Griechische Nacht
am Freitag, den 12.06. um 22 Uhr im Kino Babylon
Hach, Griechenland! –
Es gab mal eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, da dachte
man nicht an Schuldenberg, Eurokrise und Bildzeitungs-Hetzkampagnen,
wenn es sich um Griechenland drehte. Da dachte man an Hochkultur,
Heldensagen und antike Tempel. An Kreta, Rhodos und Lesbos, an Costa
Cordalis und Nana Mouskouri. Oder an Sonne, Meer und lukullische
Köstlichkeiten, an griechischen Wein, Oliven, Tsatsiki, Gyros und
Souvlaki.
In unserer Juni-Nacht
im Filmclub BALI müsste es aber korrekterweise „Sifflaki“
heißen, denn auf den Spezialitäten, die wir Ihnen dieses Mal
servieren, tummeln sich die Fliegen. Man wird das flaue Gefühl nicht
los, dass die Regisseure Niko Mastorakis und Nikos Nikolaidis es sich
zur Aufgabe gemacht haben, sämtliche noch bestehenden Tabus zu
brechen und in die schmierigsten Abgründe der Filmgeschichte
einzutauchen.
Film Nummer Eins wurde
im Jahr 1975 mit dem Ziel inszeniert, mit möglichst geringem Aufwand
möglichst viel Reibach zu scheffeln – und das funktioniert
bekanntermaßen am besten mit den bewährten Zutaten Sex und Gewalt.
Der Inhalt:
Christopher und Jane, ein sympathisch wirkendes Geschwisterpaar aus
Amerika, treffen im Winter auf Mykonos ein – angeblich um Urlaub zu
machen, tatsächlich bildet Christopher sich ein, er müsse die Insel
von allem „Unreinen“ befreien. Eine blutige Orgie der Gewalt
beginnt…
Andernorts ließ
Filmemacher Mastorakis zwar verlauten, er habe eine bösartige
Parabel auf die Hippie-Ära drehen wollen, doch das darf guten
Gewissens angezweifelt werden, angesichts der Palette saftiger
Geschmacklosigkeiten, die der Film schamlos kredenzt. Mastorakis
erreicht einen radikalen Grad an Devianz, der selbst heutzutage
seinesgleichen sucht und die Klaviatur der Ekligkeiten rauf und
runter spielt.
Um es mit den Worten
des geschätzten Kollegen Oliver Nöding zu sagen:
„Natürlich passt
der Film sehr gut in eine Zeit, die nicht zuletzt geprägt war von
der Enttäuschung über das sang- und klanglose Ende des Sommers der
Liebe. Ernüchterung, Desillusionierung, Resignation, Pessimismus
machten sich breit. Filme wie eben THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder
THE LAST HOUSE ON THE LEFT erschienen und zeigten ihre Verachtung für
ein Bürgertum, das seine Werte verkauft hatte. Das sieht man auch
in Mastorakis’ Film, dessen Protagonisten im Namen einer nicht
näher definierten Freiheit die Arbeit von Faschisten machen.“
Film Nummer Zwei aus
dem Jahr 1990 hat ein schlauer Mensch mal als „Film Noir-Kunstwerk
für Schweine“ bezeichnet. Trotz des skandalträchtigen Rufs, der
dem Werk vorauseilt, wäre es ungerecht, es als trashiges B-Movie zu
verunglimpfen. Tatsächlich handelt es sich um die radikale Vision
eines Filmemachers von höchster kreativer Schaffenskraft, der sein
Publikum nachhaltig zu verstören und gleichsam zu faszinieren
versteht. Ein in messerscharf kontrastiertem Schwarzweiß
fotografiertes Entgleisungs-Kino, das hemmungslos Porno neben
Arthouse stellt.
Ein Privatdetektiv
sucht seine verschwundene große Liebe Laura und landet in der Villa
des wohl perversesten Mutter/Tochter-Teams in der Geschichte des
Films. Was - Zitat Covertext - "one
of the sickest, most disturbing films you will ever see"
zur Folge hat...
Eine perverse wie
exquisite Verbeugung vor dem Film Noir der Vierziger Jahre –
inklusive sadomasochistischer Praktiken, Inzest und goldenen
Duschen.“
--- Christian Ade auf Filmtipps.at ---
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.