THE FEAR – ANGST IN DER NACHT
("Fear in the Night", Großbritannien 1972) R: Jimmy Sangster
Vor sechs
Monaten erlitt Peggy (Judy Geeson) einen massiven
Nervenzusammenbruch, doch dank einer Therapie befindet sich die junge
Dame auf dem Weg der Besserung. Mehr noch, vor vier Monaten lernte
sie den attraktiven Robert (Ralph Bates) kennen und lieben. Das junge
Paar ist inzwischen sogar verheiratet, trotz der noch sehr frischen
Beziehung. Robert verdient sein Geld als Lehrer an einem Internat für
Jungen. Peggy will am nächsten Morgen zu ihm reisen, sie
verbringt den letzten Abend davor allein in ihrem gemieteten Zimmer
in London. Ohne jegliche Vorwarnung wird die (ohnehin ängstliche)
Frau von einer dunkel gekleideten Gestalt hinterrücks
angefallen. Kurz vor der Ohnmacht sieht sie eine Armprothese zu Boden
fallen. Als sie wieder erwacht befindet sie sich in ihrem Bett, die
Vermieterin und ein Arzt sind anwesend. Offenbar zweifelt man an den
Ausführungen der jungen Frau, führt den angeblichen Vorfall
auf ihre instabile Psyche zurück. Umso besser, dass es nun raus
aufs Land geht, direkt in die ausgebreiteten Arme ihres Angetrauten.
Momentan sind Ferien, ergo kann sich Peggy in Ruhe im Schulgebäude
umsehen. Sie trifft auf den Besitzer und Direktor, Michael Carmichael
(Peter Cushing) ist zwar sehr zuvorkommend, wirkt aber gleichzeitig
ein wenig verschroben und unheimlich auf Peggy. Wenig später
läuft ihr auch die Gattin des Hausherrn über den Weg, die
kühle Molly (Joan Collins) gibt sich dem Vergnügen der
Hasenjagd hin. Obwohl das Internat zur Zeit keine Arbeit bereiten
sollte, spannt Carmichael seinen Mitarbeiter Robert ständig ein.
Peggy fühlt sich mehr und mehr unwohl, erneut von dem
Unbekannten angefallen, der ihr bereits in London auflauerte. Die
junge Frau gerät immer tiefer in einen albtraumhaften Strudel
aus Angst und Wahn, wer trachtet ihr nach dem Leben? Was spielt sich
tatsächlich in dem scheinbar so idyllischen Internat ab...???
Die britische Filmschmiede Hammer ist in erster Linie wegen ihrer
wunderbaren Grusel-/Horrorstreifen bekannt und beliebt. "Fear in
the Night" ist jedoch ein reinrassiger Thriller, der von Jimmy
Sangster sehr stimmungsvoll inszeniert wurde. Dass Sangster sein
Handwerk versteht, belegt der unter "Lust for a Vampire"
(Nur Vampire küssen blutig, 1971) bekannte, zweite Teil der
legendären "Karnstein Trilogie", die ebenfalls von
Hammer produziert wurde. Für die Hauptrolle von "Fear in
the Night" wählte man die damals noch keine Mitte Zwanzig
junge Engländerin Judy Geeson. Während andere Hammer Damen
zu dieser Zeit mit geballtem Sex-Appeal lockten, kommt Frau Geeson in
dieser Disziplin eher zurückhaltend, nahezu sachlich daher.
Ihrer Darbietung, der gesamten Anlage ihres Charakters, ist diese
Eigenschaft durchaus zuträglich, zu viel Schönheit würde
hier nur vom Kern der Sache ablenken (Unglaublich, wer hat diesen
Satz geschrieben. War ich das?). Ein Grossteil des Films lastet auf
den Schultern der jungen Frau, die ihre Aufgabe ohne Fehl und Tadel
löst. Ihr Spiel wirkt nie zu überzogen, berührt den
Zuschauer mit der richtigen, geschickt eingesetzten Dosierung von
Emotionen, der Daumen (immerhin der Daumen) zeigt steil nach oben.
Ralph Bates wird jedem Hammerianer bekannt sein, er wirkte in
Sangsters "Lust for a Vampire" mit, gab sich verdorben in
"Taste the Blood of Dracula" (Das Blut von Dracula, 1970),
dem vierten Hammer Dracula mit Christopher Lee. Sehr schön auch
seine Darbietung in "Dr. Jekyll and Sister Hyde" (1971),
der von dem sehr geschätzten Roy Ward Baker inszeniert wurde.
Bates wird dort von seinem bösen, weiblichen Gegenpart (gespielt
von Martine Beswick) arg in die Bredouille gebracht. Auch im hier
kurz vorgestellten Film gibt er sich hintergründig, verschlagen
und wird... *Spoilergefahr* ... In besondere Verzückung versetzt
Peter Cushing jeden Fan britischer Filmperlen. Schon der Anblick
seines Namens im Vorspann sorgt für freudige Erregung.
Selbstverständlich überzeugt Meister Cushing auch in diesem
Werk, seine Rolle fällt zwar nicht allzu umfangreich aus, doch
seine Auftritte sorgen für die prächtigsten Momente von
"Fear in the Night". Peter Cushing gehört zu den
liebenswertesten Erscheinungen der Filmwelt! Was wäre Hammer
ohne diesen wundervollen Schauspieler, nicht zu vergessen seine nicht
minder bemerkenswerten Auftritte für andere Produktionsfirmen.
Und eine Sache ist klarer als die klarste aller klaren Kloßbrühen:
Wer steht in "Star Wars" über Lord Vader? Nein, nicht
der bekackte Imperator, sondern der einzig wahre und grandiose Grand
Moff Tarkin!
Nach diesem Ausbruch der Ehrfurcht, kann es nur
nach einem Absatz weitergehen... *räusper* ... Ach ja, eine
Person namens Joan Collins wirkt mit. Frau Collins ging damals stramm
auf die Vierzig zu, sah zu dieser Zeit wirklich recht ansprechend,
fast natürlich aus. Später -man erinnere sich mit Schrecken
an "Denver Clan"- mutierte die Dame vor sich hin, heute
sieht sie so unglaublich geliftet und gebügelt aus, dass mir das
kalte Grausen ins müde Gebein fahren möchte. Ihre
Vorstellung der kühlen Lady ist überzeugend geraten, von
daher möchte ich nicht rummäkeln. Durch die überschaubare
Anzahl der Mitwirkenden, das angenehm ruhige Erzähltempo und die
beschaulichen Kulissen, entsteht eine nahezu kammerspielartige
Stimmung. Diese wird aber immer wieder durch das Variieren der
Schauplätze geschickt aufgebrochen. Überhaupt hat der Film
extrem liebreizende Orte des Geschehens anzubieten. Die
Innenaufnahmen sind -wie man es von Hammer kennt- sehr stilvoll und
ansprechend, die Außenaufnahmen verwöhnen das Auge mit
einer wunderschönen Herbstlandschaft. Man glaubt fast, den
schmeichelnden Duft der gefallenen Blätter in der Nase zu
spüren, traumhaft. Die Story entfaltet sich von Beginn an, ist
ruhig aber packend erzählt. Vielleicht spielt der Streifen seine
finalen Trümpfe ein klein wenig zu früh aus. Die letzte
Einstellung kann nicht mehr überraschen, hier hätte man
zuvor eventuell ein wenig subtiler vorgehen können. Doch obwohl
die ganz großen und genialen Wendungen ausbleiben, ist der Plot
nachvollziehbar und angenehm bösartig geraten. Zum schönen
Filmerlebnis trägt jede Abteilung ihren Anteil bei, letztlich
steht ein gelungenes Gesamtbild im Raum, macht sich wohlige
Zufriedenheit beim geneigten Zuschauer breit!
Ein kleiner und
feiner Thriller, gut besetzt, vortrefflich inszeniert, kleinere
Schwächen der Story wirken sich nicht nachhaltig aus. Obwohl wir
es nicht mit einem Horrorbeitrag zu tun bekommen, greift diese
typische, geliebte "Hammer Atmosphäre" um sich. "Fear
in the Night" ist eine wohlige Schmusedecke, ein Film den man
einfach gern haben muss. Für den hiesigen Markt wurde eine DVD
unter dem Titel: "The Fear - Angst in der Nacht"
veröffentlicht. Das Label PK Movies hält zwei kleine
Hartboxen mit unterschiedlichen Covermotiven bereit. Die DVD geht als
mittelprächtig durch, ab und an neigt das Bild zu
Nachzieheffekten. Glücklicherweise fällt diese Schwäche
nicht sonderlich ins Gewicht, da schnelle Kameraschwenks und
hektische Bewegungen kaum eine Rolle spielen. Als Alternative bietet
sich die britische Scheibe von Optimum an, die für kleines Geld
zu bekommen ist, allerdings keine deutsche Tonspur an Bord hat.
Ein ruhiger, schöner und sehr unterhaltsamer Film. Gern vergebe ich
dicke 7,5/10 Fanpunkte, die natürlich einen kleinen Cushing
Bonus beinhalten!
Lieblingszitat:
"Die meisten jungen Leute heutzutage wissen doch nicht mehr was Arbeit ist. Nichts als Partys, Freunde, immer wieder Neue, möglichst noch Gruppensex..."
"Die meisten jungen Leute heutzutage wissen doch nicht mehr was Arbeit ist. Nichts als Partys, Freunde, immer wieder Neue, möglichst noch Gruppensex..."
(War das zu irgendeiner Zeit anders, wird es das jemals sein?)
- Blap -
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