DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL
("Cosa avete fatto a Solange?", Italien/Deutschland 1972) R: Massimo Dallamano
Der
Italiener Enrico Rosseni (Fabio Testi) und seine deutsche Frau Herta
(Karin Baal) arbeiten in London. Beide sind Lehrer an einer
kirchlichen Mädchenschule, besonders Enrico ist bei den
Schülerinnen sehr beliebt. Doch damit nicht genug, der Lehrer
trifft sich ständig mit der Schülerin Elizabeth (Cristina
Galbó). Während eines gemeinsamen Ausflugs per Boot macht
Elizabeth eine erschreckende Beobachtung, Enrico glaubt ihr
allerdings nicht, er hält die Aufregung für einen Vorwand
um weitere Zudringlichkeiten seinerseits zu verhindern. Am nächsten
Morgen berichtet man im Radio von einem Leichenfund. Rosseni sucht
von Hektik getrieben die Stelle auf, an der er Tags zuvor mit seiner
Schülerin unterwegs war. Der leitende Ermittler Inspektor Barth
(Joachim Fuchsberger) findet bald Spuren die in Richtung der
Lehrkraft weisen, doch der clevere Ermittler hält sich alle
Optionen offen und konzentriert sich nicht lediglich auf eine Person.
Weitere Schülerinnen werden ermordet und Enrico unternimmt mit
Hilfe seiner Frau eigene Ermittlungen. Dabei stößt Enrico
auf den Namen Solange, doch wer ist Solange und was ist ihr
zugestoßen...???
Massimo
Dallamano -der leider 1976 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam-
verdanken wir prächtige Filme wie: "La polizia chiede
aiuto" (Der Tod trägt schwarzes Leder, 1974) und "Quelli
della calibro 38" (Kaliber 38 - Genau zwischen die Augen, 1976).
"Cosa avete fatto a Solange" (Englischer Titel: "What
have you done to Solange?") wurde in Deutschland unter dem
Titel: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel"
veröffentlicht und der Edgar Wallace Reihe zugeordnet. Doch
trotz deutscher Beteiligung ist "Solange" durch und durch
ein Kind des italienischen Genrekinos, mehr noch, ein Giallo der
Spitzenklasse! Die deutsche Fassung wurde erheblich gekürzt, auf
diese werde ich in den nächsten Wochen näher eingehen.
Dieser Kurzkommentar bezieht sich also ausdrücklich auf die
italienische/internationale Version! Fabio Testi und Karin Baal
agieren als Ehepaar sehr überzeugend, besonders die von Baal
verkörperte Figur Herta zeigt im Lauf des Films interessante
Facetten und überrascht den Zuschauer. Joachim Fuchsberger ist
die Rolle des Ermittlers wie auf den Leib geschrieben. Hier darf er
sich ab und an auch bissig zeigen, bei Bedarf seine Mitarbeiter
ordentlich anranzen. Cristina Galbó verdreht ihrem Lehrer den
Kopf, einige Mitschülerinnen zeigen sich abgründig.
Natürlich dürfen nackte Tatsachen nicht gänzlich
fehlen, schließlich müssen Umkleidekabinen vom perversen
Lehrkörper bespannt werden. Bezüglich Gewalt wird "Solange"
nicht ausufernd, meist sind die Taten nur angedeutet bzw. es gibt das
Ergebnis ansatzweise zu sehen. Zur durchweg gelungenen Atmosphäre
tragen Kamera und Musik einen erheblichen Teil bei. Das wundert
nicht, denn hinter der Kamera war Aristide Massaccesi (Joe D'Amato)
tätig, für den Score zeichnet Ennio Morricone
verantwortlich, beide Herren sind bekanntlich Meister ihres
jeweiligen Fachs.
Ein Giallo wie aus dem Bilderbuch, ich kann
keine nennenswerten Kritikpunkte feststellen. Sehr gute Schauspieler,
eine kurzweilige und interessante Inszenierung, herrliche
Kameraarbeit und ein wunderschöner Score! Die Auflösung
hinterlässt Spuren, man fühlt mit, ich kann wegen akuter
Spoilergefahr leider nicht weiter darauf eingehen. Die ungekürzte
Fassung des Films, wurde unter dem Titel "What have you done to
Solange?" in Großbritannien und den USA auf DVD
veröffentlicht. Ferner gibt es eine Scheibe aus Italien, welche
die eindeutig beste Bildqualität bietet -bei einem derartig
schön gefilmten Werk nicht unwichtig- und neben dem
italienischen Ton auch eine englische Tonspur enthält,
zusätzlich sind italienische und englische Untertitel enthalten.
Der englische Ton schwächelt ein wenig, doch die Ohren gewöhnen
sich recht schnell daran, von daher kann man mit dieser kleinen
Unzulänglichkeit gut leben. Alternativ bietet sich der
italienische Ton an, dank der englischen Untertitel durchaus eine
Option. Wer dem Giallo zugeneigt ist, wird an diesem Prachtstück
von Film nicht vorbeikommen!
Sehr gut bis überragend = 8,5/10
Lieblingszitat:
"...but you are hiding something... ...and i don't like it!"
"...but you are hiding something... ...and i don't like it!"
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