Filmclub Bali
   
 
Pornanza
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2. Fleischeslust-Nacht

am Freitag, den 13.06. um 22 Uhr im Kino Babylon

Der Sommer ist da, die Säfte steigen im morschen Geäst und landauf-landab signalisiert man sich Paarungswille. Das ist der Lauf der Dinge: Der Same muss verstreut werden, in der Bettstatt muss es quietschen. Rödelei regiert die Welt.
Da lassen wir uns vom Filmclub BALI natürlich nicht lumpen und rödeln fröhlich mit. In unserer ersten Fleischeslust-Nacht warnten wir noch vor den Gefahren übermäßigen Beischlafs, heute haben wir derlei fadenscheinige Bedenken abgestreift wie die luftigen Höschen. Wir geben uns ganz dem Schmier hin und tauchen hemmungslos ein in den warmen, klebrigen Morast der Lustbarkeiten.
Die Nichten der Frau Oberst
Unsrer erster filmischer Ausflug in frivole Feuchtgebiete stammt aus der Zeit, in der bereits Legenden wie Ernst Hofbauer die Bahnhofskinos sattsam mit „Frühschmier“ versorgt hatten und Elaborate wie DIE LIEBESQUELLE (1966) oder SCHWARZER MARKT DER LIEBE (1966) den Schweiß auf der Stirn und die Lusttröpfchen auf den Kuppeln zum glänzen brachten. Ein besonders fleißiger Wilderer im Sumpf des frühen Schmuddelkinos war der umtriebige Schweizer Produzent Erwin C. Dietrich, der die Raincoat Brigade bereits Ende der 60er Jahre mit Ferkeleien eindeckte: Titel wie SEITENSTRASSE DER PROSTITUTION (1967), UNRUHIGE TÖCHTER (1968), HINTERHÖFE DER LIEBE (1968), DIE NICHTEN DER FRAU OBERST (1968) und WEISSE HAUT AUF SCHWARZEM MARKT (1969) sorgen auch heute noch für erhöhten Speichelfluss bei den „Dirty Old Men“, die die hinteren Sitzreihen der Balis zum vibrieren brachten.
Ausgangsmaterial unseres ersten Schmierfilms ist der 1968 in den USA gedrehte Softporn-Western BRAND OF SHAME, den Dietrich aufkaufte und im Tonstudio eine „peppigere“ Synchro forderte, sowie auf der heimatlichen Alm ein paar scharf gewürzte Szenen nachdrehen ließ, um der lahmen Angelegenheit Pfeffer in den Schritt zu streuen. Die Synchronisation (die bei der berüchtigten Berliner Synchron AG in Auftrag gegeben wurde und u.a. Andreas Mannkopff und Edith Hancke auffuhr) gehört in die Abteilung „Hearing is believing“ und lässt eine ursprünglich recht lahme Gurke zu einem einzigen auditiven Inferno eskalieren. Wenn „Jason Eversteiff“ und „Lilly Quark“ im Freudenhaus von Porno Hill die Möpse hüpfen lassen, bleibt kein Auge trocken und keine Hose unzerplatzt. Erotisch ist das alles freilich zu keiner Sekunde, dafür liegt das Zwerchfell hinterdrein zerschreddert im Pissoir. Fazit: Ein bauchmuskelzerrender Exzess, den der evangelische Film-Dienst mit den unsterblichen Worten bewarb: „Wir raten ab!“

Im tiefen Tal der Superhexen
Unser zweites Schäferstündchen in den Lotterbetten des Wilden Westens stammt nicht von Tittenpapst Russ Meyer, obwohl die Titelgrafik uns dies unverschämt einzureden versucht. Stattdessen zeichnet ein gewisser Jonathan Yudis dafür verantwortlich, der sich als eingefleischter (höhö) Meyer-Fanatiker zu erkennen gibt und Anno 2005 eine handfeste Hommage an Filme wie DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD oder IM TIEFEN TAL DER SUPERHEXEN aufs Parkett legt, die sich garantiert nicht gewaschen hat. Von allen Neo-Grindhouse-Streifen der jüngeren Zeit ist diese Verbeugung vor dem respektlosen Tits’n’Asses-Kino der 70er Jahre mit Abstand der gelungenste. Es gibt reichlich überproportionierte sekundäre Geschlechtsmerkmale, sinnlose Gewalt, ein Gummi-Monster im Finale, das die Kinnlade zu Boden scheppern lässt und viel fetzigen Wüsten-Rock’n’Roll. Der Film ist beste Unterhaltung auf unterstem Niveau, eignet sich perfekt für bierselige Männerrunden und erfüllt daher alle Voraussetzungen für das Prädikat „Besonders schmierig“, das nur ausgesuchte Kunstwerke vom Clubvorstand des Filmclubs BALI verliehen bekommen.

“Fans des Exploitation-Papstes werden sich sicherlich an der Hommage erfreuen und Trash-Liebhaber finden hier ein Füllhorn an Spezereien.“
- Film-maniax.de -
Kommt alle im Kino
„Kommt alle schön im Kino!“





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