BLUE EYES OF THE BROKEN DOLL
(„Los ojos azules de la muñeca rota“, Spanien 1973) R: Carlos Aured
Let's twist again
Gilles (Paul Naschy) sucht nach Arbeit, per pedes
ist er im Norden Frankreichs unterwegs. In einer kleinen Dorfkneipe
will man ihm nicht weiterhelfen, doch wenig später erhält er eine
überraschende Offerte. Eine junge Dame namens Claude (Diana Lorys)
sammelt Gilles auf der Landstrasse ein, sie unterbreitet ihm ein
interessantes Jobangebot. Claude bewohnt gemeinsam mit ihren
Schwestern Nicole (Eva León) und Ivette (Maria Perschy) ein
stattliches Anwesen. Es gibt jede Menge zu tun, den Schwestern
wachsen die anfallenden Arbeiten über den Kopf. Erschwerend kommt
hinzu, dass Ivette an den Rollstuhl gefesselt ist, und Nicole der
Sinn nach anderen Dingen als Haus- und Gartenarbeit steht. Gilles
fühlt sich sichtlich wohl, wie der sprichwörtliche Hahn im Korb.
Bald steigt die attraktive Nicole zu ihm ins Bett. Claude zeigt sich
nicht begeistert von den Umtrieben ihrer Schwester, denn sie hat
selbst ein Auge auf den kräftigen Burschen geworfen. Tatsächlich
scheint Gilles nicht abgeneigt zu sein, doch Claude lässt niemanden
an sich heran, sie leidet unter ihrer verstümmelten Hand. Ivette
benötigt die Hilfe einer Krankenschwester, so kommt mit Michelle
(Inés Morales) eine weitere Schönheit ins Haus. Als in der Gegend
brutale Morde geschehen, fällt der Verdacht auf einen aggressiven
Kerl, der kurz zuvor Gilles aus Eifersucht mit einem Messer
attackiert hatte. Doctor Phillipe (Eduardo Calvo) beäugt allerdings
den Neuling Gilles skeptisch, der örtliche Gesetzeshüter Inspector
Pierre (Antonio Pica) verfolgt jedoch eine andere Spur. Es kommt zu
weiteren Morden, bei denen der Täter blonden, blauäugigen Frauen
die Augäpfel entfernt. Krankenschwester Michelle erlebt einen
unangenehmen Zwischenfall mit Gilles, der kein gutes Licht auf den
Streuner wirft. Welches dunkle Geheimnis hütet Gilles, der immer
wieder von bizarren Albträumen gepeinigt wird? Sein Verhalten
gegenüber Michelle wirft Fragen auf, doch ist Gilles tatsächlich
ein geisterkranker Killer...???
Wenn der klangvolle Name von
Spaniens Oberknuffel Paul Naschy ertönt, denkt man umgehend an
wundervolle und liebenswerte Horrorfilme. Vor allem an die
zahlreichen Werwolf-Streifen, in denen Paulchen seine Paraderolle
"Waldemar Daninsky" verkörperte. Doch der Mann kann auch
anders! "Blue Eyes of the broken Doll" ist ein
reinrassiger Thriller, der sich eindeutig und gewollt beim
herrlichsten Genre des italienischen Kinos bedient: Dem Giallo! Die
Spanier bemächtigen sich bewährter Zutaten, transportieren den
Giallo überzeugend von Italien auf die iberische Halbinsel. Naschy
war in seinen Filmen auch häufig für die Regie verantwortlich,
schrieb darüber hinaus etliche Drehbücher. Bei dem hier
vorgestellten Werk nahm jedoch Carlos Aured auf dem Regiestuhl
Platz, der insgesamt vier Filme mit Paul Naschy in der Hauptrolle
inszenierte ("Blutmesse für den Teufel", "Die
Todeskralle des grausamen Wolfes" und "The Vengeance of
the Mummy"). Für alle vier Titel wird 1973 als Produktionsjahr
angegeben, eine kurze aber sehr fruchtbare Zusammenarbeit.
Paul
Naschy ist prächtig aufgelegt, ganz in seinem Element, auch ohne
Wolfspelz und Reißzähne. Gilles ist ein typischer Einzelgänger
und Außenseiter, die Frauen verlangen nach seinem Körper, er nimmt
offenherzige Einladungen zuvorkommend und eindringlich an (grins).
Klar, wer würde sich nicht gern mit Filmschönheiten umgeben, dabei
ungestraft an ihren Fruchtkörben naschen (Jetzt wird mir endlich
klar, wieso sich Jacinto Molina Álvarez den Künstlernamen "Naschy"
zulegte, der alte Lüstling, der bekennende Genießer). Kritiker
werfen dem Spanier gern vor, dass seine darstellerischen
Möglichkeiten eingeschränkt seien. Aber will sich anmaßen, die
Qualitäten eines Schauspielers objektiv zu bemessen? Paul Naschy
nehme ich seine Rollen jederzeit ab, er spielt mit viel Herzblut,
hat jede Menge Ausstrahlung und Charme, meine ehrliche Zuneigung und
Verehrung ist ihm sicher. Gilles ist nicht nur ein Außenseiter, er
offenbart menschliche Abgründe, doch obschon dieser Charakter teils
wenig erbauliche Züge offenbart, erscheint er in einem
sympathischen Licht.
Die Handlung ist in Nordfrankreich
angesiedelt, der Film wurde in der Nähe von Madrid gedreht. Die
wundervolle Kulisse sollte erneut in einem Naschy Film auftauchen,
dem extrem unterhaltsamen "Human Beasts" (El carnaval de
las bestias, 1980). Das Gebäude wirkt romantisch und zugleich
bedrohlich, die umliegende Landschaft erstahlt in herber Schönheit.
Eine bessere Kulisse kann man sich kaum vorstellen, man muss die
Verantwortlichen zu dieser Wahl beglückwünschen. Schönheit ist
die passende Überleitung, um kurz auf die mitwirkenden Damen
einzugehen. Diana Lorys strahlt eine stolze Attraktivität aus, in
der Rolle der "Claude" lässt man sie ein wenig
unscheinbarer auftreten, zumindest im Hinblick auf ihre optischen
Vorzüge. Claude ist eine junge Frau die sich nach Nähe und
Zuneigung sehnt, aber zunächst jeden Versuch einer Annährung
schroff abblockt. Eva León geht als Nicole offensiv mit ihren
Reizen um, erreicht damit aber nur kurzzeitig den gewünschten
Effekt. Maria Perschy bleibt immer ein wenig im Hintergrund. Sie
wirkt zerbrechlich und verängstigt, kann sich nicht aus dem
Rollstuhl erheben, obwohl der behandelnde Arzt eine Diagnose stellt,
die durchaus Anlass zur Hoffnung geben sollte. Dem Film gelingt es
sehr gut, ein stetig pulsierendes Spannungsfeld zwischen den drei
Schwestern zu erzeugen, welches auf alle anderen Figuren übergreift.
Inés Morales gießt als Krankenschwester weiteres Öl in die
lodernde Flamme. Eduardo Calvo und Antonio Pica fungieren in ihren
Rollen als Ruhepol. Sie werden -im Gegensatz zu Paul Naschy- durch
die Damen nicht in wandelnde Dampfkessel am Rande der Detonation
verwandelt.
Prächtig aufspielende Darsteller, eine
wundervolle Kulisse. Was will man mehr? Nun, hier geht noch einiges
mehr! "Blue eyes..." gelingt das Kunststück, jeden
relevanten Charakter mit einer gewissen Tiefe auszustatten. Niemand
wirkt wie ein flaches Abziehbild, (fast) jeder trägt eine schwere
Last mit sich herum, droht unter dieser Bürde zu zerbrechen. Die
Spanier nutzen die Vorgaben des italienischen Giallo effektiv,
spielen überzeugend die geliebten Vorgaben und Wendungen aus,
schließen mit einem nachvollziehbaren, glaubwürdigen Finale. Bevor
wir alles wissen, legt das Drehbuch selbstverständlich eine flotte
Sohle aufs blutige Parkett, ich bin begeistert. Ach ja, es mag nicht
entscheidend sein, doch eine Prise Möpse und Blut hat man
vortrefflich ins das Süppchen gerührt, ohne dabei den Geschmack
des Gerichtes in eine falsche Richtung zu drängen. Wer Paul Naschy
mag, der muss diesen schönen Film auf jeden Fall gesehen haben. Wer
den Giallo zu schätzen weiß, findet in Form dieser spanischen
Variante eine stimmungsvolle Ergänzung. Wer ein Herz für
liebenswerte Filme aus den siebziger Jahren hat, der... Diese Liste
könnte ich vor lauter Begeisterung endlos fortsetzen. Mein Herz hat
"Blue eyes of the broken Doll" im Sturm erobert! Mit jeder
weiteren Überlegung die ich im Bezug auf den Streifen anstelle,
fühlt sich das Filmerlebnis intensiver, wohliger und herrlicher an.
Lieber Paul, ich danke dir -einmal mehr- für die schönen Stunden.
Ruhe in Frieden, es gibt nicht mehr viele Knuffel von deiner
Art und Liebenswürdigkeit.
Aus den USA stammt die sehr
ansprechende DVD von BCI. Der Film ist entweder als Einzeltitel zu
bekommen, alternativ als Double Feature mit "Human Beasts",
ferner als Teil der "Paul Naschy Collection". Die "Paul
Naschy Collection" enthält folgende Titel:
Zu welcher Auflage man greift ist letztlich zweitrangig, Hauptsache man hat all diese Schätzchen in der Sammlung. Da BCI leider nicht mehr unter den Lebenden weilt, sollte man sich mit der Beschaffung der DVDs nicht mehr allzu lange Zeit lassen. Mir liegt "Blue Eyes of the Broken Doll" als Einzeltitel vor, ein informatives Booklet liegt bei, der Film wird in schöner Qualität präsentiert. Ein aufmerksamer Blick in den Marketplace von Amazon.com kann hilfreich sein, eventuell kann auch eBay dienlich sein.
- Exorcism
- Blue Eyes of the broken Doll
- Human Beasts
- Horror Rises from the Tomb
- Vengeance of the Zombies
Zu welcher Auflage man greift ist letztlich zweitrangig, Hauptsache man hat all diese Schätzchen in der Sammlung. Da BCI leider nicht mehr unter den Lebenden weilt, sollte man sich mit der Beschaffung der DVDs nicht mehr allzu lange Zeit lassen. Mir liegt "Blue Eyes of the Broken Doll" als Einzeltitel vor, ein informatives Booklet liegt bei, der Film wird in schöner Qualität präsentiert. Ein aufmerksamer Blick in den Marketplace von Amazon.com kann hilfreich sein, eventuell kann auch eBay dienlich sein.
Sehr
schön, sehr gut = 8/10 (Ihr ahnt es bereits: + unzählige Wohlfühl-
und Knuffelpunkte!)
Lieblingszitat:
"I'm worried about what's going on in this House."
"I'm worried about what's going on in this House."
- Blap -
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