BITCH SLAP
(USA 2009) R: Rick Jacobson
Drei Kernschlampen fahren mit cooler Karre in Wüste. Haben halbtoten
Gangster im Kofferraum. Hauen ihm Kacke aus Arsch, wollen wissen, wo
irgendwelche Diamanten begraben liegen. Rückblenden erzählen
Vorgeschichte. Flotte Sprüche. Gossenslang. Catfights. Dicke
Knarren ballern rum. Blabla. Lesbensex, soft. Blabla. Lesbenkampf,
hart. Samuraischwert, Agenten-Krempel, Frauenfreundschaft & Verrat.
Lesbensex. Blabla.
Da ist er wieder, eine dieser maßlos gehypten Epigonenfilme,
dieser Möchtegern-Verbeugungen vor dem Exploitation-Kino:
"Gewollt und nicht gekonnt!" scheint jede Einstellung des Films
zu kreischen. Robert Rodriguez' Pimmel steckt tief im Schlund des
Debütanten (und Dilettanten) Rick Jacobson, so tief, daß
er nicht merkt, wie überflüssig sein beifallheischendes
CGI-Filmchen geworden ist.
Das schlimmste an diesem Fiasko ist die biedere Verklemmtheit, mit der
der Film zuwerke geht: Klar, die glattgeleckten und artifiziell
wirkenden Puppen haben alle silikonverstärkte Möpse, die
durch Miederwerk und Push-Ups schön feist hochgeschnürt
werden, aber einen Nippel kriegt man nie zu Gesicht. Mit Russ Meyer
hat das schon mal gar nichts zu tun, wie man allerorts gern zu lesen
bekommt. Blasphemie! Jacobson ergeht sich in spießige, auf
künstliche MTV-Ästhetik hochgestylte Andeutungen –
Catfights im Schlamm, unmotivierte Wasserschlachten. Selbst die
(lesbische) Andeutung von Sex ist öde, uninspiriert und –
schlichtweg brav. Amerikanische, protestantische Prüderie an
allen Fronten.
Milchbubi Jacobson will wohl gern Tabubrecher sein, bricht aber nie, deutet nur
schüchtern an und traut sich dann doch nix. Er möchte wohl
auch liebend gern ein Kenner des Exploitationfilms sein, aber es wird
überdeutlich, daß er von der Materie keinen blassen
Schimmer hat: es wirkt so, als habe er seine Kindheit und Jugend in
einem Kloster verbracht und danach ein halbes Jahr in einem Comicshop
mit angeschlossener Videothek "gelernt", in der es nur Filme von
Tarantino und Rodriguez gibt. Mit jedem Bild scheint er zu flehen:
"Hier bin ich! Seht mich an, ich bin einer von euch!"
Am Erbärmlichsten wird diese Soße aber, wenn er den Versuch
unternimmt, große Gefühle auf die Leinwand zu kleistern.
Ekliger TV-Kitsch regiert dann – man möchte mehr kotzen, als
man fressen kann.
Nichts stimmt hier, alles ist Fake und Pseudo. Mein persönlicher
Tiefpunkt war die (eh völlig überflüssige und alberne)
Szene, als das vermeintliche Blödchen der Schlampentruppe mit einem
(obligatorischen) Samuraischwert herumfuchtelt (natürlich ein
Superschwert, von einer Billig-Version eines Hattori Hanzo vor 600
Jahren geschmiedet). Jacobson war nicht einmal dazu imstande, sich
ein oder zwei Samuraifilme anzuschauen, um herauszufinden, wie man
ein Katana korrekt zurück in die Scheide steckt!!!
Und das soll nun als "Hommage" an den B-Film der 70er durchgehen? Ich
sage: Geh kacken, Bübchen.
Trotzdem fürchte ich, daß es etliche Vollpfosten geben wird, die
den Film toll finden werden. In den Videotheken wird er ja auch
bereits als "Kult!" angepriesen. Schließlich hat er ja
alles, was man heuer so braucht, wenn man noch nie eine echte Frau
gesehen hat: Silikontitten, dicke Knarren, Samuraisäbel, coole
Gossensprache, Neger mit Rastalocken, Punker mit Irokesenfrisur
(gähn!), Japanerinnen mit Kreissägen-Jojos (KILL BILL
anyone?), Gewalt (auch wenn sie so lahm und angepasst gefilmt ist,
daß man sanft entschlafen kann) und eine ach so innovative
"Erzählstruktur", die den Streifen in medias rés
beginnen lässt und die Vorgeschichte (haha!) in Rückblenden
nacherzählt. (RESERVOIR DOGS anyone?)
Ach ja, aber wahrscheinlich ist das ja wieder "Satire", und ich merke
es nicht mal. Allerdings: Zu Satire gehört eine gewisse Form der
Intelligenz – und die ist hier absent.
Apropos: Als ich vor achtzehn Jahren RESERVOIR DOGS im Kino sah, war ich
überrascht, wie reif und erwachsen der Film wirkt, trotz der
damaligen Jugendlichkeit des unerfahrenen Regisseurs Tarantino. BITCH
SLAP wirkt dagegen so, als habe Jacobson noch nicht einmal Haare am
Sack, geschweige denn Eier drin.
Wer unbedingt 90 Minuten seiner Zeit vergeuden möchte, soll sich
diesen vorzeitigen Samenerguss eines pubertären Muttersöhnchens
selber anschauen.
Ich sage nur: "Fuck that shit!"
Die DVD ist völlig egal, gibt's in jeder Verleihbude oder im
Kaufhaus, wurscht.
P.S.: Einen kläglichen halben Punkt gibt es, weil Darstellerin Erin
Cummings meinem persönlichen Frauen-Fetisch 100%ig entspricht.
Aber nicht mal das reicht aus.
P.P.S.: Einen weiteren halben Punkt verleihe ich, weil eine der Rückblende
wirklich witzig ist – eine Art Agentenfilm-Parodie im Schnee mit
Jodler und Lawine.
-Pelle -
Das Blap sah den Film ebenfalls und geht nicht ganz so hart mit ihm ins
Gericht:
Drei junge
Frauen gondeln durch die Wüste, im Kofferraum steckt der miese
Gauner Gage (Michael Hurst). Hel (Erin Cummings ...Cummings, was für
ein Name...), Camero (America Olivo) und Trixie (Julia Voth) halten
an und holen Gage aus der Kiste, ähh... dem Kofferraum. Der
Bursche bezieht ordentlich Prügel von Camero, die für ihre
Unbeherrschtheit und gewaltige Schlagkraft bekannt ist. Hel ist die
kühle Denkerin der kleinen Gruppe, sie will von Gage den Ort
eines Verstecks wissen. Die heiße Trixie ist mit der Situation
überfordert, sie reagiert ängstlich bis leicht panisch.
Gage verweilt bald nicht mehr unter den Lebenden, die Damen machen
sich vor Ort auf die Suche nach dem ersehnten "Schatz". Als
plötzlich Deputy Fuchs (Ron Melendez) auftaucht wird die Lage
brenzlig, doch es gelingt dem Trio den Gesetzeshüter ohne Folgen
abzuwimmeln. Nach und nach bricht gegenseitiges Misstrauen hervor,
als dann auch noch ein dynamisches und völlig irres Pärchen
auftaucht eskaliert die Lage unaufhaltsam...
"Bitch Slap" bedient sich offensichtlich bei Quentin Tarantino, man
nehme eine feiste Dosis "Death Proof" und füge ein
wenig "Kill Bill" hinzu, einmal durch den Wolf gedreht,
fertig. Da wundert es dann auch nicht, dass man Zoe Bell (eine der
Schlüsselfiguren in "Death Proof") auch gleich mit den
Stunts beauftragt hat. Dem Filmfreund wird allerdings bewusst sein,
dass sich Herr Tarantino höchstselbst als einer der cleversten
"Diebe" der Filmgeschichte einen Namen gemacht, sind seine
Werke doch stets massiv von alten Perlen beeinflusst, zitieren und
kopieren ganz unverfroren. Ergo stellt "Bitch Slap" so
etwas wie eine "Kopie von der Kopie" dar. Kann das
funktionieren? Die Antwort ist ein klares "Jein", denn man
fährt das Machwerk zwar nicht an die Wand, doch von den
Qualitäten der Vorbilder bleibt man meilenweit entfernt. Bei
Tarantino wirken die unzähligen Zitate und Huldigungen stets mit
großer Sorgfalt gewählt. Seine Arbeiten wirken nicht wie
Raub und Plünderung alter Schätze, sondern lassen aufrechte
Verehrung und Liebe zum Film erkennen. Dies geht "Bitch Slap"
überwiegend ab, der Streifen wirkt einfach zu gewollt und zündet
deshalb nur teilweise. An den Schauspielern liegt es sicher nicht,
dass der Film kein großer Wurf mit Liebhaberpotential geworden
ist. Erin Cummings bringt überzeugend eine Art kühle
Verschlagenheit ins Spiel, während man America Olivo die
psychotische Schlägerin ebenfalls zu jeder Zeit abnimmt. Juila
Voth in der Rolle der "unschuldigen" Trixie ist eine Freude
für die Augen! Ein wirklich heißer Feger, obschon bewusst
billig zurechtgemacht (aber da stehe ich ja drauf, ich olles Ferkel).
In Nebenrollen gibt es ein Wiedersehen mit Lucy Lawless, Renée
O'Connor und Kevin Sorbo, die man aus den Fernsehserien "Xena"
und "Hercules" kennt. Die staubige Wüstenkulisse ist
keine schlechte Wahl, in einigen Rückblenden werden die
Ereignisse beleuchtet, die letztlich zu der eingetretenen Situation
führten. Diese Rückblenden sind extrem überzeichnet
ausgeführt, in der Art wie eine trashige und hysterische Version
von "Sin City". Auf den ersten Blick mag die dafür
gewählte Optik ein wenig gewöhnungsbedürftig sein,
doch sie stellt einen gelungenen und erfrischenden Kontrast zum
Hauptszenario in der Wüste dar.
Handwerklich kann man dem Film eigentlich nichts vorwerfen. Es fehlt einfach an
Eigenständigkeit, an Herz und Seele, da kann man im Vorspann
noch so sehr in der Historie des Exploitationsfilms schwelgen, es
bleibt ein leicht schaler Beigeschmack. Klar, Spaß macht "Bitch
Slap" schon, nur fühlt sich die Sause ein wenig nach Sex
ohne Orgasmus an, schön aber letztlich doch unbefriedigend. Wo
wir gerade beim Thema "unbefriedigend" sind... ...da nennt
man die Blu-ray (und die limitierte DVD Ausgabe) dreist "Doppel-D
Edition", doch die Möpse der Hauptdarstellerinnen bleiben
immer brav bedeckt. Die Amis sind seltsame Menschen, Blut und Gewalt
sind kein Thema, aber um Gottes Willen bitte keine blanken Brüste!
Die Blu-ray von Splendid bietet ein ordentliches Bild und recht
ausführliche Boni (die ich aber noch nicht gesichtet habe).
Neben der deutschen Synchronisation ist der Originalton enthalten.
Die englische Tonspur macht eindeutig mehr Spaß, ferner hat man
die Synchro auch bezüglich der Geräusche entschärft.
In den USA gibt es eine etwas längere "Unrated"
Fassung, die aber nicht wirklich härter ist. Von daher kann man
die deutsche Veröffentlichung durchaus empfehlen, insgesamt hat
Splendid gute Arbeit geleistet.
Ein Film der vorgibt mehr zu sein als er ist, Begierden weckt die er nicht zu stillen vermag.
Nicht wirklich böse, nicht wirklich frech, nur bedingt sexy,
aber immerhin recht unterhaltsam. Der Kauf der BD ist somit kein
Fehlgriff, jedoch konnte "Bitch Slap" meine Erwartungen nur
ansatzweise erfüllen. Zunächst wird die Scheibe für
ein paar Jahre im Regal verschwinden, vielleicht ist die nächste
Sichtung ein wenig erquickender.
Obere Mittelklasse = 6/10
Lieblingszitat:
"Wer will in meine Himmelspforte?"
(...fragt Frau Voth in ein Engelskostüm gewandet. Gern würde ich laut "Hier" schreien, doch ich bin einfach zu alt für Sport dieser Art...)
"Wer will in meine Himmelspforte?"
(...fragt Frau Voth in ein Engelskostüm gewandet. Gern würde ich laut "Hier" schreien, doch ich bin einfach zu alt für Sport dieser Art...)
- Blap -
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