ASTRO ZOMBIES – ROBOTER DES GRAUENS
(USA 1968) R: Ted V. Mikels
Tyrannin Tura tötet teuflisch
Grausame
Morde sorgen für Angst und Schrecken. Der wahnsinnige
Wissenschaftler Dr. DeMarco (John Carradine) hat seine Forschungen
so weit vorangetrieben, dass der (Alb)Traum vom Kunstmenschen zur
Realität geworden ist. Aus toten Leibern bastelt DeMarco seine
Kreationen, widerstandsfähig und schlagkräftig, versorgt durch
eine eingebaute Energiezelle, welche durch das Licht der Sonne -oder
Kunstlicht- aufgeladen wird. Aber schon der selige Dr. Frankenstein
hatte mit Problemen zu kämpfen, warum sollte es Doc DeMarco besser
ergehen? Das Hirn seiner Schöpfung wurde einem Psychopathen
entnommen, der Robotermensch stapft nun durch die Landschaft und
tötet vorzugsweise junge Damen. Ursprünglich forschte Dr. DeMarco
im Auftrag der US-Regierung, künstliches Leben schien besonders im
Hinblick auf die Raumfahrt sehr interessant. Holman (Wendell Corey)
beauftragt seinen Agenten Eric Porter (Tom Pace) damit, den
abtrünnigen Forscher aufzuspüren und dessen Umtriebe zu beenden.
Doch nicht nur die US-Regierung bemüht sich Zugriff auf DeMarco zu
bekommen. Satana (Tura Satana), eine skrupellose und sadistische
Agentin, geht nicht nur mit rücksichtsloser Härte gegen ihre
Widersacher vor. Es bereitet der Dame größte Wonne, ihre
CIA-Gegenspieler zu erniedrigen und zu töten, sie will um jeden
Preis an das Wissen von Dr. DeMarco gelangen...
Obwohl er
bereits über 80 Jahre auf dem Buckel hat, fabriziert Ted. V. Mikels
noch immer seine kleinen Trashfilmchen. Er betätigt sich dabei
nicht nur als Regisseur, sondern bedient ab und an auch die Kamera,
sorgt für den Schnitt, verzapft die Drehbücher zu seinen Sausen,
fungiert als unabhängiger Produzent. In Deutschland sind bereits
seit einiger Zeit ältere Streifen von Mikels auf DVD erhältlich.
CMV bietet im Rahmen der hauseigenen "Trash Collection",
insgesamt vier Werke des Filmemachers an: "Treffpunkt Los
Angeles", "Die Leichenmühle", "Die Blutorgie
der Satanstöchter", "Das Kommando der Frauen". Die
aufgezählten Flicks entstanden in der Zeit zwischen 1968 und 1973,
ergo stellt der 1968 eingetütete "Astro Zombies" eine
willkommene Ergänzung dar. Diesmal verdanken wir die
Veröffentlichung jedoch nicht CMV, sondern dem Label Subkultur
Entertainment, das mit dieser DVD seinen Einstand auf dem Markt
feiert. Dazu später noch ein paar Worte, zunächst möchte ich kurz
auf den Film eingehen.
Mikels lässt sich nicht lumpen, er
haut dem Zuschauer Zutaten aus unterschiedlichen Genretöpfen vor
den Latz. Da hätten wir den Mad Scientist, der noch einen Schritt
weiter als Doktor Frankenstein geht. Als Aufhänger muss die
Raumfahrt herhalten, damit für eine Prise Science-Fiction gesorgt
ist. Dies untermauert der Anblick des Labors von Doc DeMarco,
welches sich als Mischung aus Hightech-Elektronik-Bastelstube und
Gothic-Folterkeller präsentiert. Freilich gehört auch ein
verwachsener, williger Handlager zur Ausstattung, der als fleißige
Gesichtsruine durch das Szenario buckelt. Damit nicht genug, denn
Kriminalfilm, Serienkillerterror, Agentenmachenschaften und
Monsterspinnerei runden das groteske Menü ab. Neben dem Doc zaubert
Mikels noch weitere Bösewichte aus dem Ärmel, denn irgendwie
haftet einem Mad Scientist stets eine tragische Komponente an, die
beim Zuschauer für Mitgefühl und Verständnis sorgen könnte. Den
bösen Part ohne jeglichen Hauch von Ambivalenz übernimmt Tura
Satana, die sich 1965 durch die Mitwirkung in "Faster,
Pussycat! Kill! Kill!" (Die Satansweiber von Tittfield), ihren
Platz in der Filmhistorie sicherte. Russ "Meister der Möpse"
Meyer sei es gedankt. Frau Satana stöckelt auf High Heels umher,
räumt ihre Gegner per Knarre aus dem Weg, räkelt sich sinnfrei auf
dem Sofa, sondert Befehle an ihre Untergebenen ab. Leider bleiben
ihre saftigen Früchte im Körbchen, eindeutig die tatsächlich
tragische Komponente des Films. Tura Satana gehen zwei reichlich
abstoßende Schergen zur Hand, darunter ein verschwitzter Latino,
der offenbar in sein Springmesser verliebt ist. Die Bösewichter
halten bezüglich Ausstrahlung und Erinnerungswert klar das Ruder in
der Hand. John Carradine ist als irrer Körperklempner herrlich,
Tura Satana ein echter Hingucker, die "Neben- und
Aushilfsbösen" sorgen ebenso für manche Schmunzler.
Kein
leichtes Spiel für die "Helden", die sich gegen eine
üppig *räusper* ausgestattete Schurkenriege behaupten müssen. Tom
Pace mutet wie ein durchschnittlicher Zahnpasta-Grinser aus den
späten fünfziger Jahren an, glatt und weitgehend uninteressant.
Sein von Wendell Corey gespielter Chef verfügt über mehr Profil,
hinterlässt allerdings auch kaum bleibende Eindrücke. Lediglich
Rotfüchsin Joan Patrick lässt die trüben Augen des Betrachters
aufleuchten, wenn ihre Darbietung doch nur nicht so züchtig geraten
wäre... Der kurze Auftritt von Ted V. Mikels höchstselbst, wirkt
nachhaltiger als das Auftreten von Pace und Konsorten. Der gute Ted
spielt Bongos in einem Club, schließlich muss man die erwünschte
Filmdauer erreichen. Vor lauter Begeisterung für John Carradine und
Tura Satana, bin im vorherigen Abschnitt nicht auf den Killer
eingegangen, den "Astro Zombie", den "Roboter des
Grauens". Man hat einem Typ eine völlig bescheuerte Maske über
den Schädel gezogen, fertig ist die Laube. Völlig bizarr wird es,
als dem "Astro Zombie" seine "Batterie"
entrissen wird. Das Killerbürschlein taumelt mit einer Taschenlampe
auf der Stirn davon, schließlich ist eine Photozelle in der Stirn
des Ungeheuers eingelassen, über die es normalerweise seinen "Akku"
auflädt. Hört sich reichlich schwachsinnig an? Bitte, was erwartet
ihr von Ted V. Mikels? Natürlich schreit dieser grobe Unfug zum
Himmel (oder in Richtung Hölle...?). Die Szenen mit dem "Astro
Zombie" gehören ganz klar zu den Höhepunkten des Films.
Leider vergibt Mikels die Chance, sein putziges Monster häufiger
von der Leine zu lassen. Schade, denn viel Aufwand wäre dazu nicht
nötig gewesen.
Insgesamt geht die Inszenierung -setzt man
einen passenden Maßstab an- durchaus als recht solide durch. Die
Kamera ist meist auf der Höhe, der Schnitt passt, die Ausleuchtung
der Kulissen ist Mikels schon weitaus mieser gelungen (Siehe z.B.
"Die Blutorgie der Satanstöchter"). Wer eine hektische
-oder gar hysterische- Höllensause erwartet, wird vermutlich
schnell gelangweilt sein. Denn nach dem stimmungsvollen Mord zu
Beginn, ergeht sich der Streifen immer wieder in ausführlichen
Dialogen, in denen die Akteure reichlich uninteressanten Schwachsinn
absondern. Doch was vordergründig auf ungeduldige Zuschauer
ermüdend wirken mag, sorgt bei genauem Betrachten und Zuhören für
Freude, auf solchen Blödsinn -wie ihn die Schiessbudenfiguren hier
von sich geben- muss man erstmal kommen. "Astro Zombies"
mutet eine Spur zu unscheinbar und brav an, zu ausgewalzt und zäh.
Seine Reize wird der Streifen nur dann offenbaren, wenn man wirklich
bereit ist, sich ganz und gar auf den Stoff einzulassen, keinerlei
Fragen bezüglich Sinn und Nährwert stellt. Gegen einen explosiven
Dampfhammer wie z.B. "I Drink Your Blood" (Die
Tollwütigen, 1970), stinken die "Astro Zombies" gnadenlos
ab. Daher mag ich "Astro Zombies" nur gestandenen
Trashfans ans Herz legen, als Einstieg in die Niederungen des
Exploitation-Films/Grindhouse-Kinos ist der Streifen denkbar
ungeeignet.
Ja! Ted V. Mikels fehlt es an Gespür für Tempo
und Spannung. Gelingt der Aufbau einer ansprechenden Atmosphäre,
verschleppt Mikels diese, ergeht sich in überflüssigen
Nichtigkeiten. Aber all diese Schwächen und Unzulänglichkeiten
machen "Astro Zombies" aus, lassen den Film auf spezielle
Art liebenswert wirken. Jeder kennt Sprüche wie: "Der Film ist
so schlecht, dass er bereits wieder gut ist...". Doch trifft
diese "Weisheit" auf Mikels Machwerk zu? Mikels wirft
etliche Zutaten in sein Töpfchen, die die Trash-O-Logen unter uns
erfreuen sollten. Doch er schafft es mit erstaunlicher Konsequenz,
sein Süppchen auf zu kleiner Flamme dümpeln zu lassen, es
gewissermaßen zu zerkochen. Ergo ist "Astro Zombies"
einfach nur mies, gleichzeitig aber nicht mies genug, um wirklich
unterhaltsam zu sein (!!!) ...und doch mag ich den Film (Na
dann...). Fragt mich nicht woran es liegt. Sind es die Möpse von
Tura Satana, die man leider nicht zu Gesicht bekommt, sind es ihre
High Heels und Schenkel? Liegt es am irren Doc, dem Ärgernis über
das viel zu selten gezeigte Monster, dem erbärmlichem Gehilfen des
modernen Frankenstein? Ich habe keine verdammte Erklärung, aber mir
hat "Astro Zombies" Spaß gemacht. Die deutsche
Synchronisation macht Laune, gehört aber nicht zu den Highlights,
da gibt es noch weitaus wahnsinnigere Ergüsse. Übrigens sollte man
IMHO den englischen O-Ton nicht unterschätzen, welcher der
Atmosphäre des Films zuträglich ist.
Subkultur
Entertainment hat es endlich geschafft, mit "Astro Zombies"
liegt nun der erste Titel des Labels vor. Die DVD stellt
gleichzeitig den Auftakt zur hauseigenen "Grindhouse
Collection" dar, sie wird in einem schicken und stabilen
Schuber ausgeliefert. Der Sammelschuber bietet Platz für sieben
weitere Amarays, ich freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung
der Reihe. Bei der Aufbereitung des Materials hat man gute Arbeit
geleistet. "Astro Zombies" erfreut mit knackiger Schärfe
und frischen Farben (unter Berücksichtung, dass wir es mit einer
alten Mikels-Schöpfung zu tun haben). Glücklicherweise hat man den
Film nicht "kaputtrestauriert", sondern ist mit viel
Fingerspitzengefühl ans Werk gegangen. So sieht man noch immer
Kratzer und Verschmutzungen, doch diese fördern das "Kinofeeling",
lassen das Ergebnis sehr lebendig wirken. Gleiches gilt für den
Ton, es knistert fröhlich aus den Lautsprechern/dem Kopfhörer.
Eine weitaus bessere Lösung, als durch übertriebenen Filtereinsatz
jegliche Atmosphäre abzuwürgen. Zusätzlich wurde nettes
Bonusmaterial zusammengetragen, Trailer, Radiospots, ein kurzes
Interview mit Ted V. Mikels, sowie weitere Kleinigkeiten. Für
Freude sorgt die gebastelte Trailershow, die man auf Wunsch vor dem
Film betrachten kann, über das Menü lässt sich die bevorzugte
Option auswählen. Die Gestaltung des Menüs möchte ich als
liebevoll bezeichnen. Bei aller Sympathie für diese schöne
Veröffentlichung, möchte ich zwei kleine Kritikpunkte nicht
unerwähnt lassen:
Insgesamt möchte ich Subkultur Entertainment zu diesem guten Einstand gratulieren. Die Box scheint bereits jetzt ausverkauft zu sein, ein schöner Erfolg zum Auftakt. Ein Satz wie: "Von Fans für Fans", mag abgedroschen klingen, aber genauso fühlt sich diese DVD an. Vielen Dank dafür, ihr seid auf dem richtigen Weg!
- Ein Booklet hätte das Paket perfekt abgerundet
- Warum wurde kein Original Amaray verwendet? Bei einer Veröffentlichung der "20€-Klasse" (die ich sehr gern für diesen Titel zahle), mag ich keinen Amaray-Clone aufgedrückt bekommen
Insgesamt möchte ich Subkultur Entertainment zu diesem guten Einstand gratulieren. Die Box scheint bereits jetzt ausverkauft zu sein, ein schöner Erfolg zum Auftakt. Ein Satz wie: "Von Fans für Fans", mag abgedroschen klingen, aber genauso fühlt sich diese DVD an. Vielen Dank dafür, ihr seid auf dem richtigen Weg!
Ausnahmsweise gibt eine
Bewertung für den Film und die DVD:
Film: 6/10 durch die
wohlwollende Brille des Trash-O-Logen betrachtet
DVD: 8/10 sehr gut. Ein Einstand der Respekt verdient, im Detail ist noch Potential für Verbesserungen vorhanden
DVD: 8/10 sehr gut. Ein Einstand der Respekt verdient, im Detail ist noch Potential für Verbesserungen vorhanden
Lieblingszitat:
"Wenn ein Mensch keinen Sinn mehr für den Unterschied hat, zwischen dem Experiment an einem Luftwaffenoffizier und einem Kadaver, dann wird es höchste Zeit ihn zu entlassen."
"Wenn ein Mensch keinen Sinn mehr für den Unterschied hat, zwischen dem Experiment an einem Luftwaffenoffizier und einem Kadaver, dann wird es höchste Zeit ihn zu entlassen."
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.