THE DESCENT - ABGRUND DES GRAUENS
("The Descent", USA 2005) R: Neil Marshall
Ein Jahr nachdem Sarah (Shauna Macdonald) ihren Mann und ihre kleine Tochter bei einem traumatischen
Verkehrsunfall verloren hat, entschließt sie sich mit ihren
fünf Freundinnen eine Extremsport-Kletterpartie in ein
unterirdisches Höhlensystem zu wagen. Die Herausforderung gilt
nicht nur dem Ausloten eigener körperlicher Grenzen, es sollen
auch persönliche Konflikte bereinigt werden, denn seit dem
tragischen Unfall gibt es ungeklärte Spannungen zwischen Sarah
und Juno, die sich als Anführerin der Gruppe aufspielt. Nachdem
im Inneren der Höhle ein enger Zugangsschacht hinter den Frauen
zusammenstürzt, ist der einzige Ausgang versperrt. Zu allem
Überfluss gesteht Juno den anderen, daß es sich um eine
völlig unerschlossene und unbekannte Höhle handelt. Panik
macht sich breit...
De Vorstellung, zwei Meilen unter der Erde
in einem engen Felsschacht stecken zu bleiben, reicht bereits aus, um
mir den Schweiß auf die Stirn zu treiben. Was aber, wenn
zusätzlich die Batterien der Taschenlampe versagen? Wenn man
plötzlich ein Scharren hinter sich hört? ... War da
nicht sogar ein Atmen?
THE DESCENT kitzelt auf
unangenehme Weise gleich mehrere Urängste aus den Abgründen
der Psyche hervor: Allem voran steht die allseits beliebte Angst vor
der Dunkelheit. Klaustrophobiker (wie ich) kommen natürlich auch
reichlich auf ihre Kosten, darüber hinaus dürften aber auch
Menschen mit Höhenangst schweißnasse Handflächen
bekommen – eben sind unsere Heldinnen einem engen Tunnel entkommen,
schon stehen sie vor einem gähnenden Abgrund und müssen
sich hinüberhangeln. Ordentlich gepiesackt wird man auch mit der
menschlichen Urangst vor dem Raubtier aus der wilden Natur – was in
diesem Fall doppelt wirksam ist, da unsere Vorfahren ja gerade Höhlen
aufsuchten, um sich vor der Bedrohung durch wilde Bestien zu
schützen. Und zum Abschluss wird die uralte Panik vor der
eigenen Bestie, dem Verlust der Selbstkontrolle, dem Vieh in uns,
hervorgekramt. Der Film funktioniert fast wie eine Geisterbahnfahrt
durch das Kabinett der Phobien. Man windet sich ununterbrochen auf
dem Sofa.
In der zweiten Hälfte zieht der Film die Daumenschrauben noch einmal mächtig an, was dann aber im Detail passiert, soll hier nicht verraten werden. Es ist von Vorteil, vor dem Anschauen so wenig wie möglich über THE DESCENT zu wissen, umso unmittelbarer und verstörender gestaltet sich das Seherlebnis. Ich habe in den letzten Jahren selten einen spannenderen und erschreckenderen Horrorfilm gesehen. Dabei strotzt die überschaubare Handlung keineswegs vor Originalität, was aber auch angesichts der beklemmenden und auswegslosen Atmosphäre völlig unnötig ist.
Ich möchte einige wichtige Elemente des Films an dieser Stelle nicht spoilern, daher gehe ich auch nicht weiter auf sie ein. Jeder sollte sich diesen Alptraum selber erschließen.
In der zweiten Hälfte zieht der Film die Daumenschrauben noch einmal mächtig an, was dann aber im Detail passiert, soll hier nicht verraten werden. Es ist von Vorteil, vor dem Anschauen so wenig wie möglich über THE DESCENT zu wissen, umso unmittelbarer und verstörender gestaltet sich das Seherlebnis. Ich habe in den letzten Jahren selten einen spannenderen und erschreckenderen Horrorfilm gesehen. Dabei strotzt die überschaubare Handlung keineswegs vor Originalität, was aber auch angesichts der beklemmenden und auswegslosen Atmosphäre völlig unnötig ist.
Ich möchte einige wichtige Elemente des Films an dieser Stelle nicht spoilern, daher gehe ich auch nicht weiter auf sie ein. Jeder sollte sich diesen Alptraum selber erschließen.
Die Schauspielerinnen leisten
wirklich Beachtliches und vermitteln ihre Panik auf mitreißende
Weise. Besonders Hauptdarstellerin Shauna Macdonald überzeugt,
deren Innenleben während der 96 Minuten des Films eine
folgenschwere und grandios gespielte Verwandlung durchlebt.
Der britische Regisseur Neil Marshall hat zuvor den Werwolf-Reißer DOG SOLDIERS eingetütet, der mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen hat – umso erstaunlicher seine Leistung beim vorliegenden Werk.
Der britische Regisseur Neil Marshall hat zuvor den Werwolf-Reißer DOG SOLDIERS eingetütet, der mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen hat – umso erstaunlicher seine Leistung beim vorliegenden Werk.
Genug der Worte, alles weitere Geschreibsel würde
nur die Spannung verderben.
Anschauen!
In Zahlen: 9/10
- Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.