DER FÄLSCHER VON LONDON
(Deutschland 1961) R: Harald Reinl
Jane (Karin Dor) heiratet den wohlhabenden Peter
Clifton (Hellmut Lange), worüber sie zunächst nicht
besonders glücklich ist. Als Waisenkind wuchs die junge Dame bei
ihrem gutherzigen Onkel John (Walter Rilla) auf, die Hochzeit soll
auch seinen Lebensabend finanziell absichern. Schon am Tag der
Hochzeitsfeier kommt es zu merkwürdigen Vorfällen. Das
Auftauchen des eifersüchtigen Basil Hale (Robert Graf) -der sich
noch immer Hoffnung auf eine Beziehung mit Jane macht- wundert
weniger, doch eine Dame in den besten Jahren erscheint ebenfalls auf
der Feier und beschimpft Peter wüst. Das frisch getraute Paar
fährt raus aufs Land, Peter hat für die Flitterwochen ein
großzügiges Anwesen gemietet. Nachts wird Jane von einem
Unbekannten in ihrem Zimmer angefallen, kann den Angreifer aber in
die Flucht schlagen. Auf der Suche nach ihrem Gatten, findet sie
diesen in einem geheimen Raum vor, dessen Eingang er
unvorsichtigerweise nicht geschlossen hatte. Ein erschreckender
Verdacht beschleicht Jane, ist ihr Ehemann etwa der seit Jahren
gesuchte Banknotenfälscher, den Scotland Yard seit längerer
Zeit ohne Erfolg jagt? Es kommt aber noch schlimmer, bald wird die
Leiche von Basil Hale aufgefunden, er wurde offensichtlich mit einem
schweren Hammer erschlagen, am Tag zuvor hatte er eine heftige
Auseinandersetzung mit Peter. Oberinspektor Bourke (Siegfried Lowitz)
ist mit Peter befreundet, während sein Kollege Inspektor Rouper
(Ulrich Beiger) fest von der Schuld Cliftons überzeugt ist,
greift Bourke auf Seite des jungen Paares ins Geschehen ein. Obwohl
sich die Hinweise auf kriminelle Machenschaften ihres Mannes
verdichten, fühlt Jane plötzlich zarte Gefühle für
Peter in sich aufsteigen und steht zu ihm. Wer oder was steckt hinter
den Vorfällen, kann Oberinspektor Bourke Licht ins Dunkel
bringen...???
Der siebte
Rialto Wallace, die dritte Regiearbeit von Harald Reinl im Rahmen der
Reihe. Reinl stellt seine Ehefrau Karin Dor in den Mittelpunkt von
"Der Fälscher von London", die junge Dame darf hier
endlich unter Beweis stellen, dass sie mehr als nur schöne
Dekoration sein kann. Charakterkopf Hellmut Lange kommt sehr
zerknirscht daher, was selbstverständlich perfekt zu seiner
Rolle passt. Den leitenden Ermittler spielt Siegfried Lowitz mit
Charisma und Humor, Ulrich Beiger darf ganz vortrefflich den
vergnatzten Gegenpart dazu geben, herrlich! Auch Viktor de Kowa soll
nicht unerwähnt bleiben, er schleimt und geifert ganz vorzüglich
an Frau Dor herum. Der Humor ist in diesem Film von dezenter
Qualität, hier wird nicht der stumpfe Holzhammer ausgepackt,
feine Zwischentöne regieren und Herr Lowitz bringt diese ganz
phantastisch rüber! Lediglich Eddi Arent sorgt mit einem
Kurzauftritt für eine debile Einlage. Diese stört aber
nicht weiter, am Schluss des Films taucht er erneut auf, diesmal
sogar als angenehme Randnotiz. Die Atmosphäre stimmt, obwohl
Reinl bei seiner Inszenierung ganz klar auf die Schauspieler baut,
während auf vordergründige Schauwerte weitgehend verzichtet
wird. Nicht zu vergessen, dass dem Film eine sehr gut
erdachte/durchdachte Story zu Grunde liegt, die von einer wirklich
gelungenen Auflösung gekrönt wird. Man könnte nun
darüber philosophieren, ob der Film vielleicht nur vorgaukelt
ein Krimi zu sein, tatsächlich allerdings eine Liebeserklärung
an die Liebe selbst ist, zusätzlich eine Liebeserklärung
des Regisseurs an seine Ehefrau. Wer weiß, wer weiß,
glücklicherweise ertrinkt der Film aber zu keiner Zeit im
Kitsch, was die These IMHO gar untermauert, denn Liebe ist nicht
gleich Kitsch. Wie dem auch sei, macht euch selbst ein Bild davon!
Betrachtet man "Der Fälscher von London" eher
oberflächlich, so mag der Film sehr konservativ, nahezu dröge
erscheinen. Dem aufmerksamen Zuschauer wird die sorgfältige
Arbeit der Macher aber kaum entgehen. Reinl versteht sein Handwerk,
seine Schauspieler erfreuen mit erstklassigen Leistungen, die
Erzählung bleibt jederzeit logisch und nachvollziehbar. Wem
manche Wallace Verfilmungen zu viel "Klamauk" enthalten,
der sollte sich diesen Film durchaus zu Gemüte führen,
sofern eine Vorliebe für klassische Kriminalfilmunterhaltung
vorhanden ist. Die DVD Präsentation ist erneut gut gelungen, der
Film ist wie gehabt einzeln erhältlich, erneut weise ich auf die
bessere Option hin: "Edgar Wallace Edition 2"! Dort sind
ferner enthalten:
- Die toten Augen von London
- Das Geheimnis der gelben Narzissen
- Die seltsame Gräfin
Je mehr ich über diesen Film nachdenke, umso größer wird
meine Zuneigung zu diesem Werk. Als ich "Der Fälscher von
London" vor etlichen Jahren sah, konnte ich noch nicht allzu
viel damit anfangen. Meine Erwartungshaltung war damals vermutlich zu
engstirnig, aber man ist ja lernfähig. Heute weiß ich
diesen Film sehr zu schätzen. Folglich kann ich hier mit gutem
Gewissen 8/10 (sehr gut) ziehen, lasst euch den Streifen auf keinen
Fall entgehen!
Lieblingszitat:
"Wenn ich den Kerl finde, bringe ich ihn um!"
"Wenn ich den Kerl finde, bringe ich ihn um!"
- Blap -
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