Prähistorische Proleten-Nacht
am 04.09. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Bei „Vorne kurz, hinten lang“ denkt der mondäne Weltbürger
natürlich sofort an die berühmt-berüchtigte Proll-Frisur, im
angelsächsischen Sprachraum auch als „Mullet“ bekannt. Meist
handelt(e) es sich bei den Trägern dieser Haartracht um eher
schlicht gestrickte Vertreter der menschlichen Spezies, die zur
Problemlösung nicht zwangsläufig Hegels Dialektik heranziehen,
sondern die hemdsärmelige Devise „Ruckzuck – Fresse dick!“.
Dabei mag es sich um ein böswilliges Vorurteil handeln, schaut man
sich jedoch den Protagonisten aus unserem zweiten Filmbeitrag des
Septembers an, bestätigt die Ausnahme wieder einmal die Regel: Hier
ist es nämlich der prügelfreudige Jean-Claude aus Brüssel (dessen
Vokuhila obendrein mit reichlich Frittenfett nach hinten gegelt
wurde), der in den Straßen von New Orleans und Sümpfen von
Louisiana die Handkanten fliegen lässt. Dabei kommt ihm vor allem
Oberspitzbub Lance Henriksen ins Gehege, der mit einer mordlüsternen
Rotte übler Gesellen zur Menschenjagd bläst…
Diese
rasant inszenierte Variation auf GRAF ZAROFF – GENIE DES BÖSEN
stellt die erste US-amerikanische Regiearbeit des
Hongkong-Wunderknaben John Woo dar, der in den frühen 90er Jahren
das Action-Kino revolutionierte.
„ Ein lediglich an der Vorführung ausgeklügelter Tötungsarten und
neuester Handfeuerwaffen interessierter Actionfilm, der in seiner
unreflektierten Benutzung gesellschaftlicher Randgruppen
menschenverachtend ist und durch seine unverhohlene Aufforderung zur
Selbstjustiz gewaltverherrlichend wirkt. Angelegt als aufwendiges
Videospiel vor dem Hintergrund eines absurden Männlichkeitswahns,
entzieht sich der oberflächlich temporeiche Film jedem inhaltlichen
Diskurs.“
--- Lexikon des internationalen Films
Bevor
es jedoch in die heißen Sümpfe der Südstaaten geht, lernen wir
etwas über eine gänzlich andere Sorte von Vokuhila: Der arme
prähistorische Tyrannosaurus Rex
hatte nämlich hinten
einen viel zu langen Schwanz und vorne viel zu kurze Ärmchen. „Keine
Arme – keine Kekse!“, dachte sich wohl Mutter Natur und stattete
ihn als Ersatz mit einem Set messerscharfer Reißzähne aus. Das
bringt dem Pappkameraden aus unserem zuckersüßen Bali-Familienfilm
aber auch nichts – doch sehet selbst und staunet: Liebe, Hiebe,
Triebe und Gehirntransplantationen warten in diesem 1994er
Schlockfest auf, von dem kürzlich in einem Keller in Los Angeles
eine knackfrische „Gore-Fassung“ gefunden wurde! Wenn dann noch
die süße Denise Richardson in einer ihrer ersten Filmrollen zu
bewundern ist, wissen Balioten, wo Bartel den Most holt.
„ In zeitgenössischen Kritiken wurde die billige Amateurhaftigkeit des
Films stark gerügt, doch eigentlich agieren fast alle
SchauspielerInnen herrlich "overacted" und sowohl die
schlechten Effekte als auch die blöden Gags funktionieren bestens.“
--- Filmtipps.at
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.