FRONTIERS
("Frontière(s)", Frankreich/Schweiz 2007) R: Xavier Gens
Eine Bande halbstarker Krawallmacher zieht in Paris
einen recht ertragreichen Raubüberfall durch. Da die Stadt
momentan von massiven Unruhen erschüttert wird, kann die Polizei
die Bande nur mit eingeschränkten Mitteln verfolgen. Doch so
einfach kommen die vier Bübchen und die Göre nicht davon,
ein Bürschlein wird angeschossen und reicht wenig später
den Löffel. Die übrigen Gestalten flüchten je zu zweit
per Auto aus Paris. In einem abgewrackten Hotel auf dem flachen Land
will man sich treffen. Zunächst schlagen Großmaul Tom
(David Saracino) und der ein wenig schüchterne Farid (Chems
Dahmani) dort auf, sie landen nach kurzer Zeit mit zwei anwesenden
Schlampen in der Kiste. Zu blöd, dass das vermeintliche Hotel
von einer irren Familie geführt wird, die unter der Fuchtel
eines uralten Nazis steht. Nackte Gewalt bricht über die beiden
Flüchtigen herein. Schließlich stolpern auch die später
ankommenden Alex (Aurélien Wiik) und Yasmine (Karina Testa) in
diesen unfassbaren Albtraum aus Blut, Gedärm und purem Terror.
Mit Yasmine hat das perverse Familienoberhaupt noch Pläne, ergo
fällt sie nicht umgehend dem Schlachter zum Opfer. Kann sie
eventuell mit der Hilfe von Eva (Maud Forget) rechnen, die als
einzige noch nicht völlig abgestumpft zu sein scheint...???
Die Franzosen machen Ernst. Fiese, dreckige und ruppige Brecher wie
"Haute Tension" (High Tension, 2003) oder "Martyrs"
(2008) kommen über das Publikum, frei von Humor und
Rettungsanker. In diese blutige Kerbe scheint auch "Frontiers"
zu dreschen. Aber ist dem tatsächlich so? Sicher, die erdige
Optik und die Metzeleien weisen darauf hin, jedoch sind die Figuren
der "bösen Seite" dermaßen extrem überzeichnet,
dass man den Film letztlich doch als gelungene Karikatur auffassen
kann (muss). Backwoodhorror mitten in Europa, erfrischend und heiter.
Regisseur Xavier Gens verlässt sich allerdings ein wenig zu sehr
auf die blutigen Schauwerte, sowie die derbe Sprache seines
Spektakels. Dabei kommen echte Spannung und Anteilnahme etwas zu
kurz. Das Finale erhöht die Pulsfrequenz dann doch ein wenig,
immerhin setzt Gens den Höhepunkt der Sause an die richtige
Stelle. Mir fehlt bei diesem Film eine Figur mit der ich mich
solidarisieren kann. Die Gruppe der flüchtigen Jünglein ist
durch die Bank unsympathisch. Es machte durchaus Freude zu sehen, wie
es sie nach und nach in ihre Einzelteile zerlegte. Hauptfigur Yasmine
ist zwar ein wenig angenehmer dargestellt, doch wirklich mitreißen
konnte sie mich nicht. Mit der Gegenseite konnte man sich ebenso
nicht anfreunden, obwohl der irre Blick von Goetz (Samuel Le Bihan)
durchaus zum Schmunzeln anregte. Die Stärke des Streifens sind
daher die teils leicht bizarren Morde, bei denen es angenehm blutig
wird und ordentlich Mettgut produziert wird. Fröhlich wird
geschnitten, gehackt, geprügelt, geballert und alles mögliche
angestellt, um den Gegner in eine schleimige Masse aus Blut und
Gedärm zu verwandeln. Die Darsteller machen ihre Sache übrigens
wirklich anständig. Der Mangel an Identifikation ist nicht auf
fehlendes Talent, sondern auf die Anlage der Figuren zurückzuführen.
Hervorheben möchte ich Karina Testa und Maud Forget, sowie
Samuel Le Bihan und Jean-Pierre Jorris als irren Uraltnazi. Die
interessanteste Figur in diesem Treiben ist zweifellos Eva, die von
Maud Forget sehr überzeugend gespielt wird. Die Ambivalenz ihres
Charakters -sowie das merkwürdige und leicht unheimliche
Aussehen- lassen sie immer ein wenig unberechenbar
erscheinen.
"Frontière(s)" hat mich gut
unterhalten, konnte mich aber nicht so richtig packen. Ein grosser
Wurf wie der grandiose "Haute Tension" ist "Frontière(s)"
zwar nicht geworden, doch angenehmerweise wird auf einen
pseudointellektuellen Anstrich wie bei "Martyrs"
verzichtet. Letztlich bekommt der geneigte Filmfreund Gemetzel ohne
Reue geboten, recht kurzweilige Unterhaltung ohne größeren
Nährwert. Dazu eine Verneigung vor Tobe Hoopers
Kettensägenklassiker, nur ohne Kettensäge. Die deutsche DVD
Veröffentlichung ist unbrauchbar, denn der Film wurde massiv
gekürzt. In Österreich ist der Film uncut erhältlich,
allerdings ist die DVD überteuert. Da mir die deutsche
Synchronisation bei diesem Film nicht wichtig war, habe ich mir die
englische DVD gekauft. Die Scheibe von Optimum Home Entertainment
bietet den Film ungekürzt an und ist für kleines Geld zu
bekommen. Der Film liegt im französischen Originalton vor, der
durch englische Untertitel ergänzt wird.
Guter Stoff... ...aus dem man aber noch mehr hätte machen können!
7/10
Lieblingszitat:
"Let's be smart and find a solution, OK?"
"Let's be smart and find a solution, OK?"
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.