Vic Morrow-Nacht
am Freitag, den 11.03. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Endlich
werden mal wieder zwei Filme an einem Abend zusammengeführt, wie sie
unterschiedlicher nicht sein könnten. Was beide verbindet: Vic
Morrow!
Morrow (eigentlich Victor Morozoff) wurde am 14. Februar 1929 in New York
City/Bronx als Sohn jüdischer Emigranten geboren. Seine Schulausbildung
brach er mit 17 Jahren ab und fuhr als Matrose bei der United States Navy zur See. Danach
begann er ein Jurastudium in Florida, brach dies jedoch ebenfalls ab
und beschloss Schauspieler zu werden. Er absolvierte eine
Schauspielausbildung in New York und hatte sein Filmdebut 1955 in dem
Jugendkriminalitäts-Drama
BLACKBOARD JUNGLE („Saat der Gewalt“). 1958 spielte er an der
Seite von Elvis Presley in KING CREOLE („Mein Leben ist der
Rhythmus“) von Michael Curtiz. In zahllosen B- und C-Filmen
bediente er hauptsächlich Nebenrollen als Gangster und
Kleinkriminelle. Von 1962 bis 1967 hatte er jedoch großen Erfolg in
der Hauptrolle der Fernsehserie COMBAT!, in der er einen Sergeant der United States
Army während des Zweiten
Weltkrieges spielte. Für die Serie wurde Morrow auch wiederholt als
Regisseur und Autor tätig.
1966 drehte Morrow
mit DEATHWATCH seinen ersten Kinofilm als Regisseur und
Drehbuchautor. 1970 folgte mit DER EINSAME AUS DEM WESTEN sein
zweiter Spielfilm. Bis 1980 inszenierte er noch einzelne Episoden
verschiedener Fernsehserien. Immer wieder war er auch ein gern
gesehener Gast in Exploitation-Filmen, z.B. dem japanischen
SciFi-Trash STERNENKRIEG IM WELTALL (1978) von Kinji Fukasaku oder in
Enzo Castellaris JAWS-Rip Off DER WEISSE KILLER (1980).
1982 gab ihm
Regisseur John Landis die Chance zu einem Comeback auf der Leinwand
in dem Episodenfilm UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER (Twilight Zone: The
Movie). Bei den Dreharbeiten kam es bei einem riskanten Stunt zu
einem tragischen Unfall, bei dem Vic Morrow und zwei Kinderdarsteller
durch einen abstürzenden Helikopter getötet wurden.
Aus Vic Morrows Ehe
mit der Schauspielerin und Autorin Barbara Turner (von 1957 bis 1964)
stammen seine beiden Töchter Carrie Morrow und Jennifer Jason Leigh,
die aktuell in Quentin Tarantinos neuem Film THE HATEFUL 8 brilliert.
Der erste Streifen
unseres Morrow-Cocktails führt uns in das kalifornische
Fischerstädtchen Noyo, wo es Stunk zwischen den Einheimischen gibt:
Die good ole boys der Gemeinde, angeführt von dem
rassistischen Rüpel Slattery (Vic Morrow – mit Minipli-Frisur!)
wollen eine Konservendosenfabrik, von der man sich wirtschaftlichen
Aufschwung verspricht. Die Gegenfraktion der Umweltschützer mit dem
Indianer Johnny Eagle (Anthony Penya) an der Spitze, warnen vor den
Folgen der Ausbeutung des Meeres und der Umweltverschmutzung – bald
bekommen es beide Parteien jedoch mit einer weit unangenehmeren
Bedrohung zu tun: Fiese Fischmenschen entsteigen den Fluten,
massakrieren die Männer und – schluck! – begatten die Weibchen
der näheren Umgebung…
Diesen herrlich
unterhaltsamen Monster-Schlocker aus dem Jahre 1980 inszenierte
unfassbarerweise eine Dame, nämlich die bei Roger Corman in die
Lehre gegangene Barbara Peters, die schon mit dem ruppigen Rockerfilm
BURY ME AN ANGEL (1972) Aufmerksamkeit erregte. Die Ganzkörperanzüge
der garstigen Kiemenmänner entwarf Special Make Up-Legende Rob
Bottin (u.a. DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT), auf dem
Produzentenstuhl saß natürlich Roger Corman höchstselbst und für
die musikalische Begleitung zeichnete (wie häufig in den frühen
80ern unter Cormans Ägide) der spätere Star-Komponist James Horner
(u.a. BRAVEHEART) verantwortlich.
„[Im Finale] geht es mächtig rund, wird das gemütliche Lachsfest von den
algenbehangenen Unholden mächtig aufgemischt. Da spritzt die rote
Suppe und vermischt sich mit muffig riechendem Fischrogen, bis Doug
McClure den Tag rettet, indem er kurzerhand die ganze Bucht in Brand
steckt.“
--- Oliver Nöding auf Rememberitforlater.de
Weiter geht es mit
einer klassischen
Italo Endzeit-Granate von Enzo G. Castellari von 1982: In der ruinösen Bronx,
die vom proto-faschistischen Staat New York zu einer vogelfreien
Todeszone erklärt wurde, herrscht Bandenkrieg zwischen diversen
verfeindeten Terror-Gangs. Mittendrin stecken die lederbewamsten
Motorrad-Burschen der „Riffs“, angeführt von dem jungen
Muskelprotz Trash (Mark Gregory). Obendrein ist die hübsche Ann,
Tochter eines mächtigen Waffenkonzernchefs, von zuhause
fortgelaufen, gerät in die Fänge einer brutalen Bande – und wird
von Trash gerettet, in dessen Brust alsbald zärtliche Gefühle
knospen. Doch das junge Glück währt nicht lang: Die Manhattan
Corporation heuert einen Auftragskiller namens „Hammer“ (Vic
Morrow) an, um in der Bronx aufzuräumen und Ann zurückzuholen…
Action-Spezialist
Castellari serviert uns einen kunterbunten Cocktail aus Walter Hills
THE WARRIORS, John Carpenters DIE KLAPPERSCHLANGE und typischem
Endzeit-Schangel aus dem Italien der 80er Jahre. Neben einem wirklich
eisenharten Morrow sehen wir
Blaxploitation-Ikone
Fred Williamson als Mega-Pimp „Ogre“, Christopher Connelly
(ATLANTIS INFERNO) als Ex-Bullen und den hünenhaften George Eastman
(MAN-EATER) als Gangleader mit Dschingis Khan-Zopf. Der rockige Score
stammt aus der Feder von Walter Rizzati, dessen bekannteste Arbeit
die Musik zu Lucio Fulcis DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER sein dürfte.
„Ergänzt durch
pseudo-harten Street-Talk (“Hey Mann, lass die Kacke im Arsch!“),
reißerische Outfits (Hakenkreuze galore) und Gewalttaten jenseits
der Geschmacksgrenze, die in einem blutig-feurigen Action-Finale bis
zur Spitze getrieben werden, ergibt sich ein wunderbar sleaziger
Ghetto-Reißer, dem man (das nötige 80er-Italo-Zwirn-Verständnis
vorausgesetzt) einfach nicht böse sein kann, sondern auf dessen
’Sehenswürdigkeiten’ man sich einfach einlassen sollte.“
--- Hudson auf Filmflausen.de
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.