DER BOHRMASCHINEN-KILLER
(„The Toolbox Murders“, USA 1978)
Eine moderne Wohnsiedlung in Los Angeles wird von
einem irren Killer heimgesucht. Der Psychopath verschafft sich
Zutritt in die Wohnungen junger Damen, um diese mit Gerätschaften
aus dem mitgeführten Werkzeugkasten zu meucheln. Andere Mieter
entdecken die grausam zugerichteten Leichen, die Polizei steht vor
einem Rätsel. Auch der Verwalter Vance Kingsley (Cameron Mitchell)
kann den Ermittlern nicht weiterhelfen. Noch rätselhafter ist
allerdings das Verschwinden von Laurie (Pamelyn Ferdin), die mit
ihrer Mutter und ihrem Bruder in der Siedlung lebt. Man vermutet
zwar, dass das junge Mädchen auch zum Opfer des Killers wurde, kann
ihre Leiche aber nirgendwo finden. Joey (Nicolas Beauvy) will sich
nicht allein auf die Polizei verlassen, er beginnt auf eigene Faust
nach seiner Schwester zu suchen. Dabei freundet er sich mit Kent
(Wesley Eure) an, dem Neffen von Vance Kingsley. Tatsächlich stößt
Joey auf Spuren, doch er hat nicht mit den drohenden Konsequenzen
gerechnet...
"The Toolbox Murders" wurde in
Deutschland unter dem Titel "Der Bohrmaschinenkiller"
ausgewertet. Der Film ist in jeder Hinsicht ein Fiesling, denn er
verbreitet nicht nur eine grausige Stimmung, er führt den Zuschauer
auch kräftig an der Nase herum. Wer hinter den Morden steckt ist
schnell klar, in dieser Hinsicht erweist sich der Plot als wenig
fordernd. Auf die falsche Fährte wird man durch den Auftakt des
Streifens gelockt. Zunächst bekommen wir die geballte Ladung Möpse,
Blut und Gewalt aufgetischt. Dieses wüste Treiben gipfelt in der
Mordszene an der bezaubernden Marianne Walter. Die später als Kelly
Nichols zum HC-Star gewordene Schönheit, masturbiert genüsslich in
der Badewanne, wird anschließend vom Killer durch die Wohnung
gejagt, um letztlich ohne Gnade genagelt zu werden ("Genagelt"
bezieht sich in diesem Fall nicht auf Sex). Schon zuvor wurden wir
Zeuge erstaunlich ruppiger Morde, der Film scheint ein wahre Orgie
der Gewalt aufzubieten. So reibt sich der gierige Gorebeutel bereits
genüsslich die schweißnassen Hände, um schließlich von Minute zu
Minute, mehr und mehr von der einsetzenden Ernüchterung heimgesucht
zu werden. Nach dem blutrünstigen Auftakt, wendet sich "The
Toolbox Murders" den Ermittlungen zu, konzentriert sich dabei
überwiegend auf den jungen Burschen, der nach seiner verschollenen
Schwester sucht. Damit nicht genug, denn man lässt Cameron Mitchell
mit reichlich irrem Blick, in aller Ausführlichkeit befremdliche
Monologe absondern. Das Finale stellt einen erneuten Schlag in die
Magengrube dar. Denn plötzlich flackert die physische Gewalt wieder
auf, greift ohne Gnade nach einem Opfer, mit dem man (dem Verlauf
des Films nach) kaum gerechnet hat.
Wer einen üblichen
Slasher erwartet, wird von "The Toolbox Murders"
vermutlich eher enttäuscht sein. Die üblichen Klischees spult das
Werk nur zu Anfang ab, danach gleitet man in andere Gefilde ab. Doch
obwohl lediglich der Auftakt (sowie ansatzweise das Finale) die
volle Dosis Mettgut bietet, zieht sich eine merkwürdige, nahezu
einzigartige Atmosphäre durch den Film. Auch ohne Mett und Möpse,
mutet das Geschehen stets bedrohlich, krank und irgendwie dreckig
an. Damit setzt sich der Flick ein wenig zwischen alle Stühle, denn
viele Horrorfreunde werden sich gelangweilt abwenden. Für das
"normale" Publikum ist die Werkzeugkastensause viel zu
abgefahren, zu kantig und sperrig. Mir hat dieser "etwas
andere" Genrebeitrag gut gefallen, was ich hauptsächlich auf
die kranke Atmosphäre zurückführe, die mich während der gesamten
Spieldauer für sich einnehmen konnte. Regisseur Dennis Donnelly war
übrigens hauptsächlich für das US-Fernsehen tätig, er
inszenierte z.B. Folgen von "Dallas", Hart aber herzlich"
und "Airwolf". Mit "The Toolbox Murders" konnte
der gute Mann die wilde Wutz von der Leine lassen, ohne sich dabei
dem "Genre-Mainstream" unterzuordnen. Schon deswegen
gebührt dem Werk und seinen Machern Anerkennung!
In
Deutschland hat X-Gabu (X-Rated) den Streifen auf DVD
veröffentlicht. Mich reizte die Blu-ray des US-Labels Blue
Underground mehr, deren Kauf ich nicht bereut habe. Der Streifen
wurde ansprechend aufbereitet, man hat Sorgfalt walten lassen, das
Bild nicht per "Filterterror" auf modern getrimmt. Das
Bonusmaterial ist zwar sparsam gesät, bietet aber ein sehr
interessantes Interview mit Marianne Walter. Die kleine Featurette
trägt den vielversprechenden Titel "I Got Nailed In THE
TOOLBOX MURDERS". Wer auf die deutsche Synchronisation
verzichten kann, macht mit der Blu-ray aus den USA einen sehr guten
Fang.
Ein besonderer und mutiger Film.
7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"I think maybe God wants it that way, because the world would ruin 'em."
"I think maybe God wants it that way, because the world would ruin 'em."
- Blap -
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