DIE BLAUE HAND
(Deutschland 1967) R: Alfred Vohrer
Dave Emerson (Klaus Kinski) gilt als Mörder, wurde aber wegen
Schuldunfähigkeit in eine Irrenanstalt gesperrt. Als ihm ein
Unbekannter die Gelegenheit zur Flucht bietet, nutzt Dave die Chance
und macht sich eilig aus dem Staub. Das Anwesen seiner Familie liegt
nicht weit von der Anstalt entfernt, seine Spur führt
erwartungsgemäß dorthin. Als Inspektor Craig (Harald
Leipnitz) seine Ermittlungen aufnimmt, findet er Daves
Zwillingsbruder Richard (Klaus Kinski) vor, sowie dessen weitere
Geschwister und Lady Emerson (Ilse Steppat). Dave scheint wie vom
Erdboden verschluckt, sehr unangenehm für den Ermittler, denn im
Zuge der Flucht des Gesuchten kam es zu zwei brutalen Morden. Damit
aber nicht genug, der Killer treibt weiterhin sein Unwesen, es geht
den Geschwistern von Dave und Richard an den Kragen. Als Mordwaffe
kommt die sogenannte "Blaue Hand" zum Einsatz, die einst
Bestandteil einer Ritterrüstung war. Eine vermummte Gestalt
verbreitet Angst und Schrecken, kann Inspektor Craig den Wahnsinn und
Terror aufhalten...???
Die 23.
Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto Film, ist gleichzeitig
der dritte in Farbe gedrehte Streifen der Reihe. Regie führte
einmal mehr Alfred Vohrer, bei der Besetzung der Rollen wurde
überwiegend auf bewährte Darsteller zurückgegriffen.
Das hier Vohrer inszeniert wird gleich mit Nachdruck unter Beweis
gestellt. Nebelschwaden wabern durchs Bild, im weiteren Verlauf
blitzt und donnert es kurz, fieses Getier fehlt selbstverständlich
auch nicht. Die bemitleidenswerte Diana Körner wird nicht nur
von Schlangen, sondern auch von feisten Ratten drangsaliert. Klaus
Kinski ist in einer Doppelrolle zu sehen, man hat ihm endlich eine
Hauptrolle anvertraut. Diese Aufgabe löst Kinski sehr
überzeugend, wobei er sich recht stark zurücknimmt,
zumindest für seine Verhältnisse. Harald Leipnitz hat
seinen dritten und damit letzten Auftritt in der Reihe. Ein Fan
seiner Darbietungen bin ich noch immer nicht, doch als Störfaktor
möchte ich nicht einstufen, dies wäre schlicht zu unfair.
Siegfried Schürenberg kommt hier wieder ein wenig häufiger
zum Zuge, ähnlich wie in "Der Bucklige von Soho", wo
er mit allerdings etwas besser gefiel. Richtig gut und herrlich fies
kommt Carl Lange als zwielichtiger Leiter des Irrenhauses daher,
ebenso überzeugend ist die erneut liebenswert-schrullige
Darbietung von Albert Bessler als knochiger Butler. In einer
Nebenrolle ist Thomas Danneberg zu sehen, der sich längst einen
legendären Ruf als Synchronsprecher erarbeitet hat, mir auch in
Hörspielen Freude bereitet. Vor der Kamera finde ich ihn ein
wenig blass, die Figur gibt aber zugegebenermaßen nicht so
fürchterlich viel her. Bei den Damen überzeugt Ilse
Steppat. Vermisst habe ich eine der üblichen Schönheiten,
denen man in Wallace Filmen eigentlich fast immer begegnet. Diana
Körner kann diese Lücke für meinen Geschmack leider in
keinster Weise ausfüllen (Blap, du alter Chauvi). Die Mordwaffe
wirkt bedrohlich, sie ist eine tolle und gut erdachte Konstruktion.
Der vermummte Killer nimmt dem Grauen aber ein wenig den Wind aus den
Segeln, man beachte die groteske Körperhaltung.
Trotz schmackhafter und geschätzter Zutaten will "Die blaue Hand"
bei mir nicht so recht zünden. Vohrers Arbeit wirkt in diesem
Film oft eine Spur zu routiniert, fast ein wenig abgegriffen und zur
hohlen Geste erstarrt. Sicher, die augenzwinkernde Art der Sause
bleibt dem aufmerksamen Zuschauer nicht verborgen. Doch man hätte
gut daran getan, nun wirklich die wilde Wutz von der Kette zu lassen,
sich weitaus wüster in Hysterie und Trash zu suhlen. Da setzten
vermutlich kommerzielle Aspekte die Schranken, schade, schade. Die
Story an sich ist keinesfalls übel, obwohl man im Rahmen der
Reihe schon weitaus stärkere Drehbücher zum Einsatz
brachte. Der Film ist der vierte und letzte Beitrag aus der "Edgar
Wallace Edition 6", die wie üblich den Einzelscheiben
vorzuziehen ist. Das Set enthält ferner folgende Filme:
- Der unheimliche Mönch
- Der Bucklige von Soho
- Das Geheimnis der weißen Nonne
"Der unheimliche Mönch" brachte die Ära der in Schwarzweiß
produzierten Wallace Verfilmungen zu einem mehr als würdigen Abschluss, konnte sogar
ein üppiges Ausrufezeichen setzen! Mit "Der Bucklige von
Soho" startete man solide in das Zeitalter der Wallace
Farbfilme, der Zweitling "Das Geheimnis der weißen Nonne"
stellt gar einen der Höhepunkte der gesamten Reihe dar. Die
Hochform kann mit "Die blaue Hand" leider nicht gehalten
werden. Für mich stellt das Werk einen unterhaltsamen Krimi der
oberen Mittelklasse dar, im Rahmen der Filmreihe zähle ich "Die
blaue Hand" zu den schwächeren Beiträgen. Insgesamt
hinterlässt die sechste Box aus der "Edgar Wallace Edition"
einen tollen Eindruck, woran auch der schwächere Schlussbeitrag
nichts mehr ändert. Ich freue mich auf die Sichtung der siebten
Box, welche mit "Der Mönch mit der Peitsche" beginnen
wird!
Obere Mittelklasse = 6/10
Lieblingszitat:
"Die blaue Hand! Das ist wahrhaftig Wahnsinn. Kommen Sie, verlassen wir dieses Massengrab."
"Die blaue Hand! Das ist wahrhaftig Wahnsinn. Kommen Sie, verlassen wir dieses Massengrab."
- Blap -
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