Filmclub Bali
   
 

BLUTMESSE FÜR DEN TEUFEL

(„El espanto surge de la tumba“, Spanien 1973) R: Carlos Aured

Waldis Gegenpol

Frankreich im 15. Jahrhundert. Alaric de Marnac (Paul Naschy) und seine Gefährtin Mabille de Lancré (Helga Liné) werden hingerichtet, ihren teuflischen Umtrieben damit ein (vorläufiges) Ende gesetzt. Inzwischen befinden wir uns in den frühen siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hugo de Marnac (Paul Naschy), ein Kumpel (Víctor Alcázar aka Vic Winner), sowie deren attraktive Damen, treibt es nach einer rätselhaften Séance raus aufs Land, man sucht Hugos alten Famliensitz auf. Schon während der Anfahrt kommt es zu einem bedrohlichen Zwischenfall, der unangenehme Rückschlüsse auf die "Freundlichkeit" der Einheimischen zulässt. Zwar glaubt Hugo noch immer nicht an übernatürliche Vorgänge, doch man macht sich auf die Suche nach den sterblichen Überresten seines Vorfahren. Als man eine kleine Kiste ausgräbt, beginnt die Situation nachhaltig und erbarmungslos zu eskalieren. Kann der schreckliche Alaric tatsächlich aus dem Totenreich zurückkehren? Eine Flucht scheint für Hugo und seine Freunde unmöglich, gierige Bestien umkreisen das Anwesen, der Schlinge des Grauens zieht sich gnadenlos zu...
Blutmesse fuer den Teufel
In Deutschland wurde "El espanto surge de la tumba" unter dem klangvollen Titeln "Blutmesse für den Teufel ausgewertet" und "Blutmesse der Zombies" ausgewertet. Als Naschy-Fan kommt man bei diesem Streifen voll auf seine Kosten, unter der Regie von Carlos Aured entfaltet sich ein herrliches Horrorspektakel! Die volle Breitseite wird auf den geneigten Zuschauer abgefeuert. Zunächst ein stimmungsvoller Auftakt im Mittelalter, bei dem wir der Hinrichtung von Alaric und Mabille beiwohnen. Während Alaric recht flott seinen Kopf verliert, wird Mabille zuvor nackig gemacht und ein wenig gepeitscht. Keine Angst, mit heutigen "Folterorgien" haben diesen Momente nicht gemein, selbst die blutigen Effekte sind von absolut liebenswerter Knuffigkeit. Durch den Sprung in die heutige Zeit (Ok, die Gegenwart vor knapp 40 Jahren), verliert der Film nichts von seiner wundervollen Atmosphäre. Ein wahrer Reigen ergießt sich genussvoll über den Zuschauer. Zunächst böse Vorahnungen, eine schaurig-schöne Séance mit "Wackeltisch", auf dem Land erwartet unsere Helden das wahre Grauen. Fiese und kriminelle Landeier, zombifizierte Schergen der Verdammnis, gruftige Gewölbe, magische Gegenstände usw.. Vor allem aber Alaric de Marnac und Mabille de Lancré!
Paul lässt sich nicht lumpen, schon im Prolog ist er in mehr als einer Rolle zu sehen. Herr Naschy ist in seinem Element, egal ob als freundlicher Womanizer Hugo oder satanisch-bizarrer Alaric. Die Rolle des Bösewichts bietet naturgemäß ein deutlich größeres "Kultpotential", Alaric erfreut uns mit fiesen Fratzen und teuflischer Entschlossenheit. Alaric mutet wie das Gegenstück zu Naschys Paraderolle Waldemar Daninsky an. Waldemar war eine tragische Figur, während Alaric durch und durch vom Bösen angetrieben wird. Mit Vic Winner steht Paul Naschy ein solider "Co-Held" zur Seite, dessen Rolle im Laufe des Films an Gewicht gewinnt. Die Damenmannschaft sorgt für grosse Augen, so viele Schönheiten in einem kleinen Film, da kann selbst mancher Hammer-Flick nicht mithalten. Die grösste Attraktion ist unbestritten Helga Liné, bei deren Anblick mir der Atem stockt. Ihre Boshaftigkeit steht der von Alaric nicht nach, mit diabolischer Lust und Gier entnimmt sie ihren Opfern das pochend rote Leben. Emma Cohen gibt sich als Elvira ihrer alten Liebe Hugo hin. Mit ihrer kindlich-unschuldigen Schönheit fungiert sie als Gegenstück zu Helga Liné. So ist es kaum überraschend, dass die Damen sich im Finale einem entschlossenen Kampf stellen. Weitere Augenschmeichler runden den weiblichen Teil des Ensembles ab, die Herren werden durch diverse Knarzschädel ergänzt, die vorzüglich in das teuflische Treiben passen.
Die Atmosphäre nimmt mich gefangen, ich liebe jede Sekunde dieser Sause! Immer wieder werden geschickt kleine Höhepunkte eingestreut. Beachtet z.B. die Szene, in der Paul und Emma von einer Horde untoter Schergen angegriffen werden, Zombiefeeling der besten Sorte macht sich breit. Doch es wäre ermüdend nun jeden Abschnitt des Films zu zerpflücken. Wer Filmen mit Paul Naschy zugetan ist, der kommt unmöglich an diesem Werk vorbei. Genauso wird der Streifen kaum jemanden überzeugen, der mit dem Output von Spaniens Oberknuffel noch nie etwas anfangen konnte. Der stimmungsvolle Score soll nicht ohne Erwähnung bleiben, das bedeutungsschwangere Georgel passt vortrefflich zu den gezeigten Geschehnissen.
Mir liegt die US-DVD von BCI vor. Oben ist die normale Ausgabe abgebildet, ich besitze jedoch das Double Feature, welches aus "Horror rises from the Tomb" und "The Loreley's Grasp" besteht. Die DVDs an sich sind identisch, zu jedem Film liegt ein interessantes Booklet in englischer Sprache bei. Eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung, denn auch "The Loreley's Grasp" ist ein wundervoller Film. Dort darf man erneut die Schönheit von Helga Liné bestaunen, Regie führte Amando "Reitende Leichen" de Ossorio. Noch ein paar Worte zu "Horror rises from the Tomb". Carlos Aured und Paul Naschy waren ein gutes Team, Filme wie "Blue Eyes of the broken Doll" und "Die Todeskralle des grausamen Wolfes" untermauern diese Aussage. "Horror rises from the Tomb" wird auf der US-DVD übrigens in der Version mit Nacktszenen präsentiert, die für den spanischen Markt gedrehten Szenen (mit Kleidung) sind als Bonus enthalten. Auf BCI ist Verlass! Das Material wurde mit Sorgfalt aufbereitet, die Ausstattung der Scheibe ist ansprechend, sogar ein Audiokommentar mit Naschy und Aured ist an Bord, beide Daumen zeigen steil nach oben!
8/10 (sehr gut) Dieser geballten Ladung Knuffigkeit kann (und will) ich mich nicht entziehen. Klar, die unzähligen "Wohlfühlpunkte" sprengen in diesem Fall die Skala!
Lieblingszitat:
"And when the seven Moons have passed on, and the rite be accomplished, you will become food for Lord Satan!"
(Na, wenn das keine schönen Aussichten sind...)
- Blap -








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