DER BUCKLIGE VON SOHO
(Deutschland 1966) R: Alfred Vohrer
Wanda
Merville (Monika Peitsch) reist aus den USA an, sie soll das Erbe
ihres verstorbenen Vaters antreten. Nachdem einige Formalitäten
geklärt wurden, bringt sie das herbeigerufene Taxi allerdings
nicht wie gewünscht ins Hotel. Die junge Frau wird gegen ihren
Willen festgehalten, man steckt sie zu einer Gruppe weiterer junger
Damen, die offensichtlich allesamt nicht ganz freiwillig eingesperrt
sind. Der fiese Alan Davis (Pinkas Braun) führt ein strenges
Regiment, die sadistische Aufseherin (Hilde Sessak) packt bei
Widerworten gern die Knute aus. Immer wieder stolpert ein Buckliger
(Richard Haller) durch das Szenario, der die Mädchen zusätzlich
ängstigt. Die jungen Frauen werden zur Zwangsarbeit angehalten,
Fluchtversuche enden tödlich. Angeblich soll das Haus ein Heim
für gestrauchelte Mädchen sein. Es steht unter der
Schirmherrschaft der angesehenen Lady Marjorie (Agnes Windeck), die
mit dem schrulligen General Edward Perkins (Hubert von Meyerinck)
verheirat ist, der gern Panzerschlachten des zweiten Weltkriegs im
Modell nachspielt. Reverend David (Eddi Arent) verkündet den
Heimbewohnerinnen das Wort Gottes und singt mit ihnen fromme Lieder.
Sir John (Siegfried Schürenberg) hat derweil ganz andere Sorgen.
Ein Würger geht um, immer wieder findet man erdrosselte Frauen
auf. Inspektor Hopkins (Günther Stoll) befasst sich mit dem
Fall, tritt aber zunächst auf der Stelle. Bald kommt er jedoch
einer jungen Dame (Uta Levka) auf die Spur, die sich als Wanda
Merville ausgibt, während die echte Wanda nirgendwo auffindbar
ist. Seine Ermittlungen führen den Inspektor unter anderem in
ein Bordell, wo ihn der Hilferuf einer weiteren jungen Dame ereilt.
Ist die Puffmutter Mrs. Tyndal (Gisela Uhlen) wirklich die Chefin des
Bordells? Wer steckt wirklich hinter den Morden? Kein leichter Fall
für Hopkins, dem zu allem Überfluss ständig sein Boss
Sir John im Nacken sitzt...
Die 21. Edgar Wallace Verfilmung
aus dem Hause Rialto läutete eine neue Ära ein, die Filme
kamen nun in Farbe daher! Viele Freunde der Wallace Filme tun sich
noch heute mit der Umstellung schwer, ich halte diesen Schritt -so
sehr ich die Schwarzweißfilme auch schätze- für
richtig und nachvollziehbar. Mit Einführung des Farbfilms hat
man natürlich nicht alles andere mit über Bord geworfen,
denn vor und hinter der Kamera erledigen (überwiegend) bewährte
Figuren ihren Job. Für die Regie zeichnet einmal mehr Alfred
Vohrer verantwortlich, der mit "Der Bucklige von Soho" zwar
nicht sein bestes Werk, aber ein durchaus gelungenes und
unterhaltsames Stück Film abliefert. Gleich in der ersten Szene
will man mit aller Gewalt die alte Atmosphäre heraufbeschwören.
Nacht und Nebel, eine flüchtende Frau, gestellt und gekillt vom
Buckligen. Das Ergebnis stellt zufrieden, obschon die Stärke
hier mehr auf dem leicht hysterischen Unterton liegt, während
die Atmosphäre ein wenig zurücktritt. Der Score von Peter
Thomas untermalt das Geschehen vortrefflich, kommt mit irren "Hua
Ha" Rufen und schmissiger Musik daher. Thomas gelingt der
Brückenschlag zwischen bewährten und frischen Elementen,
sehr schön. Man merkt dem Film an, dass die zweite Hälfte
der sechziger Jahre viele Fesseln und Ketten sprengte. So zeigt man
uns in der Gerichtsmedizin eine nackte Frauenleiche, zwar verschämt
auf dem Bauch liegend, doch Sir John wendet sich mit Grausen ab.
Nicht zu vergessen, der schon nahezu frivol-obszöne Moment, in
dem eine junge Dame ihre Bluse aufreißt und die Aufseherin zu
ihren Neigungen befragt. Diese Szene mutet wie ein Vorläufer
späterer "Women in Prison" Filme an. Die Story ist bei
Wallace Streifen bekanntlich nicht immer unbedingt logisch und
nachvollziehbar. Auch dieser Beitrag verblüfft mit einer etwas
grotesk anmutenden Auflösung, die aber so gut gespielt ist, dass
sie mir einfach sympathisch, ja liebenswert erscheint. Werfen wir
einen kurzen Blick auf die Besetzung. Günther Stoll hat seinen
ersten Wallace Auftritt. Seine Darbietung kommt ähnlich nüchtern
wie die eines Harald Leipnitz daher, doch wo Leipnitz vor lauter
Sachlichkeit nahezu zur Salzsäule erstarrt, durchbricht Stoll
immer wieder die glatte Oberfläche. Der Mann ist fraglos eine
Bereicherung für die Reihe. Monika Peitsch erlebt ebenso ihre
Wallace-Defloration, sie entspricht dem üblichen "unschuldiges,
hilfloses Mädchen" Klischee. In der Tat bemerkt man nicht,
dass Frau Peitsch während der Dreharbeiten bereits 29 Lenze
zählte. Gestandene Darsteller runden die Besetzung ab, Pinkas
Braun ist fieser denn jemals zuvor, herrlich. Eddi Arent hat erneut
einen seiner besten Auftritte im Rahmen der Wallace Filme, er toppt
hier sogar seine Rolle in "Der unheimliche Mönch".
Siegfried Schürenberg kommt als Sir John recht häufig zum
Zuge, wie gehabt auf knuffig-trottelige Art und Weise. Für
Freude sorgt die völlig Übertriebene Darbietung von Hubert
von Meyerinck, dem die Rolle des Militärschädels
gewissermaßen auf den Leib geschneidert ist. Besonders
ansprechende Leistungen möchte ich den weiblichen
Nebendarstellerinnen attestieren. Agnes Windeck muss man einfach
mögen, während Gisela Uhlen schon wegen ihrer eisigen
Gesichtszüge die Bosheit geradezu aus der Fratze springt. Hilde
Sessak würde jede Foltercamp Sause bereichern, während Uta
Levka überzeugend das verdorbene Gör gibt. Es würde
den Rahmen sprengen, nun jeden Mitwirkenden zu würdigen,
verdient hätten sie es ohne Zweifel allesamt.
Für
meinen Geschmack ist der Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe gut
gelungen. Das Ergebnis mag noch nicht optimal erscheinen, ich wurde
jedoch gut und kurzweilig unterhalten. Der Bucklige hätte für
meinen Geschmack ein wenig grausiger aussehen dürfen,
andererseits sorgt er immerhin für diverse Schmunzler. Wie
gehabt ist der Film einzeln erhältlich, wie üblich ist das
Boxset die bessere Wahl. Die "Edgar Wallace Edition 6"
enthält ferner folgende Titel:
- Der unheimliche Mönch
(Der letzte Schwarzweißfilm der Reihe)<-li> - Das Geheimnis der weißen Nonne
- Die blaue Hand
Die Bildqualität
von "Der Bucklige von Soho" ist ansprechend, man ist im
Rahmen der Serie gute Scheiben von Universum gewöhnt. Für
den Film ziehe ich solide 7/10 (gut). Damit ist er kein Highlight der
Reihe, gehört aber auch keinesfalls zum Bodensatz. Ich freue
mich auf die kommenden Streifen!
Lieblingszitat:
"Ich bringe Sie um, wenn Sie nicht tun was ich ihnen sage. Haben Sie verstanden?"
"Ich bringe Sie um, wenn Sie nicht tun was ich ihnen sage. Haben Sie verstanden?"
- Blap -
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