DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN
(Deutschland/Großbritannien 1961) R: Ákos Ráthonyi
London wird von einer
unheimlichen Mordserie erschüttert. Junge, schöne Frauen
fallen einem Killer zum Opfer, am Tatort findet man beständig
gelbe Narzissen vor. Oberinspektor Whiteside (Walter Gotell)
vermutet, dass es sich bei dem Mörder um einen sexuell perversen
Triebtäter handelt, eine andere Schlussfolgerung lassen die
Taten in seinen Augen nicht zu. Der für eine Fluggesellschaft
ermittelnde Jack Tarling (Joachim Fuchsberger) teilt diese Ansicht
nicht. Er vermutet Drogenschmuggel in großem Stil, fühlt
dem zwielichtigen Ray Lyne (Albert Lieven) auf den Zahn, den er für
einen Schwerverbrecher hält. Tarling beginnt sich beruflich und
privat für Anne (Sabine Sesselmann) zu interessieren, die für
den verdächtigen Lyne tätig ist. Welche Rolle spielt die
von Jan Putek (Peter Illing) geführte Bar, in der die verruchte
Gloria (Ingrid van Bergen) und Lynes Scherge Peter Keene (Klaus
Kinski) ihren Dienst verrichten? Tarling ist damit beschäftigt
die Verwicklungen zu entknoten, dabei wird er von seinem asiatischen
Kollegen Ling Chu (Christopher Lee) unterstützt. Ling Chu
arbeitet mit oft befremdlichen Methoden, hegt er doch ein ganz
besonderes Interesse an der Lösung des brisanten
Kriminalfalls...
Bei dieser
Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto Film, führte der
in Budapest geborene Ákos Ráthonyi Regie. Der siebte
Rialto Wallace unterscheidet sich recht auffällig von seinen
Vorgängern. Der übliche Humor fehlt fast vollständig,
die Sprache fällt rüder, harscher aus. Auch an Erotik und
Gewalt mangelt es nicht. Wenn Ingrid van Bergen in High Heels über
die Bühne der Bar stöckelt und einen frivolen Schlager
vorträgt, wirkt dies weitaus erotischer als halbnackte Auftritte
heutiger Mager-Gestelle, die einen eher bemitleidenswerten Anblick
bieten. Christopher Lee hingegen sorgt für ruppige Momente, bei
einem Verhör foltert er seinen Gefangenen mit üblen
Spielzeugen. Natürlich ergeht sich der Film nicht in blutigen
Details, aber die Szenen verfehlen ihre Wirkung keinesfalls.
Überhaupt ist die Besetzung wieder phantastisch! Frau van Bergen
und Herrn Lee erwähnte ich bereits, Christopher Lee kommt als
Schlitzauge einfach herrlich rüber. Später sollte er dies
in der "Dr. Fu Man Chu" Reihe erneut eindrucksvoll
untermauern. Joachim Fuchsberger dominiert hier weniger ausgeprägt
als in seinen vorherigen Wallace Auftritten. Das passt allerdings
sehr gut ins Konzept, schließlich spielt er diesmal keinen
offiziellen Hüter des Gesetzes, lässt den anderen Figuren
durch seine leichte Zurückhaltung mehr Raum. Klaus Kinski zieht
vortrefflich vom Leder, als kleiner Wadenbeißer seines Mentors,
speichelt er diesem auf sehr überzeugende Art und Weise
hinterher. Neben Ingrid van Bergen erfreut Sabine Sesselmann das Auge
des lüsternen Zuschauers, beide Damen überzeugen mit
ansprechenden Leistungen.
Diese Wallace Verfilmung zeigt sehr
deutlich auf, dass diese schönen Filme den Giallo ohne Zweifel
beeinflusst haben. Mario Bava erinnert mit seinem meisterlichen
"Blutige Seide" (Sei donne per l'assassino, 1964) ganz
eindeutig an "Das Geheimnis der gelben Narzissen".
"Narzissen" bietet gialloeske Morde auf, sogar die
Handschuhe und das Messer fehlen nicht, ferner vergleiche man den
Score beider Filme, das Ergebnis ist erstaunlich! Bei einigen Wallace
Freunden genießt "Das Geheimnis der gelben Narzissen"
nicht den besten Ruf. Das wundert mich nicht, denn der Film kommt im
Rahmen der Reihe recht eigenständig, sogar einzigartig daher.
Wer aber dazu bereit ist über den Tellerrand zu schauen, darf
sich auf einen sehr guten und unterhaltsamen Kriminalfilm freuen. Aus
heutiger Sicht, möchte ich das Werk sogar als eine Art
Brückenschlag in Richtung Giallo bezeichnen. Einige der späteren
Wallace Streifen sind bekanntlich sowieso dem Giallo zuzuordnen. Doch
dies ist ein anderes Thema, auf das ich zu gegebener Zeit kurz
eingehen werde.
Der Film ist wie gehabt einzeln erhältlich.
Die bessere Lösung ist selbstverständlich unter dem Titel:
"Edgar Wallace Edition 2" erhältlich. Diese Box
enthält neben "Das Geheimnis der gelben Narzissen"
folgende Filme:
- Die toten Augen von London
- Der Fälscher von London
- Die seltsame Gräfin
Für die
tödlichen Narzissen ziehe ich gern dicke 8/10 (sehr gut). Der
Film verdient eine klare Empfehlung! (Es sei noch erwähnt, dass
damals auch eine alternative Fassung für den englischen Markt
gedreht wurde, bei der einige Rollen anders besetzt sind. Leider
scheint diese Version nicht erhältlich zu sein, sie wäre
sicher eine nette Ergänzung).
Lieblingszitat:
"Tu was er sagt, Süße. Mit denen ist schlecht Kirschen essen!"
"Tu was er sagt, Süße. Mit denen ist schlecht Kirschen essen!"
- Blap -
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