2. Britische Nacht
am Freitag, den 10.05. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Im kommenden Wonnemonat wird’s wieder einmal „very british“ beim Clubabend.
Shortbread und Minztaler stehen im Kinocafé bereit, und wem es behagt, dem kochen
wir eine gepflegte Tasse Earl Grey. Aber das wichtigste sind ja immer
noch die Filme! Und deren erster ist auch gleich ein kapitales
Schmuckstück von der Insel, das Ende der 1960er Jahre zwar im Kino
lief, danach in Deutschland aber nie auf Video, DVD oder Blu-ray
erschienen ist.
Denkt man an britische Gruselfilme, dann stößt man unweigerlich auf die
Produktionen der berühmten Hammer-Studios. Diese fleißige
Zelluloidschmiede fertigte von den 1930er bis in die frühen 80er
Jahre zahlreiche Klassiker des Schauer-Kintopps wie die
Dracula-Verfilmungen mit Christopher Lee, der neben Peter Cushing
einer der Stammschauspieler des Londoner Produktionsunternehmens war.
Aber
auch außerhalb der „Hammer“- oder „Amicus“-Produktionsstätten
entstanden im Großbritannien der Swinging Sixties beachtliche Filme,
wie dieser 1968 unter der Regie Robert Hartford-Davis’ (DAS GRAUEN
AUF BLACK TORMENT) entstandene und von Peter Newbrook produzierte
Mad-Scientist/Serienmörder-Schocker beweist, in dem der bereits
erwähnte Peter Cushing in einer höchst ungewöhnlichen Rolle
glänzt. Den geneigten Zuschauer erwartet ein quietschbunter
Briten-Aufguss des französischen Arzt-Klassikers DAS SCHRECKENSHAUS
DES DR. RASANOFF, mit expressiver Kameraführung, dufter Beat-Mucke,
einem völlig außer Rand und Band geratenem Hauptdarsteller,
saftigen Operationsszenen und eine gehörigen Ladung
Qualitätsschmodder aus der Manufaktur Schmutz & Schmier.
Shocking!
„Die Geschichte ist sicherlich nicht gerade die originellste, doch weist
sie schon in ihrer, wenn auch doch eher unterschwelligen Brutalität
der Morde, den Weg zu den moderneren Horrorfilmen.“
--- Heiko Herden auf Heikosfilmlexikon.de
Der
zweite Film des Abends stammt vom britischen Enfant Terrible Ken
Russel, der dem Empire bereits mit seinen Skandalfilmen DIE TEUFEL
(1971), GOTHIC (1986) und DIE HURE (1991) zeigte, wo der Hammer
hängt. Anno `88 nahm er sich einer Geschichte des Dracula-Vaters
Bram Stoker an und adaptierte sie für die Leinwand; heraus kam eine
schlängelnde, zischende Variation des Vampirmythos, die statt Herrn
Cushing einen jungen Hugh Grant und statt Christopher Lee eine
lasziv-verführerische Amanda Donohue bietet. Ein grell-wüstes Fest
für die Augen, mit viel schwarzem, kruden Humor, einem Füllhorn von
Anzüglichkeiten, gotteslästerlichem Mummenschanz, sexuell ein- bis
zweideutigen Träumen und einem weißen Würmchen, das gern
Jungfrauen knuspert.
„Mit den Jahren ist Meister Russells seinerzeit etwas unbeachtet
gebliebener satanischer Schlangenspaß endgültig zum Kultfilm
gereift - der Film strotzt nur so vor bitterbösem Witz, grotesken
Ideen und genüsslichen Blasphemien.“
--- Christian Ade auf Filmtipps.at
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filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.