DER FLUCH DER GELBEN SCHLANGE
(Deutschland 1963) R: Franz Josef Gottlieb
Der wohlhabende Brite Joe Bray (Fritz Tillmann)
lebt in Hongkong. Eines Tages wird ihm eine Reliquie gestohlen, die
irre Fanatiker geradezu kultisch verehren. Sein Ziehsohn Clifford
Lynn (Joachim Fuchsberger) vermutet die Wurzel des Übels im
fernen London, ergo begibt er sich flugs auf die britische Insel.
Dort trifft Clifford auf den schleimigen Mr. Narth (Werner Peters),
der ihn aus finanziellen Gründen unbedingt mit seiner Tochter
Mabel (Doris Kirchner), alternativ mit der bei ihm aufgewachsenen
Joan (Brigitte Grothum) verkuppeln will. Narth ist mit Joe Bray
verwandt und wird von massiven Geldsorgen geplagt. Tatsächlich
interessiert sich der rauhbeinige Clifford für die liebenswerte
Joan, zunächst stehen aber diverse Probleme zur Lösung an.
Offensichtlich trachtet man dem jungen Mann nach dem Leben, denn kaum
ist er bei seinem Freund Samuel Carter (Eddi Arent) eingetroffen,
fliegt auch schon ein stattlicher Dolch durch die Bude. Welche Rolle
spielt der verschlagene Fing-Su (Pinkas Braun) in diesem Treiben, der
Sohn von Joe Bray, Resultat einer Liebschaft des alten Herren mit
einer Chinesin. Fing-Su giert regelrecht nach der gelben Schlange, er
ist bereit dafür über Leichen zu gehen. Ohne jeden Skrupel
manipuliert und drangsaliert er seine Opfer, so geraten der
wankelmütige Narth und ebenso die unschuldige Joan in seine
Fänge. Clifford gehen die Machenschaften seines ungeliebten
Halbbruders gegen den Strich, er versucht dem Fiesling mit allen
Mitteln die Schranken aufzuzeigen. Ein lebensgefährliches
Unterfangen...
Der Fluch der gelben Schlange" ist die insgesamt dreizehnte Wallace
Verfilmung der Nachkriegszeit, geht aber nicht -wie in den meisten
Fällen- auf das Konto von Rialto Film. Dieser Film wurde von
CCC-Film produziert, der Firma des allseits bekannten Artur Brauner.
Regie führte Franz Josef Gottlieb, der wenig später zwei
weitere Wallace Streifen drehte, dann allerdings für den
Platzhirsch Rialto. Bei diesen Filmen handelt es sich um "Der
schwarze Abt" (1963) und "Die Gruft mit dem Rätselschloss"
(1964), die für meinen Geschmack zu den etwas schwächeren
Titeln der Reihe zählen. "Der Fluch der gelben Schlange"
deckelt die beiden anderen Wallace Filme Gottliebs deutlich, der Film
macht erheblich mehr Freude, bietet einen weitaus größeren
Unterhaltungswert. Zunächst beginnt es ein wenig "exotisch",
wenn düstere Asiaten mit finsteren Absichten durchs Szenario
schleichen. Selbstverständlich taucht Blacky Fuchsberger
umgehend auf und teilt kräftig aus. Dann geht es flott in die
üblichen Kulissen, doch immer wieder tauchen Asiaten auf, die
mit ihren herrlichen Einlagen für jede Menge Stimmung sorgen.
"Politisch korrekt" ist dieses wüste Treiben ganz
sicher nicht, der Held bezeichnet seinen Halbbruder mit abschätziger
Stimme als "Halbblut". Hier von Rassismus zu sprechen halte
ich für übertrieben, zumindest kommen mir die betreffenden
Dialoge nicht bösartig vor. Man sollte nicht vergessen, dass man
sich damals noch anderer Begriffe bediente. Niemand störte sich
daran, wenn ein dunkelhäutiger Mensch als Neger bezeichnet
wurde. Ergo muss man auch bei diesem Film den Zeitpunkt der
Entstehung berücksichtigen. Sieht man das alles nicht so
verkniffen, regt dieser Mangel an "Political Correctness"
durchaus zum Schmunzeln an. Von Joachim Fuchsberger ist man seine
liebenswerten Macho-Darbietungen in den Wallace Filmen gewohnt, hier
wird dem Zuschauer besonders heftig eingeschenkt. Blacky mit teils
Dreitagebart, dazu immer einen flotten bis frechen Spruch auf den
Lippen, die Herzdame kann ihm letztlich sowieso nicht widerstehen.
Beim Stichwort Herzdame kommt die knuffige Brigitte Grothum ins
Spiel. Hier erscheint sie fast noch naiver als bei ihrem Auftritt in
"Das Gasthaus an der Themse" (1962), doch irgendwie muss
man sie einfach gern haben, sie ist süß und sympathisch,
ein echter Sonnenschein. Eine sehr gute Leistung zeigt Doris
Kirchner, deren Figur an der Schwelle zur alten Jungfer steht, daher
zunehmend verbittert, aber trotzdem einen guten Kern offenbart. Eine
regelrecht vielschichtig angelegte Rolle im Rahmen der Wallace Filme.
Ähnliches gilt in diesem Fall auch für Werner Peters.
Natürlich ist er erneut alles andere als ein Sympathieträger,
doch auch der von ihm dargestellte Charakter zeigt mehr Facetten, als
nur den üblichen hinterhältigen Schleimbolzen. Pinkas Braun
gibt erwartungsgemäß den Bösewicht. die ihm verpasste
"Chinesen-Make-up-Maske" ist keine Meisterleistung, gibt
seiner Figur aber einen herrlich grotesken Zusatzanstrich, was dann
doch töfte zu der Rolle passt. Eddi Arent ist bekanntlich oft
ein Wackelkandidat, in manchen Filmen nervt er, in anderen stellt er
eine nette Auflockerung dar. Für die gelbe Schlange kann
Entwarnung gegeben werden, Arent hat einen seiner gelungenen
Auftritte. Lediglich Charles Régnier kommt nicht in dem Maße
zum Zuge, wie ich es mir für ihn und die Zuschauer wünschen
würde.
Diese Produktion zählt bei den Fans offenbar
nicht zu den bevorzugten Titeln, was ich ein wenig schade finde. Für
meinen Geschmack bietet der Film die typischen Wallace Stärken
auf, inklusive einem grandios übertreibenden Fuchsberger, einige
"exotische" Glanzlichter runden das Bild stimmungsvoll ab.
Wie die Wallace Filme von Rialto, sind auch die CCC Produktionen bei
Universum auf DVD erschienen. "Der Fluch der gelben Schlange"
ist zusammen mit "Der Teufel kam aus Akasava" (1971) als
Set erhältlich. Die beiden Titel kommen in Einzel-Amarays daher,
sie teilen sich einen schicken Schuber aus Pappe. Die gebotene
Qualität geht völlig in Ordnung, lediglich der Vorspann
fällt ein wenig ab, weil man auf eine weniger gute Quelle
zurückgreifen musste. Dem sehr positiven Gesamteindruck tut dies
aber keinen Abbruch. Im Bonusmaterial finden sich zwei sehr
interessante Interviews, in denen Franz Josef Gottlieb und Joachim
Fuchsberger aus dem Nähkästchen plaudern. Es macht wirklich
Spaß den alten Herren zuzuhören, die Zeit vergeht dabei
wie im Fluge.
Mir gefällt "Der Fluch der gelben
Schlange" ausgesprochen gut. Zur Spitzengruppe der Wallace
Verfilmungen mag der Film nicht ganz aufschließen können,
doch die eher mittelprächtigen Werke wie z.B. "Der grüne
Bogenschütze", "Die seltsame Gräfin" oder
"Die Gruft mit dem Rätselschloss" lässt er
deutlich hinter sich. Von meiner Seite gibt es sehr solide 7/10
(gut), vielleicht ist bei der nächsten Sichtung noch ein halbes
Pünktchen Aufschlag drin.
Lieblingszitat:
" Sie sind also der Gentleman, der das Geld anderer Leute verspekuliert."
" Sie sind also der Gentleman, der das Geld anderer Leute verspekuliert."
- Blap -
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