CY-WARRIOR
(“Cyborg, il guerriero d'acciaio”, Italien 1989) R: Giannetto De Rossi
Pöbel-Henry jagt den Softie-Cyborg
Manche Dinge sind unvermeidbar. Mal
wieder haben wirre Militärschädel und fragwürdige Politiker
zugeschlagen, in aller Heimlichkeit eine Superwaffe der totalen
Vernichtung entwickelt (entwickeln lassen). Ja, der sogenannte
Cy-Warrior (Frank Zagarino) ist halb Mensch und halb Maschine,
gewissermaßen der perfekte Übersoldat. Manche Dinge sind
unvermeidbar, so entkommt der noch nicht vollständig programmierte
Kampfroboter! Den Verantwortlichen geht gewaltig die Düse, freilich
darf die Öffentlichkeit nichts von den geheimen Umtrieben erfahren.
An dieser Stelle kommt Hammer (Henry Silva) ins Spiel, der mit
Unterstützung seiner Mannschaft den flüchtigen Superroboter ohne
viel Aufsehen einfangen soll, möglichst ohne die teure Gerätschaft
zu beschädigen. Selbstverständlich pfeift Hammer auf die Vorgaben,
schreckt von Anfang an nicht vor dem Einsatz massiver Feuerkraft
zurück, unvermeidbare Dinge… Derweil entpuppt sich Cy-Warrior als
recht friedlicher Geselle, ergreift ohne ernsthafte Gegenwehr die
Flucht vor seinen schiesswütigen Häschern. Irgendwann entdeckt der
kleine Brandon (Brandon Hammond) den leicht beschädigten Robo im
Gebüsch, der Cyborg findet bei dem kleinen Jungen und dessen
hübscher Schwester Susan (Sherrie Rose) Unterschlupf. Lange soll die
trügerische Idylle nicht währen, Hammer und seine Schergen greifen
zunehmend rücksichtsloser durch. Die tödliche Schlinge zieht sich
unbarmherzig zu, manche Dinge sind unvermeidbar…
Schon häufig wurde über den
Niedergang des italienischen Genrekinos geschrieben, seit Mitte der
achtziger Jahre drückte das Leichentuch schwerer und schwerer.
Trotzdem finden viele Fans in diesem Umfeld kleine und unterhaltsame
Perlen, der hier kurz vorgestellte "Cy-Warrior" ist ein
solch angenehmes Schundfilmchen aus der dritten Reihe. Plot und Held
wecken Erinnerungen an Sergio Martinos "Paco - Die Kampfmaschine
des Todes" (Vendetta dal futuro, 1986) Fraglos kann sich das
Werk von Regisseur Giannetto De Rossi zu keiner Zeit mit dem Erguss
des Herrn Martino messen, wenig überraschend, De Rossi gehört
hauptberuflich zur Make-Up Abteilung, Ausflüge auf den Regiestuhl
blieben seltene Ausnahmen. Wer nun auf jede Menge Gewalt und Mettgut
hofft, wird sich beim Genuss dieser Sause vermutlich vor Zorn die
Haare raufen. Zwar ballern Henry und seine Helferlein immer wieder
wild vor sich hin, die Actionszenen muten dennoch überwiegend
handzahm an. Überhaupt schaut Blondchen Frank Zagarino alles andere
als furchteinflößend aus der Wäsche, greift erst zum großen
Finale durch. Irgendwann hat auch ein Roboter-Seitenscheitel-Popper
den Kanal gestrichen voll. Die größte Stärke des Films ist der
unfreiwillige (?) Humor, die beknackten Dialoge sorgen für manche
Lacher. Vor allem Henry Silva lässt sich nicht lumpen, beschimpft
seine Untergebenen mit Ausdauer. Schwache Effekte tragen ihren Teil
zum knuffigen Charme bei, schaut euch bitte die "Haut" des
Cy-Warrior an, prächtig das Skelett aus dem Metallbaukasten, die
Ausführung der Reparaturen, unbeschreiblich naiv und liebenswert.
Nebenbei transportiert der Film unverhohlen kritische Botschaften,
Politiker und Militärfratzen sind miese Verbrecher, grins. Modewort
hin oder her, die Bezeichnung "Trash" trifft in diesem Fall
den Nagel auf den Kopf, was aus meiner Tastatur ausdrücklich als Lob
und Verneigung zu verstehen ist.
Fast hätte ich mir den üblichen
Absatz zu den Darstellern gespart. Da Henry Silva zu den markantesten
Erscheinungen seiner Zunft gehört, zahlreiche Italo-Produktionen mit
seiner Anwesenheit veredelte, könnte ich mir diese Unterschlagung
nicht verzeihen. Alle anderen Gestalten mögen austauschbar bleiben,
Silva drückt dem Werk seinen Stempel auf, obschon er lediglich in
einer größeren Nebenrolle zu sehen ist. Schlechte Laune gehört zum
guten Ton, ein sadistischer Schleifer aus der Hölle, Aufträge
werden ohne Rücksicht auf Verluste erledigt, wen kümmern ein paar
Dutzend unwichtige Zivilisten? Frank Zagarino ist in etlichen B- und
C-Filmen zu finden, ein Heldenabziehbildchen (fast) ohne weitere
Nebenwirkungen. Spätestens wenn der Cy-Warrior das Tanzbein
schwingt, liegt auch der letzte Freund niveauloser Abendunterhaltung
vor Freude unter dem Tisch. Sherrie Rose kann auf ihrem Konto ebenso
eine stattliche Anzahl kleiner Produktionen verbuchen, darunter
diverse Auftritte in TV-Produktionen. US-Amerikanerin Sherrie kommt
als Susan sehr züchtig rüber, fast glaubt man eine US-Produktion zu
sehen (lediglich in dieser Disziplin), waren die Italiener doch oft
auf der frivolen Schiene unterwegs. Klar, eine kleine Schippe Möpse
hätte es gern sein dürfen, überdies trägt ein Akt mit dem
Robotermann sicher Brüllerpotential in den rostigen Eingeweiden.
Brandon Hammond gibt die Bratze, sondert nicht minder dümmliches
Zeug ab, warum soll grober Unfug vor Blagen zurückschrecken? Damit
genug zu den Gestalten vor der Kamera, die kleineren Nebenrollen
passen sich dem vorherrschenden Mumpitz an.
Man nehme einen Schlag "Paco"
und eine Prise "Terminator". Fülle das Gemenge mit einer
feisten Portion Unfug auf und betätige den Mixer, fertig ist die
Laube! Naja, ganz so einfach ist es nicht. Zieht jegliches Gespür
für solide Inszenierung und halbwegs geistreiche Dialoge ab, dann
passt es irgendwie. Nicht ohne Erwähnung soll der Score bleiben, das
simple Leitmotiv geht gut ins Ohr. Dank der DVD von
Cinepolis/Infopictures ist der Streifen ohne Schwierigkeiten
verfügbar, angenehmerweise ziert das Wendecover ein altes Motiv
(siehe oben), die auf modern getrimmte "Verkaufsseite"
schaut fürchterlich aus. Zwar liegt das Bild nicht anamorph vor, die
Qualität geht aber in Ordnung, notfalls kann per geeigneter Funktion
der Glotze nachgebessert werden. Im Bonusbereich findet der Fan einen
Trailer zu "Soldier of Fortune" aka "Running
Hero"(1990) mit Daniel "Paco" Greene, sehr angenehm.
6/10 Spaßpunkte scheinen mir
angemessen, für Eckschädel Henry gibt es noch ein halbes Pünktchen
obendrauf.
Lieblingszitat:
"Steht da nicht wie die
Arschlöcher rum, verfolgt ihn! Hinterher, ihr Schwachsinnigen,
verfolgt ihn! Bewegt eure verdammten Ärsche oder ich mache euch
Beine. Kommt mir ja nicht ohne diesen Blechhaufen zurück! Ihr
dämlichen, verdammten Schweine!"
(Henry Silva, Lehrmeister für moderne Mitarbeitermotivation)
Blap
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