GEFANGENE FRAUEN
(Schweiz 1980) R: Erwin C. Dietrich
Der bumsfidele Frauenknast
Der Präsident einer
südamerikanischen Bananenrepublik ist beunruhigt, denn die UN will
in seinem Staat diverse Kontrollen durchführen. Da passt es nicht
besonders gut ins Bild, wenn man die ausländischen
Zwangsprostituierten entdeckt, die in die Bordelle des Landes
verschleppt wurden. Doch Carla (Karine Gambier) hat die rettende
Idee. Die Freundin des Regierungschefs will die Dirnen auf eine
kleine Insel transportieren lassen, auf der sich ein alter und seit
einiger Zeit leerstehender Gefängnisbau befindet. Sofort setzt man
den Plan in die Tat um, Soldaten der Regierung sammeln die
verdächtigen Damen ein. Carla lässt es sich nicht nehmen, auf der
Insel höchstselbst ein strenges Regiment zu führen. Nebenbei
gehört ihr heimliches Verhältnis zum Wachpersonal, also nutzt sie
die Gelegenheit für nette Strandräppelchen mit ihrem
Lieblingssoldaten (Eric Falk). Auch Rita (Brigitte Lahaie) wurde auf
die Insel deportiert, sie teilt sich ihre Zelle mit zwei
Kolleginnen. Obschon die Chefin ein fieses Luder ist, lässen sich
die feschen Mädel nicht entmutigen. Jeden Abend freuen sie sich auf
den Besuch von drei Wachmännern, die für die Befriedigung
wichtiger Bedürfnisse sorgen. Freilich hindert das Vergnügen nicht
daran, ganz nebenbei die Flucht vorzubereiten, notfalls sägt man
sich mit Hilfe von Nagelfeilen in die Freiheit...
Lieber
Erwin C. Dietrich, vielen Dank für diesen herrlichen Film! Der
bekannteste und fleissigste Lustmolch der Schweiz hat wieder
zugeschlagen, es ist eine wahre Pracht! Als Regisseur, Drehbuchautor
und Produzent in Personalunion, tischt uns der liebe Erwin eine
unglaublich putzige Frauenknastgroteske auf. Oft herrschen in diesem
Genre Gewalt, Notzucht und Sleaze in Reinkultur vor. Dietrich nutzt
die bewährten Zutaten auf eine etwas andere Art, wodurch "Gefangene
Frauen" zu einem ganz besonderen Erlebnis wird. Die
verschleppten Damen werden zwar kalt abgeduscht, dazu gibt es ab und
zu ein paar verbale Schellen seitens der gestrengen Kommandantin.
Aber solche Kleinigkeiten können Rita und ihre Gefährtinnen nicht
aus der Ruhe bringen, gut gelaunt geben sie sich Reiterspielchen mit
den Wachen hin. Selbst wenn eine unartige Dame per Stöckchen
gezüchtigt wird, muten die Szene mehr belustigend als "böse"
an. Erwin muss ein guter Mensch sein, wie ist sonst zu erklären,
dass der Film mit einer "Miss Busen Wahl" beginnt?
Das
gesamte Machwerk ist eine Anhäufung grotesker Momente, wirrer
Dialoge und dämlicher Fratzen. Halt, die Dummfratzen findet man
hier ausschließlich in der Männermannschaft, die Damen erfreuen
nachhaltig die Augen des Betrachters. Lassen wir den geschlagenen
Herren also wenigstens im Kurzkommentar den Vortritt, um diese
"Nebensächlichkeit" flugs abzufrühstücken. Der Präsi
mutet wie eine Mischung aus Che Guevara und Fidel Castro an, doch im
Vergleich zu seinen Untertanen wirkt er nahezu unscheinbar. Da
hätten wir den abstoßend hässlichen Arzt, der den Damen in die
Röhre schaut, aber vor allem Nacktfotos ausschneidet und aufklebt.
Welchen Zweck diese Sammlung erfüllt kann man sich denken,
glücklicherweise geht man an dieser Stelle nicht ins Detail. Das
perverse Ärztchen ist dann auch die einzige Person, die als kleine
Brise Sleaze durch den Flick weht. Gesichtsruine Eric Falk ist der
bekannteste Vertreter des männlichen Geschlechts. Falk sorgt für
Schenkelklopfer, er kassiert in einem Kampf reichlich Prügel,
wohlgemerkt von einer Insassin. Dadurch verliert er die Achtung
seiner Chefin, die sich stattdessen mit der Siegerin in den Laken
wälzt. Ja, die Carla hat es faustdick hinter ihren süßen Öhrchen.
Wenn die Rittmeisterin beledert auf hohen Hacken durch die Arena
stiefelt, weckt ihr Anblick gewisse *räusper* Gelüste. In der
Filmographie von Karine Gambier findet man überwiegend HC-Einträge,
da wundert ihre Freizügigkeit in "Gefangene Frauen" kaum.
Doch bevor es Missverständnisse gibt, es handelt sich nicht um
einen Pornofilm, auch wenn die Region unterhalb des Nabels gern
gezeigt wird. Brigitte Lahaie kann ebenfalls auf eine
"Mischkarriere" zurückblicken, der leider kürzlich
verstorbene Jean Rollin öffnete ihr in dieser Hinsicht vermutlich
einige Türen, die sie weit über den Tellerrand des HC-Films
blicken ließen. Bei der Lahaie frage ich mich noch immer, wie
dieser "mittelprächtige" Kopf auf diesen wundervollen
Körper geschraubt werden konnte. Hölle, schaut euch diese Kurven
an, welch verlockende Sünde! Spätestens seit der Sichtung des
beindruckenden "La nuit des traquées" (1980), halte ich
mich mit Kritik in Richtung der Dame zurück. Zu sehr hat sie mich
in diesem intensiven, packenden und faszinierenden Werk begeistert.
"Gefangene Frauen" fordert ihr natürlich keine
schauspielerischen Qualitäten ab, hier sind wieder ganz klar ihre
weiblichen Reize gefragt.
Zur restlichen Besetzung gibt es
nicht allzu viel zu sagen. Die übrigen Damen sind teils nett
anzuschauen, teils möchte man eher den Mantel des Vergessens über
ihnen ausbreiten. Passt schon, denn mit Karine Gambier und Brigitte
Lahaie bekommt man bereits Blickfänge geboten, die kaum noch
Wünsche offen lassen. Als harter WIP-Exploiter geht "Gefangene
Frauen" nicht durch, dazu ist der Streifen viel zu zahm
geraten. Selbst der Knast wirkt recht hell und freundlich, ferner
bekommen wir immer wieder sehr schöne Landschaftseinstellungen zu
sehen. Härte und Sleaze sollte man also nicht erwarten. Dem Genuss
ist dies keinesfalls abträglich, denn der Film hat andere Stärken.
Erwin C. Dietrich setzt auf die Reize seiner weiblichen Stars, die
absurde Handlung sorgt für Lachtränen, die Inszenierung ist
handwerklich überwiegend solide ausgeführt. Wer einen "bösen"
und "brutalen" Reißer erwartet, ist hier mit ziemlicher
Sicherheit an der falschen Adresse! Freunde liebenswerter
Erotikstreifen (von mir aus nennt es "Softsexfilmchen")
könnten ihre Freude haben, sofern man sich für die infantile
Handlung erwärmen kann. Mir hat "Gefangene Frauen" jede
Menge Spaß gemacht, ich habe viele Lachtränen vergossen. Es wird
sogar "politisch", im Finale nimmt man südamerikanische
Militärregimes aufs Korn. Selbstverständlich auf eine so naive Art
und Weise, dass es perfekt zur Ausrichtung des Films passt.
Grosses
Lob verdient sich auch die DVD von ABCDVD, die "Gefangene
Frauen" in toller Qualität anbietet. Im Bonusbereich findet
man vier Trailer zu weiteren Werken, allesamt aus dem
Dietrich/Franco Kosmos, zu denen ich bald ein paar Worte schreiben
werde.
Ein weichgespülter WIP-Erguss, extrem sympathisch
und äußerst knuffig! Sehr gern ziehe ich dicke 8/10 (sehr
gut), vielleicht sogar noch ein halbes Pünktchen mehr.
Lieblingszitat:
"Das schwache Geschlecht bringt dir das Fürchten bei!"
"Das schwache Geschlecht bringt dir das Fürchten bei!"
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.