DIARY OF THE DEAD
(USA 2007) R: George A. Romero
Der
Student Jason will mit Hilfe einiger Kommilitonen einen kleinen
Horrorfilm drehen, der zuständige Professor ist ebenfalls vor
Ort. Im Radio hören die jungen Leute von merkwürdigen
Vorfällen. Tote erheben aus unerklärbaren Gründen, die
Gruppe wird von einer gewissen Unruhe beschlichen. Zwar ist man
zunächst eher skeptisch statt panisch, jedoch erscheint die
Heimreise per Wohnmobil die beste Option. Auf der Fahrt kommt es bald
zu dramatischen Zwischenfällen, die die Studenten langsam die
Tragweite der Ereignisse erahnen lassen. Jason schultert fleißig
die Kamera, er will die Vorgänge dokumentieren und der Welt
zugänglich machen, ungeschminkte Berichterstattung per Internet,
frei von staatlicher Zensur. Auf ihrer Reise durchs Land begegnen die
Studenten bösartigen und hilfsbereiten Menschen, um sie herum
versinkt die Zivilisation der gesamten Erde im Chaos, denn die Toten
erheben sich auf allen Kontinenten...
Die
Tatsache, dass Regisseur George A. Romero der Platzhirsch im Bereich
des Zombiefilms ist, wird kaum jemand ernsthaft bestreiten wollen.
"Night of the living Dead (1968) ist einer DER Kultklassiker
überhaupt, mit dem phantastischen "Dawn of the Dead"
(1978) setzte Romero dem Genre die Krone auf. 1986 folgte der
erstklassige "Day of the Dead" und 2005 mit "Land of
the Dead" ein weiterer, sehr solider Zombie Knaller. Mit "Diary
of the Dead" (2007) geht Romero teilweise neue Wege. Die
Geschichte wird im Dokustil erzählt, der Zuschauer soll sich
gewissermaßen wie "mittendrin" fühlen. Ich war
zunächst recht skeptisch, zwar ist z.B. "Cloverfield"
durchaus sehr ansprechend gelungen, doch lässt sich dies auf
einen Film von Romero übertragen? Es funktioniert, sehr gut
sogar! Man muss hier keine Furcht vor einer exzessiven "Wackelkamera"
haben. Dies hat man gut gelöst, da die Figuren "Nachwuchsfilmer"
darstellen, ihr zukünftiges Handwerk also bereits recht gut
verstehen. Das Ergebnis ist gut anschaubar! Sogar für ein paar
Szenen von nahezu poetischer Schönheit bleibt Raum, z.B. die
"Erlösung" eines zum Zombie gewordenen Freundes im
herbstlichen Wald bei wunderschönen Lichtverhältnissen! Was
den Inhalt anbelangt bewegt sich Romero auf seinen üblichen
Pfaden. Gesellschaftskritik an allen Ecken und Enden, manchmal sicher
ein wenig plump, letztlich aber immer erschreckend zutreffend und
nachvollziehbar. Selbstverständlich wird nicht auf Mettgut
verzichtet, wobei entsprechende Effekte jederzeit passend eingebaut
sind, nicht Gedärm um des Gedärms Willen zum Einsatz kommt.
Die Schauspieler bieten unverbrauchte Gesichter und erledigen ihre
Arbeit sehr ansprechend.
Man kann dem alten George vorwerfen
er würde immer wieder die gleiche Thematik auswalzen, lediglich
an der optischen Präsentation gefeilt haben. Ja, dies kann man
ohne Zweifel! Ich werde das nicht tun, ich liebe Romeros "...of
the Dead" Filme, daran hat sich auch nach vielen Jahren nichts
geändert. Der Mann hat einfach ein Händchen für
Atmosphäre, da nehme ich ihm die Gesellschaftskritik mit dem
Holzhammer nicht übel. Vielleicht ist sie gerade in der heutigen
Zeit weitaus treffender und angemessener denn je zuvor, aktueller und
beunruhigender denn je zuvor! Allerdings ist zu befürchten, dass
sich "Diary of the Dead" ein wenig zwischen alle Stühle
setzt. Wer die alten Filme mag, wird eventuell seine Probleme mit der
Optik des Werkes haben. Andererseits wird der Film jüngeren
Zuschauern vielleicht nicht "hip" genug sein, man sehe sich
nur die -IMHO herrlich "altmodischen"- langsamen Zombies
an. Mir hat der Film sehr gut gefallen. Der alte Mann hat es
geschafft sein Ohr an den Puls der Zeit zu halten -z.B. spielt das
Internet spielt eine wichtige Rolle-, glücklicherweise ohne
dabei seine Wurzeln zu kappen oder gar zu verleugnen! Klar, an
"Night..." oder "Dawn..." reicht "Diary..."
nicht heran, ich bin mit dem Film aber glücklich, trotz
"moderner Kameraarbeit" und digitalen Effekten. Wenn einem
großen Verehrer der sechziger und siebziger Jahre Filmwelt, ein
aktueller Streifen so schnell ans Herz wächst, dann muss Herr
Romero einiges richtig gemacht haben! Welche Bedeutung "Diary..."
in Romeros Filmographie -und dem Zombiefilm insgesamt- erlangen wird
vermag ich nicht zu beurteilen, die kommenden Jahre und Jahrzehnte
werden uns darüber Aufschluss geben!
Da die UK Blu-ray
sehr günstig zu bekommen ist - um die 7£- habe ich die
Scheibe aus England geordert. Die Bildqualität ist ohne Fehl und
Tadel, natürlich sollte man sich auf eine eher "erdige"
Optik einstellen. Bonusmaterial wird in ordentlicher Menge angeboten,
allerdings habe ich dieses noch nicht gesichtet (was ich aber mit
Sicherheit noch tun werde).
Sehr guter Stoff vom Meister der Zombies! Danke dafür, George!
8/10
- Blap -
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