L' ALTRO INFERNO
(Italien 1980) R: Bruno Mattei
In einem italienischen Nonnenkloster ist der Teufel los. Zumindest hat es den
Anschein – brutale Morde an den Schwestern sorgen für
Maledition im Konvent. Ein "Special Investigator" des Vatikans
wird zur Aufklärung hinzugezogen, in Gestalt des bärtigen
Paters Valerio (Carlo de Mejo). Der ist ein aufgeklärter Geist
und will nicht recht an eine Intervention des Gehörnten glauben,
obwohl er durch diverse paranormale Vorfäller innerhalb der
Klostermauern eines besseren belehrt werden sollte. Die Betschwestern
verhalten sich höchst seltsam, die Mater Superior Vincenza hat
schwer einen an der Klatsche, es geschehen weitere Morde, allerlei
Spuk und Mummenschanz ereignet sich – und am Ende ist doch alles
ganz anders, als erwartet...
Es fällt mir nicht ganz leicht, eine Inhaltsangabe dieses Films von Bruno
Mattei zu liefern, den er im Jahr 1981 abdrehte, unmittelbar nachdem
er DAS SÜSSE LEBEN DER NONNE VON MONZA im Kasten hatte. Da die
Kulisse einmal angemietet war, dachte der Godfather des
Italo-Schrotts sich wohl, es könne nicht schaden, dem
Softsexstreifen einen Horrorfilm hinterherzuschicken und doppelt
Kassensturz fürs selbe Geld zu machen.
Der Film beginnt mit einer Nonne, die durch unterirdische Katakomben irrt und eine
ihrer Mitschwester sucht ("Sister Assunta?", säuselt sie
gefühlte 138mal in die Finsternis hinein). Dabei trifft sie auf
eine geheime Einbalsamierungskammer nebst Alchimistenlabor, wo bunte
Flüssigkeiten sinnlos auf dem Bunsenbrenner blubbern. Die
Gesuchte, Schwester Assunta, führt eine Obduktion durch, die
damit beginnt, daß sie der verstorbenen "sündigen
Schwester" ein Schlachtermesser zwischen die Beine rammt!
"The genitals are the door to evil!",
raunt sie unheilschwanger. Der Uterus wird entfernt und ein paar Minuten lang angewidert geknetet,
während sie Schöngeistiges von sich gibt:
"The vagina... the tool of the devil..."
Danach präsentiert sie der verstörten Kollegin die schwer angegammelte Leiche der früheren
Mutter Oberin, die heuer aussieht wie eine einäugige Version von
Grobi aus der Sesamstraße und hochkant in einem Sarg an der
Wand lehnt. Auch sie: eine Sünderin!
Ja, wir sehen einen Film von Bruno Mattei! In diesem Stil geht es dann auch lustig
weiter. Eine Szene reiht sich etwas unmotiviert an die
vorhergegangene, viel Sinn ergibt das alles nicht, was freilich
völlig egal ist. Der rote Faden der Handlung ging mir öfters
zwischendurch verloren, und wenn er wieder auftauchte, war er gar
nicht mehr rot, sondern kackbraun oder rotzgrün.
Bruno hat auf jeden Fall einige atmosphärisch sehr gelungene Szenen mit Gothic-Flair fabriziert, die durchaus Gruselstimmung aufkommen lassen. Es gibt sogar einige wirklich unheimliche Szenen mit Puppen... und damit hat der Film schon mal gewonnen, denn Puppen finde ich immer kreuzgruselig. (Wer mich umbringen will, muss nur eine Couch voller Käthe-Kruse-Puppen in meine Wohnung stellen, während ich gerade einkaufen bin. Ich falle mit Sicherheit tot um, wenn ich zur Tür reinkomme!)
Blutwurstige Schauwerte sind auch vorhanden, die Spezialeffekte wurden aber scheinbar aus der Klosterkollekte bezahlt. Immerhin werden reichlich triefende Auslagen der Schlachterinnung aus Gummikadavern gezerrt und vor die Linse gehalten, ein Säugling wird in den Kochtopf geworfen und ein kauziger Hundepfleger wird in einer SUSPIRIA-artigen Szene von seinen pelzigen Schützlingen verhackstückt.
Die Inszenierung ist natürlich schleppend und echte Spannung kommt an keiner Stelle auf, aber zuviel sollte man auch nicht erwarten. Die Ausleuchtung erinnert zeitweise an Argentos INFERNO – ob es wohl Zufall ist, daß der Titelschriftzug auf der DVD derselbe wie bei Darios Film ist?? – aber natürlich nicht annähernd so kunstvoll.
Mit einem Nunsploitation-Film klassischer Prägung hat man es hier übrigens nicht zu tun, lesbischen Sex und Auspeitschungen sucht man vergeblich – dafür strickt L' ALTRO INFERNO ein katholisches Horrorgarn, das sich an DER EXORZIST, Ken Russels DIE TEUFEL und KILLER NUN bedient. Bedienen tut Mattei sich wieder mal hemmungslos, aber dafür lieben wir ihn ja auch.
Bruno hat auf jeden Fall einige atmosphärisch sehr gelungene Szenen mit Gothic-Flair fabriziert, die durchaus Gruselstimmung aufkommen lassen. Es gibt sogar einige wirklich unheimliche Szenen mit Puppen... und damit hat der Film schon mal gewonnen, denn Puppen finde ich immer kreuzgruselig. (Wer mich umbringen will, muss nur eine Couch voller Käthe-Kruse-Puppen in meine Wohnung stellen, während ich gerade einkaufen bin. Ich falle mit Sicherheit tot um, wenn ich zur Tür reinkomme!)
Blutwurstige Schauwerte sind auch vorhanden, die Spezialeffekte wurden aber scheinbar aus der Klosterkollekte bezahlt. Immerhin werden reichlich triefende Auslagen der Schlachterinnung aus Gummikadavern gezerrt und vor die Linse gehalten, ein Säugling wird in den Kochtopf geworfen und ein kauziger Hundepfleger wird in einer SUSPIRIA-artigen Szene von seinen pelzigen Schützlingen verhackstückt.
Die Inszenierung ist natürlich schleppend und echte Spannung kommt an keiner Stelle auf, aber zuviel sollte man auch nicht erwarten. Die Ausleuchtung erinnert zeitweise an Argentos INFERNO – ob es wohl Zufall ist, daß der Titelschriftzug auf der DVD derselbe wie bei Darios Film ist?? – aber natürlich nicht annähernd so kunstvoll.
Mit einem Nunsploitation-Film klassischer Prägung hat man es hier übrigens nicht zu tun, lesbischen Sex und Auspeitschungen sucht man vergeblich – dafür strickt L' ALTRO INFERNO ein katholisches Horrorgarn, das sich an DER EXORZIST, Ken Russels DIE TEUFEL und KILLER NUN bedient. Bedienen tut Mattei sich wieder mal hemmungslos, aber dafür lieben wir ihn ja auch.
Die Darsteller verleihen durchweg dem Begriff "Overacting"
eine vollkommen neue Dimension. Ich versuchte mir
während des Sichtens immer wieder vorzustellen, welche
Regieanweisungen Signor Mattei seinen Schauspielern wohl erteilte:
"Mit den Augen rollen! Böse gucken! Schreien sollst du,
schreien!" Die Oberknallschote in dieser Hinsicht ist Carlo de
Mejo, der mit seinen Gesichtsmuskeln Verrenkungen anstellt, die
eigentlich gar nicht möglich sind. Herrlich, das alles... Mejo
hat ja reichlich Erfahrung mit Italohorror – man kennt ihn u.a. aus
Fulcis GLOCKENSEIL und FRIEDHOFSMAUER, ASTARON und HORRORSEX IM
NACHTEXPRESS.
Die Mutter Oberin wird von der tollen Franca Stoppi gegeben, die schon bei MONZA mit an Bord war und hinterher bei Matteis beiden LAURA-Filmen mitmachen durfte. Vorher spielte sie bei BUIO OMEGA die Iris, aus dem Bruno auch die Musik geklaut hat. Die Frau rockt!
Andrea Aureli, der seit den 50er Jahren in zahllosen italienischen Filmen mitwirkte, gibt einen konservativen alten Priester, dessen Warnungen ungehört bleiben, bis er selber in Rauch aufgeht.
Die Mutter Oberin wird von der tollen Franca Stoppi gegeben, die schon bei MONZA mit an Bord war und hinterher bei Matteis beiden LAURA-Filmen mitmachen durfte. Vorher spielte sie bei BUIO OMEGA die Iris, aus dem Bruno auch die Musik geklaut hat. Die Frau rockt!
Andrea Aureli, der seit den 50er Jahren in zahllosen italienischen Filmen mitwirkte, gibt einen konservativen alten Priester, dessen Warnungen ungehört bleiben, bis er selber in Rauch aufgeht.
Hört sich das etwa alles so an, als fände
ich den Film schlecht? Mitnichten! L' ALTRO INFERNO ist mit Abstand
der gelungenste Mattei-Film, den ich bisher gesehen habe und bietet
für knapp 85 Minuten kurzweilige und weitgehend sinnfreie
Unterhaltung. Und wie schon erwähnt: Einige vereinzelte Szenen
sind Mattei äußerst gut gelungen.
Die französische DVD von NEO Publishing weist eine nicht gerade berauschende
Bildqualität und eine knisternde Tonspur auf, gilt aber als die
weltweit beste (und einzige ungeschnittene) Veröffentlichung.
Zumindest kann sie aber mit einem schönen Cover punkten
(abermals an INFERNO "angelehnt") und steckt in einem noch
schöneren Pappschuber. An Extras wird ein Audiokommentar von
Produzent und Autor Claudio Fragasso gereicht, leider aber nur auf
Italienisch mit französischen UT, sowie eine 26minütige
Einleitung, ebenfalls gesprochen von Fragasso.
In Deutschland ist der Film nie erschienen – eine Veröffentlichung wäre in der Tat ein passendes Unternehmen für Herrn Bethmann und seinem X-RATED-Label.
In Deutschland ist der Film nie erschienen – eine Veröffentlichung wäre in der Tat ein passendes Unternehmen für Herrn Bethmann und seinem X-RATED-Label.
- Pelle -
Blaps Senf:
In einem Nonnenkloster kommt es zu grauenvollen Todesfällen. Pater
Inardo (Andrea Aureli) vermutet dämonische, teuflische
Hintergründe und will das Böse mit althergebrachten
Methoden austreiben. Der zuständige Bischof zeigt sich
skeptisch, er schickt den noch recht jungen Pater Valerio (Carlo De
Mejo) zu den Nönnchen, denn Valerio mag nicht an übernatürliche
Vorgänge teuflischer Natur glauben. Die Mutter Oberin Vincenza
(Franca Stoppi) verhält sich wenig kooperativ, zeigt nach und
nach gar deutlichen Zorn gegenüber Pater Valerio. Das Grauen
lässt sich allerdings von den Ermittlungen nicht ausbremsen, so
verwandelt sich Pater Inardo bald in eine lebendige Fackel und stirbt
qualvoll. Welche Rolle spielt die Mutter Oberin tatsächlich?
Kann Pater Valerio das Rätsel lösen, das schreckliche
Geheimnis des Kloster lüften...???
Mit "L'altro inferno" stellt Bruno Mattei erneut unter Beweis, dass er der
richtige Mann für Exploitation² ist. Man nehme eine
ordentliche Dosis Nunploitation, lasse aber das übliche
Gepeitsche und Gelesbel weg, addiere an dessen Stelle eine feiste
Prise Horror, bediene sich für die etwas garstigeren Momente bei
Lucio Fulci, schaue für "kunstvolle" Momente bei Dario
Argento vorbei. Bruno Mattei klaut hier besonders auffällig bei
seinen Kollegen und wildert in unterschiedlichen Genres. Dabei ist
aber ein sehr schmackhaftes Süppchen entstanden, das gut zu
unterhalten weiß und den Gaumen angenehm kitzelt. Wenn eine
ängstliche Nonne gleich zu Beginn durch einen Gang voller
Totenschädel und sonstiger Gebeine stolpert, dann kommt gar
liebliche Gothic Horror Atmosphäre auf, im nächsten Moment
befinden wir uns in einer Art Labor, werden Zeuge befremdlicher
Ereignisse. Eine Nonne entfernt bei einer verstorbenen
Ordensschwester ein "bösartiges" Körperteil -ich
verzichte an dieser Stelle auf Details- das Lieblingsspielzeug des
Leibhaftigen persönlich. Bei den Darstellern gelang Mattei eine
prächtige Wahl. Carlo De Mejo spielte in frühen achtziger
Jahren gleich in einigen extrem liebenswerten Reißern mit. Man
kennt ihn z.B. aus Fulcis Werken "Ein Zombie hing am
Glockenseil" (Paura nella città dei morti viventi, 1980)
und "Das Haus an der Friedhofsmauer" (Quella villa accanto
al cimitero, 1981). Nicht zu vergessen sein herrlich asozialer
Auftritt in "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del
vagone letto, 1980) von Ferdinando Baldi. Auch Bruno Mattei griff
später erneut auf De Mejo zurück, er ist in den beiden
Frauenknast Brechern mit Laura Gemser zu sehen die 1982/83 ihr
Unwesen trieben. Genau diese beiden Filme bringen uns zum
eigentlichen Star des Streifens, der wahnsinnig intensiv
aufspielenden Franca Stoppi. Im Matteis WIP Filmen ist sie als fiese
Ober-Schließerin zu sehen, hier treibt sie als Mutter Oberin
ihr Unwesen. Leider beschränkt sich die Karriere der Dame auf
recht wenige Filme, "Sado - Stoß das Tor zur Hölle
auf" (Buio Omega, 1979) von Joe D'Amato sei noch genannt, was
ich sehr schade finde. Als ich vor einigen Wochen "Laura - Eine
Frau geht durch die Hölle" (Violenza in un carcere
femminile, 1982) schaute, übte Frau Stoppi schon einen
seltsamen, bizarren Reiz auf mich aus. Ähnlich erging es mir bei
"Sado...". Doch seit "L'altro inferno" bin ich
Franca Stoppi verfallen! Was für eine faszinierende und
eigenwillige Schönheit diese Frau ausstrahlt, wie überzeugend
sie die abstoßendsten Charaktere spielt. Herrlich! Huldigt
Franca Stoppi!
Mattei baut bei "L'altro inferno" eine gelungene Atmosphäre auf, eine wüste Orgie mit
reichlich Sex und Mettgut sollte man nicht erwarten. Klar, es gibt
-in der Disziplin Gewalt- ein paar kleine Boshaftigkeiten, es wird
aber nie allzu ausufernd. Ich finde den Film sogar recht packend und
spannend. Dies mag sicher daran liegen, dass mir die verwursteten
Genres und die "bestohlenen" Regisseure sehr zusagen.
Selbst eine Köterattacke nach "Suspiria Art" fehlt
hier nicht. Bruno Mattei mag die Fans des italienischen Genrekinos
spalten, ich möchte seine Werke aber um keinen Preis missen, für
mich ist Mattei fast ein Garant für angenehme, oft angenehm
geschmacklose Unterhaltung. Zarte Gemüter können hier
trotzdem ein Auge riskieren, wirklich "geschmacklos" wird
Herr Mattei dieses Mal nicht (Naja, sagen wir kaum). In Deutschland
liegt bisher keine DVD Auswertung des Films vor, schade! Die US-DVD
soll cut sein, daher habe ich auf die französische DVD von Neo
Publishing zurückgegriffen, diese trägt den Titel "L'autre
enfer". Das Bild ist mittelprächtig, es könnte sicher
besser sein, der Filmgenuss wird aber nicht beeinträchtigt. Der
Ton liegt glücklicherweise auch in englischer Sprache vor. Wer
sich für den Film interessiert, wird für kleines Geld bei
www.amazon.fr
fündig.
Mir macht "L'altro inferno" richtig
Spass und in der letzten Nacht erschien mir Franca Stoppi im Traum.
Ich weiß nicht ob daran liegt, aber heute schmerzt mein Leib
noch stärker als sonst. Guter Stoff = 7/10
Lieblingszitat:
"Who's there?"
"The Deviiiil!"
"Who's there?"
"The Deviiiil!"
- Blap -
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