Filmclub Bali
   
 

DER CLAN DER KILLER

(„Ricco“ aka „Cauldron of Death“, Italien,/Spanien 1973) R: Tulio Demicheli

Sog der Rache

Ricco (Christopher Mitchum) kommt nach zwei Jahren aus dem Knast. Sein Vater (Luis Induni) war ein mächtiger Gangsterboss, der jedoch im Auftrag des machtgierigen Don Vito (Arthur Kennedy) getötet wurde. Damit nicht genug, Riccos ehemalige Freundin Rosa (Malisa Longo) lebt nun unter der Fuchtel des neuen Unterweltherrschers. Irgendwann trifft Ricco auf eine hübsche und pfiffige Blondine (Barbara Bouchet), mit deren Hilfe er sich in Don Vitos Anwesen einschleicht um Rosa zu treffen. Zwar kann der junge Mann unerkannt flüchten, doch Don Vito ist nun gewarnt und schäumt vor Wut. Bald nimmt ein Albtraum aus unbändigen Rachegelüsten und roher Gewalt seinen Lauf …
Der Clan der Killer
Der italienische Polizei- und Gangster-Film hatte seine große Zeit in den siebziger Jahren. In diesem -von Tulio Demicheli inszenierten- Genrebeitrag, konzentriert sich das Geschehen auf Vorfälle im Milieu der Ganoven, Polizei findet nur als unbedeutende Randnotiz statt. Sämtliche Schauplätze sind stilsicher gewählt und ansprechend fotographiert, der Plot baut auf übliche Rachemotive. Immerhin verleihen unbewältigte Konflikte zwischen Sohn und Vater der Story etwas Tiefe und zusätzliche Tragik, Schwester und Schwager tauchen als (zunächst) möglicher Ausweg auf. Hier und da erlaubt sich der Streifen extreme Gewaltausbrüche, baut auf blutige Schauwerte rüder Gangart. Mir gefällt die deutsche Synchronisation, welche durchaus krude Momente beinhaltet, vor allem dem etwas hölzernen Christopher Mitchum zu mehr Profil verhilft. Nach und nach ziehen Tempo und Härte an, agieren die Antagonisten mit zunehmender Rücksichtslosigkeit, treiben unaufhaltsam auf ein gnadenloses Finale zu.
Christopher Mitchum war bereits 1972 in einem europäischen Rachethriller zu sehen, spielte die Hauptrolle in "Summertime Killer". Stets mutet Mitchums Spiel seltsam bemüht an, er bekommt jedoch immer rechtzeitig die Kurve, hält sich ohne große Schauspielkunst über Wasser und den Zuschauer bei Laune. Ich erwähnte bereits die ansprechende Synchronisation für den deutschsprachigen Raum, Mitchum wird allerdings auch von seinen großartig aufspielenden Kollegen getragen. Barbara Bouchet, eine der attraktivsten Erscheinungen in prächtigen Genrekino der goldenen Siebziger, ist viel mehr als hübsche Dekoration, liefert eine beeindruckende Vorstellung ab. Kokett dreht sie arglosen Passanten Falschgeld an, bringt die Säfte schwerer Jungs in Wallung (die Herren erhalten ein kühles Bad gratis). Wäre ich nicht längst ein begeisterter Verehrer, spätestens jetzt hätte Barbara Bouchet mein Herz erobert. Malisa Longo hat eine weniger dankbare Rolle erwischt, sie bleibt (fast vollständig) auf das Klischee der wehrlosen Gespielin beschränkt, füllt die Schablone immerhin ansprechend aus. Arthur Kennedy wird mir immer als reaktionärer Bulle in Erinnerung bleiben, den er übelst gelaunt in "Das Leichenhaus der lebenden Toten" (1974) vom Stapel ließ. Auch Obergangster Don Vito zeichnet der Amerikaner als echtes Herzchen, unliebsame Gestalten enden im Säurebad, werden bei Bedarf zuvor geprügelt und/oder verstümmelt. Eduardo Fajardo fällt ebenso positiv auf, spielt überzeugend einen undurchsichtigen Unterboss. Filmfreunde werden weitere geschätzte Gesichter erkennen, z. B. den in zahllosen Werken anzutreffenden Luis Induni.
Knapp 90 Minuten gute Unterhaltung! Sicher kein Spitzenwerk des Genres, Platzhirsch Lenzi und sein Team Merli & Milian haben mehr zu bieten, aber für jeden Fan eine klare Pflichtveranstaltung. Mir liegt seit ein paar Monaten die DVD aus den USA vor, veröffentlicht von Dark Sky Films unter dem Titel "Ricco the Mean Machine", trotzdem konnte ich mich der Scheibe von Motion Picture nicht entziehen. Es lohnt sich, gern unterstreiche ich erneut die Qualität der deutschen Synchro (fehlende Stellen liegen in englischer Sprache vor, auf Wunsch sind deutsche Untertitel zuschaltbar), die Bildqualität geht in Ordnung. Im Bonusbereich gibt es u. a. eine Bildergalerie und ein alternatives Ende zu sehen, Trailer zu weiteren Perlen machen Lust auf mehr. Klarer Kaufzwang für Genrefans!
Dicke 7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"… aber wir wollen unseren Frieden. Wir wollen keine Blutrache."
Blap





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