfach herrlich.
Was hier jedoch aufgetischt wird, ist wahrlich schwer zu schlucken. Man entdeckt ein Ei auf der Flugsaurier-Insel, aber das Ei ist gar nicht von Rodan, äh, Radon, sondern von Godzilla. Der erscheint dann auch stande pede auf der Insel und balgt sich mit Rodan, äh Radon, was eigentlich ein guter Einstieg ist. Der Flugsaurier wird plattgestampft und Big G. taucht bis auf weiteres wieder ab.
In der Nähe des Eis werden fossile Pflanzenreste gefunden, die werden in einem Spezialinstitut für paranormal begabte Kinder (so eine Art X-MEN-Kindergarten) analysiert und die "parapsychische" Essenz wird herausgefiltert (!), was in Musik resultiert (!!), die dann dem Ei von den Gören vorgesungen wird (!!!), worauf ein Godzilla-Baby schlüpft. Aber das ist gar kein richtiges Godzilla-Baby, sondern mehr so ein Godzillasaurus (?), sehr süß und obendrein ein friedlicher Pflanzenfresser (?!). Außerdem lockt es mit seinem Gequengel Rodan, äh Radon, an, denn es ist ja "mit ihm verwandt" (hä?) und Godzilla erscheint auch auf dem Plan, weil, er entwickelt Mutterinstinkte. (Die alte Streitfrage, warum Godzilla eigentlich ein "er" sein soll, wenn sie Eier legen kann, spare ich mir an dieser Stelle.) Später findet man dann heraus, daß Godzilla zwei Gehirne hat (!!!), eins im Kopp und eins an der unteren Lendenwirbelsäule, weil, das ist nun mal so. Das kenne ich, mein Gehirn ist auch im Arsch – und ich habe nur eines! Gut für die G-Force, weil, jetzt muss Mechagodzilla nur das Zweithirn kaputt machen, dann kann Godzilla nicht mehr laufen. Dafür baut man Mechagodzilla flugs eine Geheimwaffe ein, den "G-Crusher" – was war das noch mal, ich weiß es nicht mehr, mein Gehirn käst... radioaktives Ejakulat?
(Mechagodzilla kommt in diesem Beitrag der Serie ziemlich plump und unbeweglich daher, kein Vergleich mit der schnittigen und brutal aussehenden Version aus der Millennium-Reihe.)
So weit, so gut. Es gibt dann noch eine telepathisch begabte Mechagodzilla-Kampfpilotin mit Segelohren (das scheint ja bei den Japsen so eine Art sexueller Fetisch zu sein), eine niedliche Saurier-Ei-Assistentin, in die sich Baby-Godzillasaurus verliebt und – da war alles vorbei! – einen fliegenden Pteranodon-Robot-Gleiter, auf dem unser Held mit seiner Angebeteten durch die Gegend eiert.
Beim Finale macht Mechagodzilla seinen fleischlichen Counterpart ordentlich zur Sau, aber als Godzilla darniederliegt, kommt Rodan, äh Radon, plötzlich zurück und legt sich auf Godzilla drauf (!!!!!!) ... ein Glitter-Flitterregen stäubt durch die Luft und Godzilla steht wieder auf, das zerstörte Zweithirn verschmilzt mit Radons Lebensenergie und fügt sich wieder zusammen. (Irgendeine Spezial-Strahlung war´s.) Es passieren noch einige krude Sachen, die ich nicht mehr auf die Reihe kriege...
Am Ende weint Baby dann sogar ein paar dicke Kullertränen, Mutti (oder Papi?) adoptiert den missratenen Herbivoren aber dennoch, und gemeinsam stampft man ins Meer... in den Sonnenuntergang. Die ganzen Schlitzaugen und Segelohren stehen daneben und geben schöngeistigen Sülz von sich: "Jaja, am Ende siegt das Leben über alles Künstliche." "Wird es wieder ein Zeitalter der Dinosaurier geben, wenn die menschliche Existenz längst vergessen ist?"
Das wollen wir alle hoffen.
Wenn nun wenigstens die Monsterkämpfe ordentlich rocken würden, wäre det Janze ja halb so wild. Tun sie aber nicht wirklich. Die Kaputtmachereien kommen sehr artifiziell daher, dafür schießen Strahlen aus allen Rohren, bis die Leinwand brennt. Sogar Rodan, äh Radon, kann plötzlich Feuer spucken. Zumindest sind die Kämpfe aber ansehnlich gefilmt und temporeich inszeniert.
Baby-Godzilla sieht zwar nicht ganz so beknackt wie der knubbelige Minilla aus, bedient aber trotzdem das Kindchenschema und hat niedliche Kulleraugen. Das fand ich aber gar nicht so schlimm, auch mein Mutterinstinkt wurde geweckt, und ich hätte den Kleinen sofort adoptiert und ihm die Brust gegeben.
Was gibt es Positives zu vermelden? – Der Godzillaanzug in diesem Film sieht gut aus, der "Große Grüne" (der ja eigentlich grau ist!), kommt angemessen garstig daher und schaut finster aus der Schuppenwäsche.
Absolut großartig ist der sehr düstere und dräuende Score von Altmeister Akira Ifukube, der das Godzilla-Thema angenehm variiert.
Regisseur Okawara drehte übrigens noch einige weitere Godzillafilme, u.a. GODZILLA VS. DESTOROYAH, den ich ganz wunderbar finde und GODZILLA 2000, der mir auch sehr zusagte.
Irgendwie wohnt GODZILLA VS. MECHAGODZILLA II natürlich auch ein gewisser Charme inne, großen Trash-Wert hat er allemal. Vielleicht kann ich ihn ja doch irgendwie lieb haben...
Die DVD ist von Splendid und leidet an einem etwas unscharfen Bild und schlechter Kompression. Das Tonformat ist deutsch oder englisch, auf japanischen O-Ton wurde verzichtet – was auch eher als Minuspunkt zu werten ist.
Ich muss mir wohl heute Abend noch mal GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA aus der fantastischen Millennium-Reihe anschauen, um mein Weltbild wieder gerade zu rücken. Oder besser noch das Original von 1974.
- Pelle-





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