COMMUNION – MESSE DES GRAUENS
(USA 1976, Originaltitel: Alice, Sweet Alice)
Catherine Spages (Linda Miller) ist gestresst. Bei
der geschiedenen Frau leben ihren beiden Töchter Alice (Paula E.
Sheppard) und Karen (Brooke Shields), die sich ständig und
ausufernd in die Haare geraten. Während Karen ein recht braves
Kind ist, drangsaliert Alice ihre Schwester mit geradezu sadistischer
Wonne, doch ihr Zorn macht auch nicht vor dem fetten Nachbarn oder
der nervigen Tante halt. Als für Karen der Tag der Erstkommunion
gekommen ist, wird das Mädchen auf brutale Art und Weise in der
Kirche ermordet, der Leichnam zu allem Überfluss auch noch
angezündet. Die Kriminalpolizei verdächtigt von Anfang an
ihre Schwester Alice, jedoch mangelt es an Beweisen, ein
Lügendetektortest liefert kein eindeutiges Ergebnis. Annie (Jane
Lowry), die Tante von Alice und Karen, die nach dem grausigen
Ereignis bei ihrer Schwester Catherine verweilt, wird im Flur des
Wohnhauses der Spages mit einem Messer attackiert. Die ohnehin zur
Hysterie neigende Dame überlebt den Anschlag mit schweren
Verletzungen, sie schwört Stein und Bein drauf, dass sie von
Alice angegriffen wurde. Das Mädchen wird zunächst in einer
Spezialklinik untergebracht. Dominick (Niles McMaster), der ebenfalls
anwesende Vater, ist ratlos, selbst der zu Familie gehörende
Priester Tom (Rudolph Willrich) hat nur hohle Phrasen anzubieten.
Sollte die kleine Alice tatsächlich eine wahnsinnige Killerin
sein? Dominick ist mit der voreingenommenen Sichtweise der Polizei
wenig glücklich, ergo ermittelt er auf eigene Faust. Als er
einen rätselhaften Anruf von seiner Nichte erhält, begibt
sich der Hobbydetektiv in allergrößte Lebensgefahr. Wird
der Wahnsinn ein Ende nehmen? Wer steckt hinter den bizarren
Grausamkeiten...???
"Communion" von Regisseur Alfred Sole ist ein angenehm gegen den Strom
schwimmender Film. Besonders interessant ist diese Tatsache deshalb,
weil sie vermutlich nicht unbedingt so gewollt war, der Film durch
seine zahlreichen Unzulänglichkeiten einen herrlich spröden
Charme entwickelt. Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. Eine
gewisse Linda Miller (auf den zweiten Blick sehr augenfreundlich)
spielt die Rolle der verzweifelten Mutter. Ihre Darbietung zeichnet
sich immer wieder durch maßloses Overacting aus, was dem an
sich tragischen Treiben einen reichlich grotesken Anstrich verleiht.
Noch arger ist es um die schauspielerischen Qualitäten von Jane
Lowry bestellt, die mit dem Wort "hysterisch" schon fast
nicht mehr erfassbar scheinen. Der unglaublich abstoßende,
fette und versiffte Nachbar (Alphonso DeNoble) passt ebenfalls in
diese Schublade, sofern es eine solche in seiner Kleidergröße
gäbe. Abgerundet wird der "Chor der Irren" durch die
Haushälterin des Pfaffen, einer Dame namens Mildred Clinton. Am
Rande des Wahns der stiefelleckende Schleimbeutel Jim, dem seine
Filmgattin "Tante Annie" beständig über das
verschüchterte Mundwerk fährt. Eine Ehe wie ein (mit Anlauf
ausgeführter) Tritt in die Weichteile. Dagegen mutet Niles
McMaster als Vater von Alice und Karen recht bodenständig,
regelrecht solide an. Pfaffe Tom gehört auch zu den gemäßigteren
Vertretern, gleiches gilt für die Ermittler im Auftrag der
Staatsgewalt. Brooke Shields hält in dieser frühen Rolle
ihrer Karriere als Opferlamm her, während Paula E. Sheppard als
böse Schwester richtig vom Leder ziehen darf. Alice soll zwölf
sein, doch Paula war zum Zeitpunkt des Drehs bereits neunzehn Jahre
alt. Dies hat man sehr geschickt getarnt, mir fiel diese Mogelpackung
nicht auf. Paula E. Sheppard ist die einzige der "überdrehten"
Figuren, die ihre Rolle wirklich mit schauspielerischem Können
ausfüllt, ohne dabei in Dilettantismus zu verfallen. Umso
trauriger, dass man von der jungen Dame später fast nichts mehr
zu sehen bekam.
Viel zu schnell hat man in der heutigen Zeit das Wort "Trash" in die Tastatur geprügelt. Doch die
denkwürdigen Auftritte eines erheblichen Teils der hier
Mitwirkenden, drängt "Communion" eindeutig in diese
Richtung. Unterstrichen wird dies durch die nahezu vollständige
Abwesenheit von Humor und Selbstironie. Nur ganz selten wird die
aufgesetzte Ernsthaftigkeit zart aufgebrochen. Selbst in diesen
Momenten ist man sich nicht wirklich darüber klar, ob nun
tatsächlich der Schalk regieren möchte... ...oder
vielleicht doch die Verbindung von Unfähigkeit und Irrsinn
zuschlägt. Dem Gepolter der Darsteller steht ein durchaus
spannender Plot gegenüber. Allerdings wird leider ein wenig zu
freizügig mit dem vorhandenen Potential umgegangen. Der Killer
wird zu früh enttarnt, was aufgrund der ansprechenden Auflösung
ein wenig schade ist. Wechselhaft auch die Qualität der Kamera
und des Schnitts. Ansprechend inszenierte und photographierte
Momente, ringen mit dem oft holprigen, ungelenken Schnitt, dann wirkt
die Kamera plötzlich fast desinteressiert usw.. Dieses Wanken
und Schwanken sorgt für eine besondere Note, wie ich weiter oben
schrieb, verleiht es dem Film einen ganz besonderen Charme. Alfred
Sole und seine Mitarbeiter (vor und hinter der Kamera) muten wie ein
angetrunkener Seiltänzer an. Immer ein wenig unsicher, oft am
Rande des Absturzes, doch letztlich kommt man irgendwie auf der
gegenüberliegenden Plattform an.
Wer nun eine wüste
Trash-Orgie erwartet, der ist bei diesem Film dann doch nicht an der
richtigen Adresse. "Communion" ist ein ganz spezielles
Filmchen, ein kleiner Leckerbissen für neugierige Filmfreunde.
Erwähnt werden sollte die gialloeske Optik des Mörders,
stilvoll ausgestattet mit Maske und Mantel. Die Morde und
Mordversuche würden sich in diesem schönsten aller
Italo-Genres sicher zuhause fühlen. Thriller, Slasher, Trasher
und leichte "Giallo-Schlagseite", mein Herz lodert wohlig
auf mittlerer Flamme.
Es gibt für den deutschen Markt
mehrere Auflagen des Films. Mir liegt das Werk unter dem Titel
"Communion - Messe des Grauens" vor, erschienen bei
CMV-Laservision. Die DVD kommt in einer kleinen Hartbox, es stehen
zwei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl bereit. Die gebotene
Bildqualität mag Zeilenzählern nicht unbedingt zum
Lustgewinn gereichen, sie ist aber zweckmäßig und auf
angenehme Art passend. Der Ton liegt in englischer und deutscher
Sprache vor. Wer die deutsche Synchronisation für übertrieben
hält, wird darüber erstaunt sein, wie gut diese den Ton
trifft, denn sie kommt dem Zungenschlag des Originals recht nah. Als
Boni bietet man ein paar Trailer, eine Bildergalerie und alternative
Titelsequenz an. Eine "runde" Veröffentlichung eines
interessanten Films, daher eine klare Empfehlung für Freunde der
Verschrobenheit!
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Halt den Mund und hol den Besen!"
"Halt den Mund und hol den Besen!"
- Blap -
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