4. Krautploitation-Nacht
am Freitag, den 09.10. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Lecker, lecker –
mittlerweile zum 4. Mal tischt der Club seinen Gästen und
Mitgliedern eine saftige Portion
Kraut aus deutschen Landen
auf, wie üblich im schmierigen Fettkübel gegart und gewürzt mit
scharfen Unglaublichkeiten, die schwer im Magen liegen. Diesmal
schmeckt der Eintopf gar verdächtig nach Fisch, denn bei unserem
ersten Filmexemplar geht die Reise wieder mal nach
St.Pauli.
Krimi-Experte Jürgen
Roland (u.a.
ZINKSÄRGE FÜR DIE GOLDJUNGEN)
entführt uns in die Hansestadt Hamburg im Jahr 1969 und macht uns
bekannt mit den schweren Jungs und leichten Mädchen auf der
Reeperbahn, mit Loddeln und Bordsteinschwalben, mit Kiezbrüdern und
Buhlschwestern, geleitet uns in Stripteaselokale und Hafenkaschemmen,
in Animierschuppen und Sexspelunken.
Es geht um den
Zuhälterkönig Jule Nickels (Horst Frank), den selbsternannten
„Paten von St. Pauli“ und seine ruchlose Bande von Radaubrüdern,
die im handfesten Clinch mit einer Rotte von eingewanderten Wiener
Luden liegen, angeführt von dem ausgekochten Schlitzohr Holleck
(Herbert Fux). Nach anfänglichen Drohgebärden, werden rasch harte
Bandagen angelegt und die brodelnde Fischsuppe kocht über:
Nacktschuppen werden per Molli in Brand gesetzt, bei den leichten
Damen hagelt es Ohrfeigen, und als schließlich die taubstumme Hure
Lisa ermordet wird, tobt der Krieg in den Gassen der roten Meile.
Der Film lief zu seiner
Entstehungszeit nur in den deutschen Kinos und war danach schwer
verfügbar, da er weder auf Videokassette noch auf DVD jemals
ausgewertet wurde. Der Filmclub BALI zeigt dieses rare Juwel des
teutonischen Exploitationkinos erstmals restauriert und ungekürzt
auf der großen Leinwand!
„An Originalschauplätzen mit echten Charakterfressen gedreht, atmet der
Film diese einmalige, unnachahmliche St.-Pauli-Atmosphäre, die es
heute in dieser Form kaum noch gibt, hat man bei den einmaligen
Dialogen immer das Gefühl, Szene-O-Ton zu vernehmen. Man erhält so
Einblick in ein vollkommen abgeschottetes Universum, dessen Bewohner
einem ganz eigenen Wertekodex folgen, in ein lebendiges Sub-System
mit einer florierenden Infrastruktur, das neben der ‚normalen Welt‘
etabliert wurde.“
--- Oliver Nöding auf Remember it for later
Der zweite Film ist ein
ganz besonders psychotronischer und tiefenverstrahlter Leckerbissen
aus den goldenen 70er Jahren: Ex-Busenwunder Ingrid Steeger spielt
Vicky, eine blutjunge und unschuldige Göre, die im Londoner Hyde
Park einer drogenumnebelten Rockband ansichtig und –hörig wird und
augenblicklich in die Fänge von Sex, Drugs & Rock’n’Roll
gerät. Was folgt, ist ein rauschhafter Reigen beispielloser Exzesse,
die Vicky zu Hasch-Kommunen in Soho, zu Gruppensex-Orgien in
Amsterdam und zu Rocker-Partys nach Zürich führen. Ein Taumel
totalen Irrsinns, der FKK-Grillabende im Wald, spirituelle
Nackedei-Naturerlebnisse in den Schweizer Alpen, Satansanbetungen zu
psychedelischer Musik und kiloweise Heroin in sämtlichen Venen
beinhaltet. Eine Erwin C. Dietrich-Produktion wie aus dem
Sleaze-Handbuch für Fortgeschrittene.
Wir zeigen den Film
erstmals in der Langfassung
auf der großen Leinwand!
„Ingrid Steeger
stolpert weltoffen aber zunehmend desillusioniert von
einer Szene zur nächsten, durch einen Film, der sich traut die
Naivität und die Verlorenheit seiner Figuren zu präsentieren, sie
bloßzustellen, ohne sie zu verdammen.“
--- Sano Cestnik auf Eskalierende Träume
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.