Italo-Horror & Giallo-Nacht
am Freitag, den 06.01. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Die
erste Bali-Nacht im neuen Jahr, draußen ist es nass und kalt – da
wird es Zeit, sich das Herz zu wärmen, und das geht nun mal am
besten mit Filmen aus Bella Italia. Noch dazu sollen es zwei unserer
Lieblings-Genres sein. Nämlich Horror und Giallo, mit den Filmen…
Giorgio
Ferroni drehte leider nur zwei Horrorfilme in seiner Regiekarriere,
sein formidabler Erstling, IL MULINO DELLE DONNE DI PIETRA („Die
Mühle der versteinerten Frauen“, 1960) ist ein in wundervoll
opulenten Technicolor-Farben glühendes Gothic-Grusel-Meisterwerk mit
Pierre Brice (!) in der Hauptrolle.
Sein
zwölf Jahre später in Szene gesetzter LA NOTTE DIE DIAVOLI („Night
of the Devils“) ist in jeder Hinsicht ein wuchtigeres Kaliber: Der
Film beginnt in einer Irrenanstalt, wo der schwer traumatisierte
Nicola (Italowestern-Urgestein Gianni Garko, bekannt aus der
SARTANA-Reihe) einsitzt und von grauenhaften Visionen geplagt wird.
In einer filmumspannenden Rücklende erfährt man seine Geschichte,
in deren Verlauf er auf eine mysteriöse Familie trifft, die mitten
im Wald haust und ein teuflisches Geheimnis hütet…
Warum
so vielen mittelprächtigen bis unterdurchschnittlichen
Italo-Horrorschinken der sogenannte „Kult“-Status attestiert
wird, während diese Granate zu einem beklagenswerten Schattendasein
verdammt ist, ist mir schleierhaft. Um es kurz zu machen: Es handelt
sich hierbei um einen der besten, unheimlichsten und atmosphärisch
kompaktesten italienischen Horrorfilme aller Zeiten. Punkt. Ein
Gutteil davon ist dem ungemein stimmungsvollen Setting geschuldet,
dem von Giftsumach überwucherten uralten Steinhaus, dem von dunklem
Zauber durchwehten, herbstlichen Forst und der detailfreudigen
Ausstattung der Innenkulissen. Manuel Berenguers Kamera fängt das
morbide Umfeld in alptraumhaft suggestiven Bildern ein, die lange im
Unbewussten nachhallen. Das Ensemble agiert durchweg überzeugend,
die süße Agostina Belli verkörpert in der Rolle der Sdenka das
Love-Interest.
Die
Prämisse basiert auf der Kurzgeschichte „Die Familie des Wurdalak“
von Aleksei Tolstoi, die bereits der Boris Karloff-Episode aus Mario
Bavas DIE DREI GESICHTER DER FURCHT (1963) als Vorlage diente –
Ferronis Variante präsentiert sich jedoch deutlich kontroverser und
blutrünstiger. Das straff konstruierte Skript dreht langsam aber
erbarmungslos an der Spannungskurbel und antizipiert in seinen
kraftvollsten Momenten, bis zur niederschmetternden Schlusspointe,
die ausweglose Grundstimmung von Sam Raimis knapp zehn Jahre später
entstandenen TANZ DER TEUFEL.
„Es
half gewiss, dass Carlo Rambaldi für die überzeugenden
Spezialeffekte zur Verfügung stand. Seine Arbeit gibt dem Film den
nötigen grafischen Kick, der ihn neben den eine härtere Gangart
einschlagenden zeitgenössischen Filmen bestehen ließ. Kongenial
abgerundet durch den fantastischen Score von Giorgio Gaslini, bei dem
auch die engelsgleiche Stimme von Edda Dell’Orso zum Einsatz kam,
bescherte mir LA NOTTE DEI DIAVOLI einen wunderbar schaurigen und
affektreichen Abend. Es fiel mir erst später auf, dass es eine
ziemliche Scheißidee war, den Film völlig allein zu schauen.“
---- Oliver Nöding auf Remember it for later
Ein
dunkel strahlendes Schmuckstück, das nie in Deutschland erschienen
ist. Wir zeigen die Originalfassung (mit wahlweise engl. oder ital.
Ton) in HD mit deutschen Untertiteln!
Der
zweite Film unseres italienischen Abends ist ein Giallo-Klassiker, zu
dem nicht mehr viel sagen oder schreiben muss.
Meisterregisseur
Dario Argento
inszenierte diesen blutig-sinnlich Farben-, Klang- und Bilderrausch
im Jahr 1987, der bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt
hat – vor allem auf der großen Leinwand, wo er unbedingt
hingehört.
Die
junge Opernsängerin Betty bekommt die weibliche Hauptrolle in einer
Aufführung der Verdi Oper „Macbeth“, nachdem die ursprüngliche
Hauptdarstellerin ausfällt. Ein unbekannter Verehrer Bettys entpuppt
sich als mörderischer Psychopath, der seine grausigen Morde so
arrangiert, dass die Sängerin dabei zusehen muss…
„Natürlich
stellt OPERA auf audio-visueller Ebene eine absolute Wucht dar, wozu
neben dem großartigen Soundtrack, dem bekannten und beliebten Spiel
mit grellen Farben, wirklich atemberaubenden Kameraeinstellungen,
sowie blutrünstigen und sadistischen Morden, das wundervolle Setting
der Oper beitragen.“
---- Hartigan auf Angstrated
Die Initiative Drop Out-Cinema bringt OPERA ab dem 05.01.2017 in üppiger
4K-Restauration zurück ins Kino – und am 06. läuft er bereits bei
uns!
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.