AMAZONAS – GEFANGEN IN DER HÖLLE DES DSCHUNGELS
("Nudo e selvaggio / Massacre in Dinosaur Valley", Italien/Brasilien 1985) R: Michele Massimo Tarantini
Kevin Hall (Michael Sopkiw) sammelt fleissig prähistorische Knochen ein, er überredet
Prof. Ibañez (Leonidas Bayer) ihm einen Platz in einem kleinen
Flieger zu verschaffen. Besagtes Flugzeug wird auf Wunsch des
Professors einen unangemeldeten Abstecher in ein abgelegenes Tal
machen, ein Freudenfest für jeden Forscher und Knochensammler.
Der Gelehrte hat seine hübsche Tochter Eva (Suzane Carvalho)
dabei, die sich zunächst abweisend gegenüber Kevin verhält.
Selbstverständlich gerät das kleine Flugzeug in schwere
Turbulenzen, der Pilot kann die Maschine nur per Bruchlandung auf den
Boden bringen. Nach dem Absturz fördert eine erste
Bestandsaufnahme wenig erfreuliche Tatsachen zu Tage. Der Pilot ist
tot, eine junge Dame ebenfalls, auch Prof. Ibañez verendet
nach kurzem Todeskampf. Zu allem Überfluss ist das Funkgerät
geschrottet. Mit der Hilfe eines Suchtrupps ist nicht zu rechnen, da
die Maschine weit abseits der üblichen Routen flog. Ein
großmäuliger Vietnam Veteran reißt das Kommando an
sich, schließlich kenne er sich im Dschungel aus, wer überleben
will soll ihm unterwürfig folgen. So machen sich die sechs
Überlebenden auf den Weg, man will möglichst schnell den
Fluss erreichen, der noch kurz vor der dramatischen Landung zu sehen
war. Leider tummeln sich Kannibalen in der Gegend, die Gewässer
werden von allerlei Getier bevölkert, die fröhliche
Reisegruppe erleidet weitere Verluste. Der Ex-Soldat entpuppt sich
als irrer Tyrann, Kevin gerät mit ihm in eine handfeste
Auseinandersetzung. Wie will man der grünen Hölle
entkommen, wenn man sich bereits nach kurzer Zeit untereinander
zerfleischt...???
Regisseur Michele Massimo Tarantini verzapfte diverse Erotik-Komödien,
ritt kurz auf der Barbarenwelle mit und schenkte uns einen
Frauenknastreißer. "Massacre in Dinosaur Valley" kam
in Deutschland unter dem Titel "Amazonas - Gefangen in der Hölle
des Dschungels" auf den Markt. Geboten wird ein bunter Genre-Mix
aus Abenteuerfilm, Kannibalenterror mit ein paar Pfund Mettgut, jede
Menge Möpse und Nippel, schließlich noch eine ordentliche
Prise Foltercamp, abgerundet durch eine Dosis debilen Humor. Der
Streifen erinnert dabei mehr an den mittelamerikanischen Vertreter
"Treasure of the Amazon" (Blutgericht am Amazonas, 1985),
den der mexikanische Regisseur René Cardona eintütete,
als die ruppigen "echten" Kannibalenfilme aus italienischer
Produktion (Cannibal Holocaust, Cannibal Ferox, Lebendig gefressen
etc.). Doch gerade die bunte Mischung macht den ganz besonderen Reiz
von "Nudo e selvaggio" aus, sofern man sich darauf
einlassen mag. Klar, hier wird auch ein wenig gemetzelt und gequält,
doch wer auf der Suche nach einer möglichst wüsten
Splatterorgie ist, befindet sich hier eindeutig an der falschen
Adresse. Für mich funktioniert dieses Konglomerat sehr
ansprechend. Zunächst als lockerer Abenteuerfilm am Start,
sorgen die Konflikte in der Gruppe der Überlebenden für
herrliche Momente, während sich die Menschenfresser immer enger
an die Fersen ihrer Speisewünsche haften. Bösartiges
Viehzeug schlägt erbarmungslos zu, plötzlich nagen Piranhas
ein Beinchen bis auf den Knochen ab, wenig später schwimmen
Krokodile umher. Nicht zu vergessen die stets bedrohliche Natur,
heimtückischer Treibsand fordert seinen Tribut. Dass Tarantini
im letzten Drittel dann auch noch die Foltercampkeule auspackt, macht
die heiße Sause nur noch ansprechender. Die Mopsparade zieht
sich durch den gesamten Film, was ich ausdrücklich und mit allem
Nachdruck begrüße! Freilich geht es oft sehr trashig zu.
Wo vor wenigen Sekunden noch die gierigen Fische am Schenkelchen
nagten, prügelt man sich ausgiebig im Sud, doch das Getier
interessiert sich plötzlich nicht mehr dafür.
Michael Sopkiw hatte zwar nur eine kurze Filmkarriere, doch er wirkte in
gelungenen Werken mit. Der von Sergio Martino 1983 inszenierte
Endzeitknaller "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019:
Dopo la caduta di New York) war der Einstand für Sopkiw, gleich
ein absoluter Volltreffer. Danach folgten 1984 zwei Filme unter der
Fuchtel von Lamberto Bava. Zunächst der schwer unterhaltsame
"Blastfighter", anschließend "Der Monster-Hai"
(Shark rosso nell'oceano), welcher nicht ganz so erbaulich
ausgefallen ist. Da man "Massacre in..." auf jeden Fall
auch als Treffer deklarieren kann, sind immerhin drei von vier Filmen
mit Sopkiw Pflichtprogramm. Der monströse Hai dürfte nur
Komplettisten reizen. Wie gehabt gibt Sopkiw den locker-flockigen
Helden, überzeugt als Frauenschwarm und sorgt für gute
Stimmung. Ich hätte ihn gern in weiteren Rollen gesehen, aber
das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Die weibliche
Hauptrolle hat man mit Suzane Carvalho ebenfalls gut besetzt. Die aus
Brasilien stammende Dame gab sich nach wenigen Filmauftritten aber
leider dem Motorsport hin, dies immerhin recht erfolgreich. Die
Besetzung funktioniert durch die Bank gut, Milton Rodríguez
gefällt als widerlicher Veteran, Leonidas Bayer stirbt sehr
grotesk vor sich hin. Auch der Typ namens Andy Silas soll nicht
unerwähnt bleiben, er gibt den fetten, verschwitzten und vor
allem sadistischen Sklaventreiber, der vor kaum einer Schweinerei (im
wahrsten Sinne des Wortes) zurückschreckt. Den Machern gelingt
es mit recht einfachen Mitteln eine tolle Atmosphäre zu
erzeugen, die Kamera ist immer auf Höhe, die Landschaft
Brasiliens kommt prächtig zur Geltung. Achso, Dinosaurier gibt
es übrigens nicht zu sehen, doch was solls...
"Massacre in Dinosaur Valley" ist Exploitationkost in Reinkultur. Durch
den Mix diverser Genres vielleicht nicht für jeden Fan von
Interesse, doch aufgeschlossene Freunde des italienischen Genrekinos
sollten sich auf diesen kurzweiligen Trip begeben. In Deutschland
wurde der Film von Dragon veröffentlicht, die Scheibe trägt
den Titel "Amazonas". Da diese Ausgabe vergriffen ist, habe
ich zur US-DVD von Shriek Show gegriffen. Diese präsentiert sich
in sehr guter Verfassung, der Film liegt in schöner Qualität
vor, im Bonusmaterial findet man sehr sehenswerte Interviews mit
Hauptdarsteller Sopkiw und Regisseur Tarantini. Die DVD gibt es
einzeln, alternativ zum Sparpreis im Dreierpack zusammen mit "Eaten
Alive" (Lebendig gefressen) und "Jungle Holocaust"
(Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch). Das Set wird unter dem Titel
"Jungle Horrors Triple Feature" angeboten. Obwohl ich die
beiden anderen Titel bereits auf einheimischen DVDs vorliegen hatte,
habe ich gern zum Set gegriffen, doppelt hält besser. Zu
beachten ist die RC1 Einschränkung, die aber kaum ein Problem
darstellen sollte.
Ausdrücklich angeraten sei der Genuss in Verbindung mit "Blutgericht am Amazonas" (am besten zur
Hartbox aus der CMV Trash Collection greifen). Damit holt ihr euch
ein liebenswertes Doppelpack ins Haus, dem es an keiner im Dschungel
möglichen Gefahr mangelt. Die Bewertung von "Massacre in
Dinosaur Valley" fällt mir nicht leicht. Am liebsten würde
ich begeisterte 8/10 ziehen, die ich auch "Blutgericht..."
verpasst habe. Ich sehe "Blutgericht..." aber leicht vor
"Masscare...", daher muss sich der Erguss des Herrn
Tarantini zunächst mit dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut)
begnügen.
Lieblingszitat:
"Don't try being familiar with me, just because you saw me naked in my Shower. Voyeur."
"Don't try being familiar with me, just because you saw me naked in my Shower. Voyeur."
- Blap -
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