Filmclub Bali
   
 

EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN

(„Conquest of the Planet of the Apes“, USA 1972) R: J. Lee Thompson

Nordamerika im Jahr 1991. Vor einigen Jahren verstarben alle Katzen und Hunde, sie wurden weltweit durch ein Virus ausgerottet. Nun hält man sich Affen als Haustiere, die dank ihrer Gelehrigkeit auch für einfache Arbeiten herhalten müssen. Der totalitäre Staat geht mit seinen menschlichen Einwohnern nicht besonders nachsichtig um, da wundert es kaum, dass man die Affen wie Sklaven behandelt und ohne Gnade erniedrigt. Schimpanse Caesar (Roddy McDowall) ist der Sohn von Zira und Cornelius. Als Paar lebten die beiden Primaten einst in der fernen Zukunft, einer Zukunft, in der die Affen über die Menschen herrschen. Als sie vor rund zwanzig Jahren, nach einer Zeitreise auf der heutigen Erde strandeten, nahm ihr Schicksal einen tragischen Verlauf (Siehe Teil 3 der Saga: "Flucht vom Planet der Affen", 1971). Caesar konnte damals vor den menschlichen Häschern versteckt werden, er wuchs bei seinem väterlichen Freund Armando (Ricardo Montalban) auf. Armando, stolzer Zirkusdirektor, konnte Caesar stets als harmloses Zirkustier tarnen. Als Armando und Caesar Zeugen werden, wie die Staatsgewalt einen Affen brutal und sadistisch misshandelt, rutscht dem Schimpansen lauthals eine krude Beschimpfung heraus. Zwar kann sich der Affe zunächst dem Zugriff der Polizei entziehen, doch Armando stellt sich den Behörden, er glaubt damit sämtliche Verdachtsmomente ausräumen zu können. Der reaktionäre Governor Breck (Don Murray) lässt sich jedoch nicht überzeugen, Armando wird kurzerhand in Untersuchungshaft genommen. Nun ist Caesar auf sich allein gestellt, er schleicht sich am Hafen in einen Käfig mit importierten Artgenossen ein. Tatsächlich bleibt der intelligente Primat zunächst unerkannt, der Plan scheint aufzugehen. Als Armando jedoch zum Opfer der gnadenlosen Verhöre wird, kann Caesar seine unbändige Wut kaum noch kontrollieren. Er wird zum Anführer der Affen, heimlich trägt man Waffen zusammen, ein blutiger Aufstand scheint nicht zu vermeiden. MacDonald (Hari Rhodes) ist einer der engsten Mitarbeiter von Governor Breck. Besagter MacDonald vertritt einen weitaus moderateren Kurs im Umgang mit den Affen, kann er die Eskalation noch rechtzeitig verhindern, zumindest abmildern...???
Eroberung vom Planet der Affen
Mit dem kurzweiligen "Eroberung vom Planet der Affen", ging die faszinierende Saga in die vierte Runde. Der Auftakt stammt aus dem Jahr 1968, "Planet der Affen" ist einer der wichtigsten Filme seiner Ära. Bis in die heutige Zeit ist der Stoff aktuell, hat nichts von seiner Kraft und Ausdrucksstärke eingebüßt. 1970 brachte man mit "Rückkehr zum Planet der Affen", einen sehr starken Nachfolger an den Start, der zwar nicht ganz zum Vorgänger aufschließen konnte, letztlich aber mit einem extrem intensiven, eindringlichen Finale für Aufsehen sorgte. "Flucht vom Planet der Affen" aus dem Jahr 1971, transportierte die Handlung aus der fernen Zukunft in die heutige Zeit. Was auf durchaus überzeugende Weise gelang, obwohl erneut ein leichter Abfall im Vergleich mit Vorgänger nicht ausblieb. Man könnte über die Bedeutung und Relevanz der Filme ganze Bände von Ausführungen verfassen, dies kann aber nicht die Aufgabe eines Kurzkommentars sein. Wenden wir uns also dem vierten Film der Reihe zu, dem ein Jahr später der letzte Teil (Die Schlacht um den Planet der Affen) folgen sollte.
Roddy MacDowall war in den vorherigen Filmen als Dr. Cornelius zu sehen, nun spielt er dessen Sohn namens Caesar. Seine Vorstellung ist wie gehabt sehr überzeugend, wie auch die Qualität der "Affenmasken" noch immer zu beeindrucken weiß. Caesar durchlebt eine breite Palette von Emotionen. Zunächst der schützenden Geborgenheit seines menschlichen Ziehvaters entrissen, verwandeln sich Angst und Verzweiflung, nach und nach in massive Wut und blanken Hass. Alles mündet im unbeugsamen Willen zum Widerstand, zum Aufbegehren gegen den Terror der herrschenden Rasse. Richardo Montalban verleiht dem Film einen Hauch von Wärme, Menschlichkeit und Vernunft. Er spielt seinen Part sehr überzeugend, ein aufrechter Mensch, der zwischen den gnadenlosen Mühlsteinen eines totalitären Systems zermalmt wird. Don Murray mutet wie ein Erbe des wirren Seitenscheitelträgers aus Österreich an. Gegen Ende philosophiert er im Wahn über den Wert von Überlebenden eines Kriegs, ähnliche Aussagen geben etliche Gesichtsbücher her, die Hitlers Auswürfe während dessen letzter Wochen zitieren. Hari Rhodes sehen wir als weiteren Gegenpol, der sich als moralische Instanz verzweifelt gegen seinen Dienstherrn stemmt, dabei aber zunehmend auf einem verlorenen Posten steht. Die übrigen Rollen fügen das Besetzungspuzzle angemessen zusammen, es wäre allerdings müßig, nun jeden der Mitwirkenden aufzuzählen (Obschon es jeder Beteiligte ohne Zweifel verdient hätte).
Ganz offensichtlich musste "Eroberung vom Planet der Affen", mit einem nicht allzu üppigen Budget realisiert werden. Ursprünglich sollte wohl die Eroberung der gesamten Erde durch die Affen gezeigt werden, der Filmtitel spricht Bände, doch man konzentrierte sich gewissermaßen auf den Beginn der Revolution. Der globale Umsturz wird von Caesar wortgewaltig angekündigt, die Bilder dazu bleiben der Phantasie des Zuschauers überlassen. Ob der fehlende Bombast von Nachteil ist, vermag ich aus heutiger Sicht nicht zu beurteilen. Für mich funktioniert der Film gut, auch wenn (oder gerade deswegen) man uns nicht alles vorkaut. Regisseur J. Lee Thompson mag vielleicht kein visionäres Genie gewesen sein, doch er lieferte deutlich über dem Durchschnitt liegende Handwerkskunst ab. Schaue ich mir die Filmografie Thompsons an, entdecke ich einige Werke, die mir im Laufe der Jahrzehnte sehr ans Herz gewachsen sind. Allen voran der Klassiker "Die Kanonen von Navarone" (1961), den ich schon als kleiner Rotzlöffel liebte, den ich ohne Bedenken zu meinen ewigen Top 200 zähle. Richtig auf die Schwarte klopfte der 1914 geborene Filmemacher, in der Spätphase seiner langen Laufbahn. 1981 tischte er den herrlichen Slasher "Ab in die Ewigkeit" auf. Diverse Bronson Vehikel gehen auf sein Konto, hier ein paar Beispiele: "Ein Mann wie Dynamit" 1983), "Der Liquidator" (1984), "Murphys Gesetz" (1986). Damit sollen genügend Filme aufgelistet sein, obwohl der geschätzte Mr. Thompson noch weitere Volltreffer vorzuweisen hat.
"Eroberung vom Planet der Affen" ist sicher nicht besonders kreativ inszeniert, aber durchweg von solider Ausführung. Egal ob vor oder hinter der Kamera tätig, es sind keine nennenswerten Schwachpunkte vorhanden. Dank des ausgeprägt dystopischen Zungenschlags, lässt sich der Streifen problemlos als Kind seiner Zeit identifizieren. Selbst ohne sie nach SS anmutenden Uniformen der Staatsgewalt, ohne einen Schmalspur-Hitler als örtlichen Regierungschef, wäre der Film klar zuzuordnen. Gelitten hat das Resultat unter der Knute der Produzenten. Die ursprüngliche Fassung musste damals umgeschnitten werden. So wurden z.B. diverse Gewaltszenen entfernt/entschärft. Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass man die finale Ansprache von Caesar nachhaltig abgemildert hat, fast sinnlos werden lässt. Das Ende scheint daher wie mit Weichspüler übergossen, es passt leider nicht zum Verlauf des Werkes. Dieses Manko lässt sich durch die Anschaffung der Blu-ray Ausgabe abschalten, denn dort findet man endlich auch die ursprünglich angedachte Version. Mir liegt bisher nur die DVD Auswertung vor, doch nach dem erneuten Studium des Schnittberichtes, werde ich mich der Blu-ray nicht entziehen können. Die DVD Auswertung ist ansonsten brauchbar, das Bild nicht überragend, aber auch keinesfalls schwach. Meine Scheibe ist Teil der sehr schönen Box "Planet der Affen - Die Edition". Dort sind die fünf Filme der Saga enthalten, die erste TV-Serie von 1974, sowie das Remake des ersten Teils.
Eine Bewertung von "Eroberung vom Planet der Affen" ist leicht, siehe Kurzkommentar. Den Film in das unselige Zahlenraster zu pressen, fällt mir in diesem Fall jedoch besonders schwer. "Planet der Affen" erhielt von mir die seltene Höchstnote 10/10. Der Nachfolger "Rückkehr zum Planet der Affen" dicke 8/10 (sehr gut). "Flucht vom Planet der Affen" wurde mit 7/10 (gut) bedacht. Nun sehe ich den vierten Teil "eigentlich" leicht unterhalb des dritten Teils angesiedelt. Aus nostalgischen Gründen ziehe ich trotzdem 7/10, ich kann einfach nicht anders. Wenn ich die "richtige" Schnittfassung gesehen habe, werde ich dazu ein paar Zeilen schreiben. Denn da ist noch Luft nach oben...
Lieblingszitat:
"Kellner arbeitslos, stinkender Affe ganz groß!"
- Blap-





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