FRANKENSTEINS TODESRENNEN
(„Death Race 2000“, USA 1975) R: Paul Bartel
Trash in Dystopia
Im Jahr 2000
werden die früheren USA von einem allmächtigen Diktator regiert.
Jedes Jahr wird ein irrsinniges Autorennen im Fernsehen übertragen,
bei dem die Fahrer einmal quer durch den nordamerikanischen
Kontinent rasen. Nicht viele Teilnehmer halten bis zum Finale durch,
doch wer zuerst über die Ziellinie hämmert, wird nicht automatisch
zum Sieger der Veranstaltung. Es gilt unterwegs möglichst viele
Punkte zu sammeln, die man für überfahrene Fußgänger erhält.
Der bekannteste und beliebteste Fahrer ist Frankenstein (David
Carradine), seinen härtesten Gegner hat er in Machine Gun Joe
(Sylvester Stallone), der beim Volk kein hohes Ansehen genießt.
Dieses Jahr soll ein ganz besonderes Rennen für Frankenstein
werden, denn seine Co-Pilotin Annie (Simone Griffeth) gehört zur
Widerstandsbewegung, die Frankenstein in ihre Gewalt bringen will.
Doch der mit allen Wassern gewaschene Frankenstein durchschaut den
Plan, unbeirrbar verfolgt er seinen eigenen Weg. Ja, das blutige
Rennen des Jahres 2000, wird zweifellos Einzug in die
Geschichtsbücher halten...
Noch
vor dem schnittigen Reißer "Cannonball" (1976),
inszenierte Paul Bartel "Death Race 2000", der in
Deutschland ursprünglich unter dem knuffigen Titel
"Frankensteins Todes-Rennen" vermarktet wurde. "Death
Race 2000" nimmt uns auf einen herrlichen Trip mit, die knapp
80 Minuten Laufzeit vergehen sprichwörtlich im Eiltempo. Der
Streifen ist eine wuchtige Wundertüte, die einen bunten Reigen auf
den erfreuten Zuschauer einprasseln lässt. Da hätten wir die schön
erdachten Autos, mit denen man sich wirklich Mühe gemacht hat, in
Anbetracht der geringen Finanzmittel eine reife Leistung. Dazu gibt
es bescheuerte Dialoge und schräge Figuren, David Carradine passt
erstklassig in die Rolle des Frankenstein, während Sylvester
Stallone -damals noch ein unbekannter Schauspieler, der wenig später
mit "Rocky" zum Star werden sollte- einen der kultigsten
Auftritte seiner Karriere hinlegt. Bei all dem Irrsinn sollte nicht
vergessen werden, dass die Sause auch dem dystopischen Film
zugeneigt ist. Nur wird bei "Death Race 2000" eben nicht
mit dem erhobenen Zeigefinger gedroht, sondern eine hysterische
Satire donnert über die Leinwand. Schräge Ideen sorgen für gute
Laune, für jeden überrollten Passanten setzt es Punkte. Besonders
Rentner und Kinder füllen das Konto, was für zusätzlichen Ansporn
bei den Fahren sorgt. Vermutlich ist der Streifen damit gar nicht
mehr so weit von zukünftigen Realitäten entfernt, schaut man sich
die immer absurderen Auswüchse der Fernsehunterhaltung an.
David
Carradine setzt Maßstäbe, definiert das Wörtchen "cool"
auf seine Weise. Frankenstein ist nicht nur der beste Fahrer, er ist
auch nahezu unkaputtbar, nebenbei f*ckt er seine Beifahrerin, haut
bei Bedarf dem fiesen Machine Gun Joe aufs zu große Maul. Sylvester
Stallone in der Rolle des Bösewichts zu sehen ist ein Genuss, er
pöbelt ständig und ausdauernd, schneidet groteske Grimassen,
glotzt debil aus der Wäsche, es ist wirklich eine Pracht! Die Damen
sind leider nicht sonderlich sexy. So ist der Anblick nackter Haut
mehr nettes Beiwerk, der Lechzfaktor bewegt sich in moderaten
Bahnen. Zugegeben, Carradines Begleiterin Simone Griffeth ist
hübsch, sorgt aber nicht für erhöhte Blutzirkulation. Die übrigen
Fratzen füllen das unterhaltsame Treiben passend auf, grausige
Moderatoren, eine Nazi-Braut samt Beifahrer, der väterliche
Präsident, die senile Oberwiderstandskämpferin. Kauzig, schrullig,
überdreht und gut! Produzent Roger Corman hat -wie so oft- einen
guten Riecher bewiesen.
Vergleicht man "Death Race
2000" mit dem Remake von 2008, kann die Neuauflage nicht
mithalten. Zwar geht es bei Statham und Konsorten brutaler zu, doch
der Film ist meilenweit vom urigen Charme der ursprünglichen
Version entfernt. Ich gebe gern zu, dass mir auch die neue Variante
gut gefällt, doch letztlich ist mir das Original eindeutig lieber.
Großes Lob verdient die Blu-ray Auswertung von MIG. So muss ein
Schätzchen älteren Datums aussehen! Das Material wurde nicht zu
Tode gefiltert, ein paar Kratzer sind auszumachen, die Farben sind
stimmig, die Schärfe auf gutem Niveau. Wer auf sterile, abgewürgte
Restaurationen steht, sollte besser einen großen Bogen um diese
Blu-ray machen. Ich vermute allerdings, dass die Zielgruppe sich
über die gebotene Qualität sehr freuen wird. Boni sind leider
recht sparsam dosiert, doch der sehr faire Preis (unter 10€)
stimmt in dieser Hinsicht milde. "Flatschenneurotiker"
dürfen sich entspannen, die BD bietet ein Wendecover an.
"Frankensteins Todes-Rennen" ist sowieso ein sehr
töftes Filmchen, dank der schönen Blu-ray nun in stimmungsvollem
Zustand genießbar! Klare Kaufempfehlung!
Sehr gut =
8/10
Lieblingszitat:
"Ich werde dir eine Lektion im Blitzkrieg erteilen. Du kannst mich nicht vom Endsieg abhalten."
"Ich werde dir eine Lektion im Blitzkrieg erteilen. Du kannst mich nicht vom Endsieg abhalten."
- Blap -
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