Filmclub Bali
   
 

DOWNTOWN – DIE NACKTEN PUPPEN DER UNTERWELT

(Schweiz 1975) R: Jess Franco

Nichts geht über Bärenmarke

Der abgebrochene Privatschnüffler Al Pereira (Jess Franco), erhält eines Tages unerwarteten Besuch. Eine junge Schönheit namens Cynthia (Lina Romay), bietet ihm eine stattliche Summe Geld an, wenn er von ihrem untreuen Gatten Fotos schießt, während der Schlingel gerade eindringlich mit seiner Liebschaft beschäftigt ist. Cynthia kann dem schmierigen Al sogar Zeit und Ort nennen, der Auftrag sollte daher sehr leicht ausführbar sein. So schleicht sich der Detektiv am Abend in das besagte Haus, wo er tatsächlich den untreuen Gatten beim Liebesspiel mit einer jungen Dame vorfindet. Unbemerkt kann Al das wilde Treiben per Foto festhalten, wenige Stunden später übergibt er seiner Auftraggeberin die entwickelten Kunstwerke. Zwar erhält der Hobbyfotograf die vereinbarte Restsumme, doch Cynthia gewährt ihm ausufernde Einblicke in ihren Fruchtkorb, die Al nachhaltig aus der Fassung bringen. Nun beginnt der Ärger für den Schnüffler, denn plötzlich fühlt ihm Inspector Mendoza (Paul Muller) auf den Zahn, denn der zuvor von Al abgelichtete Ehebrecher wurde ermordet. Zu seiner Entlastung bringt der zunehmend gestresste Al vor, er habe den Auftrag für die Fotos von der Ehefrau erhalten, ansonsten habe er keinen weiteren Kontakt mit dem Opfer gehabt. Inspector Mendoza sucht mit seinem Verdächtigen im Schlepptau die Gattin auf, beim Anblick des Eheweibes fährt Al der Schrecken ins Gebein. Nicht Cynthia steht vor ihm, sondern eine völlig andere, unbekannte Dame. Doch es geschieht ein kleines Wunder, die Ehefrau des Mordopfers entlastet den Schnüffler, bestätigt seine Aussagen. Zunächst ist Pereira den Fängen der Justiz entkommen, doch es soll nicht die letzte Begegnung mit Cynthia gewesen sein...
Downtown
"Downtown" ist einer der zahlreichen Filme, die Jess Franco Mitte der siebziger Jahre für den Produzenten Erwin C. Dietrich drehte. Der knuffige Jess übernahm auch gleich die Hauptrolle und sorgte für die Kameraarbeit. Seine Darbietung des abgebrannten, schäbigen Privatschnüfflers macht Laune, sein damaliges Erscheinungsbild macht ihn zur perfekten Besetzung für diese Rolle. Al Pereira ist ein mieser Charakter, der selbst vor Straftaten nicht zurückschreckt, doch gleichzeitig ist sein Horizont arg beschränkt. Als er immer mehr der heißen Cynthia verfällt, wandern die Reste seines Hirns in Richtung Nabel und tiefer, er kann der Versuchung nicht widerstehen. Franco besetzte die Rolle der Cynthia mit seiner Gattin Lina Romay, die in vielen seiner Filme zu sehen ist. Lina kommt in "Downtown" wirklich sehr verführerisch daher, meist lediglich mit Strapsen und Strümpfen bekleidet, gibt sie einen faszinierenden Blickfang ab. Sinnliche Lippen -egal in welcher Körperregion angesiedelt- eine süße Stupsnase, Schlafzimmerblick und tolle Rundungen, da wundert es kaum, wenn Al der Schnüffler die Contenance verliert. Die Kamera gewährt uns unzählige Einblicke, besonders gern zoomt Jess in Regionen vor, die ein feuchtes und heißes Vergnügen versprechen. Während einige Momente wirklich sehr erotisch und stilvoll gefilmt sind, z.B. Linas Auftritte im Nachtclub, wirken manche Sexszenen zu ausgewalzt und bremsen die Handlung unnötig aus. Lina vergnügt sich einige Male mit ihrer Gespielin, in diesen Einstellungen schrammt der Streifen knapp am HC-Bereich vorbei, teils wird die Grenze gar überschritten (Der Lüstling *räusper* wird sich daher auch mit diesen Abschnitten anfreunden können. Wer jedoch generell ein Problem mit freizügigen Szenen hat, sollte besser gleich die Finger von "Downtown" lassen). Klar, Jess und Lina sind in diesem Film die dominanten Erscheinungen (ok, Jess wird von Lina dominiert, grins), doch auch die Nebendarsteller sollen nicht ohne Erwähnung bleiben. Martine Stedil sehen wir in der Rolle der Lola, die als Gespielin von Cynthia ebenfalls sehr freizügige Einblicke zulässt. Ihre Karriere währte nur kurz, man findet in ihrer Filmographie lediglich ein paar Einträge zu weiteren Filmen von Jess Franco. Ein anderes Kaliber ist Paul Muller, der in unzähligen Genrefilmen, sowie ein paar TV-Produktionen mitwirkte. Seine Darbietung als Hüter des Gesetzes ist gelungen, er bringt den armen Al fast genauso stark ins Schwitzen, wie die ruchlose Cynthia dies immer wieder mit den "besten" Absichten tut. Gesichtsruine Eric Falk sehen wir als trotteliges Söhnchen, der in die Fänge der gierigen Damen gerät.
Wer mit Jess Francos Filmen nicht viel anfangen kann, wird sich auch mit diesem Werk kaum anfreunden wollen. Schade, denn wenn man bereit ist, sich auf die Filme des Spaniers einzulassen, erkennt man nach und nach, dass sie mit viel Liebe und Begeisterung für das Kino gemacht sind. Früher reduzierte ich Franco gern auf das abgegriffene Wort "Trash", doch je mehr Filme des alten Herrn ich mir anschaue, umso größer wird meine Zuneigung zu seinem Schaffen. "Downtown" fühlt sich für mich wie Francos Vision eines Film noir an. Die Hauptfigur ist ein Antiheld wie aus dem Bilderbuch, er gerät in ein Spiel, dessen Ausmaße er zu keiner Zeit überblickt, dem mehr und mehr die Kontrolle entgleitet (hat er überhaupt irgendwann die Kontrolle?). Lina Romay gibt die verdorbene, undurchsichtige Femme fatale, ein kantiger Bulle ist ebenfalls beteiligt. Ein verruchter Nachtclub, jede Menge Sex und Sleaze, ein wahres Freudenfest für aufgeschlossene und geduldige Filmverehrer. Über die Darbietung von Lina Romay könnte ich noch viele Zeilen schreiben, ich bin spätestens seit diesem Film ein Fan der Dame. Natürlich gibt es auch in "Downtown" reichlich hingeschluderte Szenen. Ab und an erwischt man z.B. Lina dabei, wie sie direkt in die Kamera schaut, nach dem Motto: "Sind wir noch nicht durch?", "Was soll ich jetzt machen?". Aber gerade diese kleinen Schnitzer, geben der Sause den letzten Schliff, steigern das Knuffelgefühl, lassen den Fan noch tiefer in der lustvollen Suhle versinken.
Die nackten Puppen machen glücklich. Das ist amtlich. Vielen Dank für diesen herrlichen Spaß, wir werden noch viele Dates haben, lieber Jesús Franco Manera. Die DVD von Ascot Elite bringt "Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt" in angemessener Qualität ins Haus, ungekürzt und mit einer Prise Bonusmaterial. In einer kleinen Featurette kommen Erwin und Jess zu Wort, zusätzlich gibt es ein paar Bilder zu sehen. Von meiner Seite aus setzt es eine klare Empfehlung, schon allein das Cover ist den Kaufpreis locker wert.
Guter Stoff der besonderen Art = 7/10 (+ unzählige Wohlfühlpunkte)
Lieblingszitat:
"Du schaffst es, dass ein Holzpferd einen Ständer kriegt."
- Blap -





Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken, sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.
Der Filmclub Bali ist eine rein private, nicht kommerzielle Interessengemeinschaft, die ausschließlich geschlossene Veranstaltungen für Clubmitglieder organisiert. Der Clubvorstand selbst arbeitet ehrenamtlich. Mitgliedsausweise erhält man im Kulturzentrum Pelmke, im Café, direkt vor Ort am Abend der Vorführung oder vom Clubvorstand. Die monatlich zu entrichtende Clubgebühr dient nur zur Finanzierung von Sonderaktionen oder speziellen Angeboten. Der Clubbeitrag ist bis spätestens 21 Uhr zu entrichten, danach ist geschlossene Gesellschaft. Die Vorstellungen des Filmclubs Bali sind geschlossene Veranstaltungen privater Natur und stehen in keinem Zusammenhang mit der Programmgestaltung des Kinos Babylon. Die Vorstellungen finden einmal im Monat, vornehmlich an Freitagen, ab 20:30 Uhr, statt.
Impressum Haftungsausschluss Datenschutz