4. Ferien-Film-Nacht
am Samstag, den 08.08. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Und wieder ist Sommerzeit, die Schwüle lässt die Schweißdrüsen
pfeifen, der Durst brennt im Hals, der glühende Lorenz frittiert das
Hirn im eigenen Saft, nichts geht mehr, Hitzeschlag, Sonnenstich.
Sommer, Sonne – Ferienzeit! Aber klappt`s dieses Jahr überhaupt mit dem
Verreisen? Müssen wir aufgrund der Corona-Seuche alle zu Hause
bleiben und auf den wohlverdienten Urlaub verzichten?
Was soll’s! Dann reisen wir halt mit dem (Bahnhofs-)Kino! Wie auch
schon in den vergangenen Jahren packen wir die Koffer und besuchen
ferne Länder, die uns das Leben mit exotischen Leckereien und
saftigen Absonderlichkeiten versüßen.
Nach althergebrachter Tradition wird auch dieses Jahr wieder das
Sommerfilmprogramm von unseren Gästen und Clubmitgliedern
ausgesucht. Sage und schreibe SECHS Filme stehen zur Auswahl, die VOR
ORT am Abend gewählt werden können. Und wohin geht die wilde Fahrt
dieses Jahr?
Unser erstes Reiseziel ist, wie schon bei der ersten Ferien-Film-Nacht, das
spanische Dörfchen Berzano. Dort geht es beschaulich zur Sache, wenn
schlecht abgehangenes Gammelfleisch auf zwei Beinen (oder zu Pferd!)
in gemütlicher Langsamkeit zur Hatz auf Touristen bläst. Amando de
Ossorio inszenierte diese Fortsetzung zu seinem kultigen
Kuttenträger-Leichenschmaus im Jahr 1973 und bewies damit erneut,
dass zermürbende Unaufgeregtheit viel nachhaltiger zum Ziel führt
als genussfeindliche Hektik.
Die zweite Filmreise führt nirgendwo hin, denn häufig ist ja der Weg
das Ziel. Bevor man den Urlaub genießen kann, besteigt man zunächst
einmal ein Flugzeug, das ins ersehnte Ferienparadies fliegt – in
diesem Fall aber teilt der Fluggast sich die Touristenklasse mit
hunderten von bissigen Schlangen! Ob Samuel L. Jackson dem schuppigen
Gezücht Herr wird und gleichzeitig mit Höhenangst, Panik,
Ophidiophobie, schießwütigen Gangstern und versagenden Triebwerken
klarkommt?
Reise-Option Nummer 3 lädt ein in die wilden Waldregionen von British Columbia,
wo Rednecks die Spaltaxt wetzen, Piranhas als Badezusatz Verwendung
finden und Onkel Addi sich an Sado Maso-Orgien erfreut. Ja, so geht
es zu auf dem Lande, vor allem wenn der Regisseur der „Fellini des
Sexfilms“ Russ Meyer ist! Da lässt die rattenscharfe Raven de la
Croix die Möpse hüpfen und die Handkanten fliegen, bis den
Waldschraten der Maiskolben in der Latzhose platzt. Ein grotesk
überdrehter Gutfühl-Streifen, der zu den skurrilsten,
unberechenbarsten und amüsantesten Exponaten des goldenen Zeitalters
der Sexploitation zählt.
Ferienfilm Nr.4 bleibt im eigenen Lande, denn auch Deutschland bietet schöne
Urlaubsgegenden – zum Beispiel die Münchner Vorstadt um 1982. Dort
bekriegen sich deutsche und türkische Jugendbanden bis aufs Blut und
lassen die Schnappmesser kreisen. Inmitten der ganzen Bambule knospen
zwischen der Deutschen Daniela und dem jungen Türken Dogan zarte
Bande. Ein spaßiges Zeitdokument, das den Blick in eine Zeit
freigibt, in der Jugendliche noch „dufte“ sagten, Musikkassetten
im Elektroladen klauten und sich Mofaketten um die Ohren droschen.
Italien
ist immer eine Reise wert, vor allem wenn es von dort spornstreichs
weitergeht auf die Philippinen. Dort drehte BALI-Lieblingsregisseur
Bruno Mattei im Jahr 1987 einen RAMBO-Rip Off, der die Blutwurst in
der Pfanne explodieren lässt! Granitfresse Miles O’Keefe ballert
sich als muskelbepackter Supersoldat mit stoischer Hölzernheit durch
einen Actiongülle-Exzess der Sonder(schul)klasse. Da verschluckt
sich sogar Donald Pleasence an seinem Asthma-Inhalator.
Wir präsentieren stolz die mit Abstand größte Rarität dieses Sommers, denn hierzulande erschien diese seltene Italo-Perle nach ihrer kurzen Kinoauswertung nur als VHS-Kassette!
Wir präsentieren stolz die mit Abstand größte Rarität dieses Sommers, denn hierzulande erschien diese seltene Italo-Perle nach ihrer kurzen Kinoauswertung nur als VHS-Kassette!
Die sechste Filmreise, die zur Auswahl steht, lenkt den Blick nach
Taiwan. Dort kloppen sich hyperaktive Asiaten in bunten Gummianzügen
in Kiesgruben und Steinbrüchen – zu Fuß, per Motorrad oder
Düsenantrieb. Ein besonderes Schmankerl bietet die deutsche Synchro,
die der epileptischen Keilerei obendrein einen „Frankenstein“
hinzudichtet, wie dies Tradition im asiatischen Monsterkino der 70er
war. Seien Sie mit uns wieder Kind mit diesem waschechten
Sonntags-Matinee-Film, einem Klassiker des 11 Uhr-Jugendkinos der
Vorort-Lichtspielhäuser, der damals für tumultartige Zustände im
Vorführsaal sorgte.
Wir fahren nicht nur mit Ihnen in die Ferien, wir feiern auch
Geburtstag: Im August wird der Club 13 Jahre alt! Daher gibt’s
obendrauf eine Extra-Überraschung!
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.