FEMALE VAMPIRE
(„Les avaleuses“, Frankreich/ Belgien,/Spanien 1973) R: Jess Franco
Liebe, Lust & Lina
Lina Romay 25.06.1954 - 15.02.2012 ~ Te echo de menos ~
Irina Karlstein (Lina Romay) ernährt sich von Lebenssäften, während des Aktes wilder Leidenschaft saugt die Gräfin ihre Liebhaber(innen) aus. Doch die Gräfin ist keine gefühllose Schlächterin, ihr einsames und rastloses Dasein erfüllt die schöne Frau mit Trauer. Auf Madeira kommt es zu bizarren Todesfällen, welche für Dr. Roberts (Jess Franco) nicht üblichen Morden entsprechen, allerdings hält der zuständige Gesetzeshüter die abenteuerlichen Vermutungen des Mediziners für Spinnerei. Als Irina einem sensiblen und ebenso schwermütigen Mann (Jack Taylor) begegnet, treffen zwei Seelenverwandte aufeinander …
Irina Karlstein (Lina Romay) ernährt sich von Lebenssäften, während des Aktes wilder Leidenschaft saugt die Gräfin ihre Liebhaber(innen) aus. Doch die Gräfin ist keine gefühllose Schlächterin, ihr einsames und rastloses Dasein erfüllt die schöne Frau mit Trauer. Auf Madeira kommt es zu bizarren Todesfällen, welche für Dr. Roberts (Jess Franco) nicht üblichen Morden entsprechen, allerdings hält der zuständige Gesetzeshüter die abenteuerlichen Vermutungen des Mediziners für Spinnerei. Als Irina einem sensiblen und ebenso schwermütigen Mann (Jack Taylor) begegnet, treffen zwei Seelenverwandte aufeinander …
Jess Franco nutzt das Thema Vampirismus
als Aufhänger für eine wundervolle Liebeserklärung an seine
Lebensgefährtin (und spätere Ehefrau) Lina Romay. "Female
Vampire" verfolgt nicht die Absicht eine spannende oder gar
logische Geschichte zu erzählen, mit Wonne hängt die Kamera an
Linas bildschönem Gesicht und ihren begehrenswerten Rundungen.
Bereits die ersten Minuten sind Hochgenuss in Vollendung! Lina
schreitet durch einen nebelverhangenen Wald, zu romantischen Klängen
schält sich ihre Gestalt langsam auf dem Dunst. Sie schreitet uns
entgegen, blickt uns aus ihren wunderschönen Augen an (schaut tief
in meine Seele, ich schwebe über dem Sofa des Todes). Bewusst lässt
Franco unserer Phantasie Raum, Irina saugt ihre Partner im
Liebestaumel aus, beschränkt sich keinesfalls auf den roten Saft.
Ihre Sehnsüchte nach dauerhafter Leidenschaft und Liebe bleiben
unerfüllt, niemand überlebt den Akt der Lust mit der schönen
Gräfin. Erneut darf die Phantasie des Betrachters weite Kreise
ziehen. Was erwartet uns nach dem Tod, vielleicht ein ewiger Taumel
der Lust? Wer oder was wartet auf der anderen Seite, hinter dem
Nebel? Beginnt unsere Existenz erst nach dem Ende des irdischen
Lebens, jedoch nicht im Sinne der christlichen Lehre (Leere)?
Lina Romay dominiert das Geschehen,
allzu gern zeigt Jess Franco sein attraktives Weibchen unbekleidet
oder zumindest sparsam bekleidet. Wo Lina auftaucht prickelt es, egal
ob wir zahme oder offensive Szenen bewundern. Gräfin Irina ist
stumm, Franco unterstreicht die Einsamkeit seiner Protagonistin, die
uns hin und wieder ihre Gedanken per Monolog mittteilt. Jack Taylor
gefällt als lebensmüder Geselle mit poetischen Anwandlungen, Jess
Franco überzeugt als kauziger Dr. Roberts. Jean-Pierre Bouyxou
trifft als blinder Dr. Orloff auf Lina, Luis Barboo ist als Diener
der Gräfin am Start (Barboo hält sich überwiegend zurück, erst
gegen Ende des Werkes entgleisen seine berüchtigten Gesichtszüge).
Monica Swinn muss sich Linas Macht beugen, Anna Watican ist als
Journalistin unterwegs. Es wäre wenig sinnvoll alle kleineren Rollen
aufzulisten, neben Linas grandioser Darbietung, bleiben die Auftritte
von Jack Taylor und Jess Franco in Erinnerung.
An stimmungsvollen Schauplätzen
mangelt es nicht, untermalt von einer melancholischen Titelmelodie,
leicht "angejazzte" Musik bietet dem Titelthema bei Bedarf
Paroli. Wie weit gehen Liebe, Verlangen und Leidenschaft? Antworten
darf der Zuschauer konstruieren, sofern er/sie dem Film Herz und
Seele öffnet. Egal welche Gedankengänge der Streifen auslösen mag,
Jess Franco hat seiner Lina ein romantisches, sinnliches und
faszinierendes Denkmal gesetzt!
Angenehmes gibt es auch über die BD
aus dem Hause Redemption zu berichten. Fernab steriler Hochglanzoptik
und entstellender DNR-Massaker, kommt "Female Vampire" in
"kernig-roh-schöner" Verfassung daher. Rund 100 Minuten
läuft die "Hauptfassung", unter dem Titel "Erotikill"
ist eine auf 70 Minuten geschrumpfte Version als Bonus enthalten.
"Erotikill" gibt sich weniger erotisch (grotesk?), driftet
in Richtung Horror. Durchaus ein interessanter Cut, für mich
funktioniert die längere Variante allerdings deutlich besser. Hinzu
kommt ein aktuelles Interview mit Jess Franco (dessen Ausführungen
über Lina mich sehr berühren), bei einem weiteren Interview kommt
Nebendarsteller Jean-Pierre Bouyxou zu Wort. Trailer zum
Labelprogramm runden das ansprechende Paket ab, klarer Kaufzwang! Mir
liegt überdies eine ältere DVD von Laser Paradise vor, leider wird
die Scheibe dem Film nicht gerecht.
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat:
Inspector: "Your thoughts verge a little too much on the fantastic. It's a pity."
Dr. Roberts: "You on the contrary have no imagination. That's a pity!"
Dr. Roberts: "You on the contrary have no imagination. That's a pity!"
Blap
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filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.