BLUTIGER FREITAG
(Deutschland, 1972) R: Rolf Olsen
Der gewalttätige Kriminelle Heinz Klett (Raimund Harmstorf) entkommt
mit der Hilfe zweier Komplizen aus dem Justizpalast. Umgehend wird
ein neuer Coup geplant, der Überfall auf die deutsche
Finanzbank. Mehr oder weniger freiwillige Hilfe erhält er von
seinem ihm hörigen Kumpel Luigi (Gianni Macchia), dessen
schwangerer Freundin Heidi (Christine Böhm) und ihrem
fahnenflüchtigen Bruder Christian (Amadeus August), der aus
einer Bundeswehrkaserne desertiert ist. Flugs werden ein paar Waffen
und Sprengstoff beim Überfall auf einen amerikanischen
Armeelaster organisiert, wobei es bereits den ersten Toten gibt. Auch
beim Banküberfall geht einiges schief, der Alarm wird ausgelöst,
die Polizei und eine Meute Schaulustiger finden sich ein und Klett
nimmt die Bankkunden als Geiseln. Dies ist aber erst der Anfang des
"blutigen Freitags"...
Viel gibt es zu diesem göttlichen Gangsterfilm aus deutscher Schmiede
nicht zu sagen, daher fasse ich mich kurz: Der Streifen ist eine
Pflichtanschaffung, mindestens einmal im Jahr sollte man ihn sich
anschauen!
Die Inszenierung von Rolf Olsen ist action- und
temporeich und ähnelt in jeder Hinsicht einem zünftigen
Poliziescho der Zeit. Dabei kreist die Blutwurst dermaßen
hemmungslos, daß man es kaum glaubt, zumal man es mit einem
deutschen Film zu tun hat, obendrein aus einer Epoche, wo
snobistische Autorenfilmer per staatlicher Filmförderung das
Publikum langweilten.
Die Besetzung ist rundum gelungen, aber
obwohl Gianni Macchia und Christine Böhm sehr gut spielen,
stiehlt Raimund Harmstorf natürlich allen die Schau! Allein wie
der Mann hier aussieht und auftritt ist eine Splitterbombe, man fasst
es kaum... Knallenge Lederhose mit Schlag (es gibt häufig
Detailaufnahmen, die seinen prall gefüllten Hosenlatz
ablichten!), riesige Sonnenbrille und ständig den Zigarillo in
der rotbärtigen Schnauze. Und seine Sprüche sind allesamt
Kanonen, man könnte eigentlich jeden seiner Dialoge zitieren und
ist sich stets eines Schenkelklopfers sicher. Nein, politisch korrekt
war das damals sicher nicht und ist es eigentlich auch heute
nicht...
Gegen Ende des Films serviert uns Olsen sogar noch eine Sexszene mit Harmstorf und einer weiblichen Geisel, die schon von Anfang an sein Testosteron kochen ließ... hierbei wird mit verfremdenden Doppelbelichtungen gearbeitet: Aufnahmen von Tierschlachtungen aus dem Schlachthof vermischen sich mit sexuellen Darstellungen. Man sieht sogar Hardcore-Details, wenn man sich die Szene mal in Einzelbildauflösung anschaut. Sehr schön gelöst, jedenfalls.
Gegen Ende des Films serviert uns Olsen sogar noch eine Sexszene mit Harmstorf und einer weiblichen Geisel, die schon von Anfang an sein Testosteron kochen ließ... hierbei wird mit verfremdenden Doppelbelichtungen gearbeitet: Aufnahmen von Tierschlachtungen aus dem Schlachthof vermischen sich mit sexuellen Darstellungen. Man sieht sogar Hardcore-Details, wenn man sich die Szene mal in Einzelbildauflösung anschaut. Sehr schön gelöst, jedenfalls.
Gila von Weitershausen spielt die
Tochter eines reichen Kaufhausmoguls, der weitere 2 Millionen Mark
Lösegeld locker macht. Zwischen ihr und dem soften Christian
bahnt sich eine Liaison an, die aber unromantisch im finalen
Kugelhagel ihr Ende nimmt. Wie auch im wahren Leben für Amadeus
August: Er starb leider 1992 an Aids.
Der stets verlässliche Ernst Hilbich gibt einen charakterschwachen Überläufer, der am Ende auf der Strecke bleibt. Den Opportunisten, der sich aus finanzieller Not auf die Seite der Gewaltverbrecher schlägt, spielt er vollends überzeugend.
Der stets verlässliche Ernst Hilbich gibt einen charakterschwachen Überläufer, der am Ende auf der Strecke bleibt. Den Opportunisten, der sich aus finanzieller Not auf die Seite der Gewaltverbrecher schlägt, spielt er vollends überzeugend.
Das Drehbuch bietet, der
Zeit und politischen Lage entsprechend, reichlich Raum für
Gesellschaftskritik. Besonders aussagekräftig sind die
Presseinterviews mit den umstehenden Schaulustigen, die fast alle
nach der Wiedereinführung der Todesstrafe schreien, gleichzeitig
aber nach Blut gieren.
Kurzum: Perfekte 70er
Jahre-Unterhaltung mit herrlich asozialem Flair.
Die DVD von
Cent-Entertainment ist leider auch nicht mehr als ein paar Cent wert.
Das Bild ist mittelprächtig bis miserabel. Häufige
Verschmutzungen und Aussetzer, außerdem ist es sehr graupelig,
was aber an der schlechten Filmkopie liegen wird. Der zischende Ton
ist eine einzige Katastrophe.
Eine Neuauswertung von einem anständigen Label muss her!
Eine Neuauswertung von einem anständigen Label muss her!
"Was wir vorhaben
ist kein Scheißdreck, und Bullen sind keine Heilsarmisten!
Also, Hemmungen: Null! Rücksicht: Null!"
-- Heinz Klett bringt es auf den Punkt
-- Heinz Klett bringt es auf den Punkt
- Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.