FÜR EINEN SARG VOLLER DOLLARS
(„Per una bara piena di dollari”, Italien 1970) R: Demofilo Fidani
Der
fiese Schwerverbrecher Hagen (Klaus Kinski) verliert zwei Brüder,
ihre Kadaver kommen über Gäule hängend nach Hause. Ein
Raubzug ging schief, Hagen killt den überlebenden Begleiter aus
spontaner Wut. Rache, Rache und nochmals Rache, Hagen lässt die
Familie Hamilton auslöschen, die sich gegen seine Umtriebe zur
Wehr setzte. Lediglich der ehemalige Bedienstete Sam (Ray Saunders)
überlebt das Drama, berichtet dem heimkehrenden George Hamilton
(Jeff Cameron) -genannt Nevada Kid- von dem grausigen Spektakel.
Nevada Kid schwört nun seinerseits Rache, dabei erhält er
von einem eifrigen Kopfgeldjäger (Gordon Mitchell) tatkräftige
Unterstützung. Hagen beauftragt seine linke Hand Tamayo (Jack
Betts aka Hunt Powers) damit für Ruhe zu sorgen, doch so leicht
lässt sich Nevada Kid nicht stoppen. Nebenbei gabelt Kid auch
noch das nette Blondchen Monica (Simonetta Vitelli) auf, die Dame hat
ebenfalls Probleme mit Hagen und dessen Bande...
Demofilo
Fidani gehört zu den künstlerisch weniger ambitionierten
Regisseuren des italienischen Genrekinos. Seine Filme spulte der gute
Mann möglichst schnell und billig herunter, die Ergebnisse
zeigen daher eine mehr oder weniger trashige Schlagseite. Auch dieses
Werk aus dem Jahre 1971 ist weit von den großen Highlights des
Genres entfernt. Ist man jedoch bereit sich auf die Sause
einzulassen, kann man mit dem Film wirklich eine Menge Freude haben.
Da wären zunächst die Darsteller zu nennen. Kinski muss man
einfach lieben, auch hier ist er wieder herrlich fies und angepisst.
Der eigentliche Held -gespielt von Jeff Cameron- wirkt mit aller
Gewalt auf Coolness getrimmt, dabei spielen ihn seine Mitstreiter
locker an die Wand. Jack Betts darf Kinskis verlängerten Arm
geben und schaut herrlich "evil" unter seinem großen
Hut hervor. Gordon Mitchells Rolle wurde in der deutschen Synchro
verkalauert, daher wirkt seine Figur grenzdebil, dem
Unterhaltungswert tut dies keinen Abbruch. Auch Fidanis Tochter
Simonetta soll nicht unerwähnt bleiben. Hier ist sie unter dem
Künstlernamen Simone Blondell unterwegs, an Talent fehlt es ihr
ganz offensichtlich, doch die junge Dame ist sehr nett anzusehen.
Joe D'Amato war damals noch als Kameramann unterwegs, bevor
er kurze Zeit später zu einem der gefragtesten Regisseure des
Exploitation-Kinos aufstieg. Vor allem in den späten Jahren
seiner Karriere war er auch im HC-Bereich unterwegs. Sein Umgang mit
der Kamera verhilft dem Popanz des Herrn Fidani zu einer ganz
besonderen, durchaus stilvollen Note, ein interessanter Gegenpol zu
der fahrigen Art der Inszenierung. Geballert und geprügelt wird
hier übrigens in rauhen Mengen, der Body Count ist nicht von
schlechten Eltern. Besondere Härte strahlt der Film aber zu
keiner Zeit aus, dazu fällt diese Veranstaltung einfach zu
bescheuert aus. Für blutige Einschüsse war ganz
offensichtlich auch kein Geld vorhanden. Wer Lust auf einen großen
Vertreter aus dem Bereich des Italowestern verspürt sollte einen
weiten Bogen um diesen Film machen. Wer sich jedoch an liebevoll
aufgemachtem Trash erfreuen kann, der könnte hier eventuell an
der richtigen Adresse sein!
Die DVD stammt aus der "Western
Collection" von Koch Media. Inzwischen ist diese Reihe auf
achtzehn Filme -und eine Dokumentation- angewachsen. "Für
einen Sarg voller Dollars" (#7) kann man ohne schlechtes
Gewissen als den niveaulosesten Titel der Reihe bezeichnen, in der
man z.B. auch Schwergewichte wie "Töte Amigo" oder
"Der Gehetzte der Sierra Madre" findet. In Anbetracht der
Produktionsumstände im Hause Fidani ist es erstaunlich, dass die
gebotene Bildqualität der DVD über weite Strecken geradezu
fantastisch anmutet! Als Bonus ist ein Interview mit Frau Blondell
äähm... Frau Vitelli zu sehen. Die Dame ist inzwischen
unübersehbar gereift, kommt aber -auch deshalb- sehr natürlich,
ehrlich und sympathisch rüber.
Ein "schlechter"
Film der mir sehr gefallen hat. Die Umsetzung auf DVD ist
vorbildlich!
7,5/10
- Blap -
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