Filmclub Bali
   
 

COMMAND PERFORMANCE

(USA 2009) R: Dolph Lundgren

Der russische Präsident Alexei Petrov (Hristo Shopov) ist Ehrengast bei einem Konzert in Moskau. Seine beiden jugendlichen Töchter begleiten ihn, der Botschafter der USA ist ebenfalls anwesend. Joe (Dolph Lundgren) ist der Drummer einer aufstrebenden Rockband, die vor dem Hauptact auftritt, der US-Sängerin Venus (Melissa Smith). Die Stimmung ist gut bis ausgelassen, doch plötzlich taucht eine schwer bewaffnete Gruppe Fanatiker in der Halle auf. Unter der Führung des durchgeknallten Oleg Kazov (Dave Legeno), richten die Terroristen ein grausiges Blutbad an, bringen den Präsidenten, dessen Töchter, den US-Botschafter und weitere Personen in ihre Gewalt. Joe bekommt davon zunächst nichts mit, er will eigentlich nur in Ruhe einen Joint genießen. Bald wird er jedoch mit den gnadenlosen Geiselnehmern konfrontiert, um das eigene Leben kämpfend, fügt der wehrhafte Rocker Kazovs Truppe erste Verluste zu. Der russische Agent Kapista (Zahary Baharov) erweist sich nach und nach als zuverlässiger Partner, gemeinsam will man dem Terror Einhalt gebieten. Kazov stellt derweil irrsinnige Forderungen finanzieller Natur. Doch sein tatsächliches Motiv ist so simpel wie erschreckend, er will Rache für seine Eltern, für deren Tod er Präsident Petrov verantwortlich macht...
Command Performance
Wenn Dolph Lundgren neben der Hauptrolle auch die Regie übernimmt, bekommt der Fan exquisite Actionunterhaltung geboten. "The Defender" (2004), "The Mechanik" (2005), "Diamond Dogs" (2007), "Missionary Man" (2007) und "Icarus" (2010), ich möchte keine dieser vorzüglichen B-Action-Perlen in meiner Sammlung missen. Neben der Regie, arbeitete Lundgren bei "Command Performance" auch am Drehbuch mit, wie es teils bei den aufgezählten Werken bereits der Fall war. Erwartungsgemäß spielt der Film die bewährten Karten des Genres aus, wobei der Held in diesem Fall aus dem üblichen Raster fällt. Dolph spielt keinen Ex-Geheimdienstler, Ex-Cop oder ähnliches, der von ihm verkörperte "Joe" war im Amiland Mitglied einer wüsten Biker-Gang, irgendwie hat es ihn nach Russland verschlagen. Den Drummer gibt er absolut überzeugend, man nimmt ihm den Rocker in jeder Einstellung ab, er liefert auch hinter der Schiessbude eine perfekte Vorstellung. Wie man es von den Lundgren Werken jüngeren Datum kennt, vergisst der Schwede dabei nicht, stets eine kleine Dosis Selbstironie einfließen zu lassen. Dolph präsentiert sich in sehr guter körperlicher Verfassung, ist in sehr guter Spiellaune, seine Regiearbeit regiert erwartungsgemäß ohne Schnörkel, den Nagel auf den Kopf treffend. Der Held zeigt zunächst eine ausgeprägte Abneigung gegen Schusswaffen, wir erfahren ein wenig später warum, doch auch mit Drumsticks und blanken Fäusten lässt es sich einwandfrei killen. Schließlich greift er notgedrungen zur Wumme, was das gelungene Spektakel überzeugend abrundet. Bei der Besetzung der übrigen Rollen hat man ein glückliches Händchen bewiesen, obwohl Lundgren naturgemäß die unumstrittene Hauptattraktion bleibt. Da hätten wir z.B. die hübsche Melissa Smith im Angebot, die glaubwürdig die (zunächst) eingebildete Sanges- und Tanzdohle gibt. Herrlich die Szene in der Dolph sie fragt, warum sie so schlappe Discomucke macht, sie habe doch eine tolle Stimme. Darauf antwortet sie ganz locker: "Weil es mir einen 50-Millionen-$-Deal eingebracht hat". Die Chemie zwischen dem gestandenen Action-Helden und der jungen Dame stimmt, ich würde diese Kombination gern erneut sehen. Dave Legeno mutet wie eine härtere Ausgabe von Jason Statham an, seine Darbietung als fanatischer Bösewicht macht extrem Laune. Hristo Shopov sticht als konsequenter Präsident hervor, Zahary Baharov fungiert als solides Helferlein für Dolph. Selbst die kleineren Nebenrollen sind ansprechend besetzt, dazu gibt es die bewährte anonyme Metzelmasse obendrauf.
"Command Performance" macht mit gesunder Härte Freude, Herr Lundgren weiß genau was der geneigte Fan gern sieht. Der Body Count erreicht stattliche Ausmaße, immer wieder kommt es zu rustikalen Augenblicken. Der Film triff genau den richtigen Ton zwischen bewährter Tradition und moderner Optik, er biedert sich nicht krampfhaft an, sondern wurde von echten Könnern an den Start gebracht. Der Plot weckt Erinnerungen an "Sudden Death" (1995) und "Die Hard" (1988), mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Vorgesichte der Hauptfigur ungewöhnlicher anmutet, wodurch ein wunderbar abgefahrener Unterton ständig präsent bleibt. Wie gut Lundgren sein Handwerk beherrscht, führte mir der Vergleich mit dem Partykracher "Phantom Kommando" (Commando, 1985) vor Augen, den ich gleich nach "Command Performance" in den Player legte. Arnolds Klassiker gehört zu meinen Lieblingsactionern aus den achtziger Jahren, IMHO muss sich Lundgrens Streifen keinesfalls dahinter verstecken (Handwerklich ist Lundgrens Erguss gar weitaus solider). Klar, der "Klassikerstatus" geht "Command Performance" (noch) ab, außerdem ist das Publikum für solche Filme heute viel kleiner. Umso tiefer sollte sich der Action-Freak vor einem Mann wie Dolph Lundgren verneigen, der der Gruppe unverbesserlicher Süchtlinge den ersehnten Stoff anbietet, mit Liebe zum Detail sein Ding durchzieht.
Wegen der recht ruppigen Gangart, fiel der Film in Deutschland der Schere zum Opfer. Für die Freigabe ab 18 wurden mehr als dreißig (!) Schnitte angebracht, damit sind die deutsche DVD und Blu-ray Auswertungen leider völlig unbrauchbar. Schade, man hätte die ungekürzte Fassung mit SPIO/JK (oder ungeprüft) anbieten sollen, doch leider lässt Kinowelt die Fans im Regen stehen. Ich habe zur US-DVD gegriffen, diese ist ungekürzt und von ordentlicher Qualität. Die Dialoge sind gut verständlich, englische Untertitel werden optional angeboten.
Lieber Dolph, ich möchte dir erneut für einen kurzweiligen, vergnüglichen und unterhaltsamen Filmabend danken. Du bist mein Held, bleib uns bitte noch lange in dieser Form erhalten! Du rockst das Haus!
Sehr gut = 8/10
Lieblingszitat:
"He's lost too much blood. He needs a Doctor."
"He needs a coffin."
- Blap -





Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken, sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.
Der Filmclub Bali ist eine rein private, nicht kommerzielle Interessengemeinschaft, die ausschließlich geschlossene Veranstaltungen für Clubmitglieder organisiert. Der Clubvorstand selbst arbeitet ehrenamtlich. Mitgliedsausweise erhält man im Kulturzentrum Pelmke, im Café, direkt vor Ort am Abend der Vorführung oder vom Clubvorstand. Die monatlich zu entrichtende Clubgebühr dient nur zur Finanzierung von Sonderaktionen oder speziellen Angeboten. Der Clubbeitrag ist bis spätestens 21 Uhr zu entrichten, danach ist geschlossene Gesellschaft. Die Vorstellungen des Filmclubs Bali sind geschlossene Veranstaltungen privater Natur und stehen in keinem Zusammenhang mit der Programmgestaltung des Kinos Babylon. Die Vorstellungen finden einmal im Monat, vornehmlich an Freitagen, ab 20:30 Uhr, statt.
Impressum Haftungsausschluss Datenschutz